Erhöhte Gewalttätigkeit bei Konsum von Methamphetamin

04.07.2014

Schon lange wird ein Zusammenhang zwischen gewalttätigem Verhalten und dem Konsum von Methamphetamin vermutet. Bislang war aber unklar, ob die erhöhte Aggressivität tatsächlich auf den Konsum zurückzuführen ist oder eher Folge von psychotischen Symptomen ist.

Nahaufnahme eines Mannes mit wütendem Gesichtsausdruck

Bild: chriskuddl | ZWEISAM / photocase.com

Zack, bumm, bäng! So in etwa klingt es, wenn Donald Duck einen seiner legendären Wutausbrüche hat. Cholerische Anfälle gehören zu Donald Ducks Persönlichkeit wie der Geiz zu Onkel Dagobert. Würde Donald Duck Methamphetamin konsumieren, niemand würde sich über einen aggressiven Ausbruch wundern.

Doch wie ist es bei Menschen aus Fleisch und Blut? Erhöht der Konsum von Methamphetamin, auch bekannt als Crystal Meth, generell die Gewaltbereitschaft? Oder ist die Zunahme an gewalttätigem Verhalten lediglich die Folge von psychotischen Symptomen, die durch Methamphetamin ausgelöst werden können. Denn unter dem Einfluss von Wahnvorstellungen und Halluzinationen kann die Schwelle zu Gewalt gegen andere oder sich selbst sinken.

Zur Klärung dieser Frage hat ein australisches Forschungsteam eine Längsschnittstudie durchgeführt. 278 Personen, die aufgrund einer Methamphetaminabhängigkeit in Behandlung waren, beteiligten sich daran. Zu Beginn haben Rebecca McKetin und ihr Team Interviews mit den Teilnehmenden geführt, um Informationen über ihre generelle Neigung zu Aggression und Gewalt zu sammeln. In den nächsten drei Jahren wurden die Teilnehmenden erneut interviewt. Dabei ging es sowohl um den Konsum, als auch um gewalttätiges Verhalten und psychotische Symptome im letzten Monat.

Dosis-Wirkungs-Beziehung

Studienleiterin McKetin und ihr Team konnten schließlich eine eindeutige Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen Gewalt und Methamphetaminkonsum nachweisen. Die generelle Gewaltbereitschaft wurde hierbei statistisch berücksichtigt. Je mehr Methamphetamin die Teilnehmenden konsumiert hatten, desto häufiger neigten sie in dieser Phase zu gewalttätigem Verhalten. Bei den Personen, die an mehr als der Hälfte des Monats Methamphetamin konsumierten, stieg die Wahrscheinlichkeit für gewalttätiges Verhalten sogar um das 10-fache.

Kennzeichnend für starken Methamphetaminkonsum war auch die Zunahme psychotischer Symptome. Sie standen ebenfalls in einem signifikanten Verhältnis zu Gewalt. Jedoch waren psychotische Symptome nicht allein verantwortlich für die Zunahme an Gewalt. Das Forschungsteam berechnete, dass sich lediglich 22 bis 30 Prozent des gewalttätigen Verhaltens auf psychotische Symptome zurückführen ließen. Andere Drogen wie Alkohol wurden ebenfalls berücksichtigt.

Der Konsum von Methamphetamin sei somit in den meisten Fällen unabhängig von psychotischen Symptomen oder anderen Drogen ein signifikanter Faktor, der verstärkt mit Aggression und Gewalt in Zusammenhang steht.

Damit würden die Ergebnisse für eine Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen Methamphetamin und Gewalt sprechen, schreibt das Forschungsteam in seinem Fachartikel. Allerdings könnten sie nichts über die Richtung der Wirkung schreiben, also ob Methamphetamin die Neigung zur Gewalt verstärkt oder Gewalt den Konsum von Methamphetamin erhöht. Möglicherweise trifft auch beides zu.

Quelle:
McKetin, R. Lubman, D. I., Najman, J. M., Dawe, S., Butterworth, P. & Baker, A. L. (2014). Does methamphetamine use increase violent behaviour? Evidence from a prospective longitudinal study. Addiction, 109(5), 798-806.


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