Kiffen keine langfristige Hilfe bei traumatischen Erfahrungen

29.07.2020

Manche Menschen, die unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden, konsumieren Cannabis, um die Symptome zu lindern. Eine aktuelle Studie zeigt auf, dass Cannabis langfristig vermutlich keine Hilfe ist.

Frau legt Kopf in verschränkte Arme

Bild: andlostluggage / photocase.de

Plötzlich ist alles wieder da. Ein bestimmtes Geräusch oder ein Geruch kann genügen und die Bilder und Gefühle von damals sind zurück. Menschen, die etwas Schreckliches erlebt haben, können diese Erfahrungen manchmal nur schwer verarbeiten. Sehr belastende Erlebnisse wie schwere Unfälle oder Gewalterfahrungen werden in der Psychologie als Trauma bezeichnet. Einige Menschen entwickeln in Folge einer traumatischen Erfahrung eine posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS.

Typisch für diese Störung ist, dass einen das Erlebte nicht loslässt. Belastende Erinnerungen an die traumatische Erfahrung drängen immer wieder ins Bewusstsein. Dabei kann es auch zu „Flashbacks“ kommen, bei denen die Betroffenen das Gefühl haben, das traumatische Ereignis noch einmal zu durchleben. Betroffene reagieren auch stark auf Reize, die an das Erlebte erinnern und vermeiden Situationen, die mit dem Erlebten in Verbindung stehen.

Für die Behandlung einer PTBS stehen verschiedene psychotherapeutische Verfahren zur Verfügung. Manche der Betroffenen greifen auch zu Cannabis als Medizin, um die Symptome einer PTBS zu lindern. Allerdings gilt die Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen mit Cannabis als noch nicht ausreichend erforscht. Ein Forschungsteam aus den USA ist in einer aktuellen Studie daher der Frage nachgegangen, wie sich die Symptome der Störung kurzfristig und langfristig verändern, wenn Betroffene Cannabis rauchen.

Kiffen schwächt Symptome nur vorübergehend

Das Team um Studienleiterin Carrie Cuttler untersuchte anonyme Daten von insgesamt 404 Personen, die nach eigenen Angaben an einer posttraumatischen Belastungsstörung litten und ihre Symptome mit Cannabis behandelten. Jedes Mal, wenn sie kifften, hielten die Betroffenen in einer speziellen App fest, wie stark die Symptome unmittelbar vor und nach dem Kiffen waren.

Teilnehmende nutzten die App innerhalb von 31 Monaten insgesamt rund 12.000-mal. Den Ergebnissen zufolge reduzierte sich die Stärke der Symptome einer PTBS unmittelbar nach dem Kiffen durchschnittlich um mehr als 50 Prozent. Der lindernde Effekt sei jedoch nur vorübergehend. Eine langfristige Reduzierung der belastenden Symptome konnte nicht beobachtet werden. War die Wirkung des Cannabis abgeklungen, schienen sich die Betroffenen wieder genauso zu fühlen wie vor dem Kiffen.

Risiko der Entwicklung einer Cannabisabhängigkeit

Zudem haben einige der Teilnehmenden der Studie über die Zeit immer mehr Cannabis pro Konsumsituation geraucht. Dies spreche dafür, dass die Betroffenen eine Toleranz gegenüber der Wirkung der Droge entwickelt haben. Damit verbunden sei auch das Risiko einer Cannabisabhängigkeit.

Das Forschungsteam schlussfolgert, dass Cannabis bei einer posttraumatischen Belastungsstörung zwar kurzfristig Linderung verschaffen könne, langfristig aber ineffektiv sei. Zudem habe es auch teils große Unterschiede zwischen den Betroffenen gegeben. Cannabis scheint somit nicht bei allen Betroffenen in der gleichen Weise die Symptome einer PTBS zu reduzieren.

 

Quellen:
Gesundheitsinformation.de >„Posttraumatische Belastungsstörung“

Cuttler, C., LaFrance, E. M., Glodosky, N. C. & Bonn-Miller, M. (2020). Short and Long-Term Effects of Cannabis on Symptoms of Post-Traumatic Stress Disorder. Journal of Affective Disorders, 274, 298-304.


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