Neue Studie warnt: Kiffen erhöht Risiko für Psychose-ähnliche Symptome bei Jugendlichen

16.06.2017

Kiffen steht laut einer aktuellen Längsschnittstudie mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Psychose-ähnlichen Symptomen bei Jugendlichen in Zusammenhang. Die Symptome traten bei den betroffenen Jugendlichen auch nach einem Jahr Abstinenz noch auf.

Junger Mann mit Kapuzenstrickpulli hokst vor einer Steinwand und schaut nach unten

Bild: busdriverjens / photocase.com

Psychosen sind einschneidende Erkrankungen. Wenn man plötzlich Dinge sieht, die niemand anders sehen kann oder häufig das Gefühl hat, beobachtet zu werden, so können dies frühe Anzeichen einer Psychose sein. Bei ungünstigen Verläufen kann sich daraus eine dauerhafte Psychose wie die Schizophrenie entwickeln.

Cannabis steht schon seit längerem im Verdacht, die Entwicklung von Psychosen zu fördern. So ist Kiffen ein Risikofaktor für Schizophrenie für vorbelastete Personen. Als besonders gefährdet gelten Jugendliche, da sie sich noch in der Entwicklung befinden. Bisherige Studien zu diesem Thema haben aber häufig methodische Probleme, die den Nachweis einer ursächlichen Beziehung zwischen jugendlichem Cannabiskonsum und Psychose erschweren.

Mit ihrer Studie können Jordan Bechtold und sein Team zwar auch keinen endgültigen Beweis dafür vorlegen, dass Cannabis dauerhafte Psychosen auslöst. Ihre Vorgehensweise habe ihrer Einschätzung nach aber eine Reihe von Vorteilen. So wurden über 1.000 männliche Jugendliche über einen längeren Zeitraum untersucht. Zu Beginn der Studie waren sie 13 Jahre alt, zum Ende hin 18. Die Befragungen erfolgten halbjährlich. Ein Teil der Jungen hatte zwischenzeitlich begonnen, regelmäßig zu kiffen, andere nicht.

Psychose-ähnliche Symptome durchaus verbreitet

Die Wiederholungsbefragungen haben zunächst deutlich gemacht, dass Psychose-ähnliche Symptome gar nicht so ungewöhnlich sind bei Jugendlichen. Etwa zwei Drittel der Jungen berichteten zumindest einmal im gesamten Erhebungszeitraum von entsprechenden Ereignissen. Mit 13 Jahren war die Wahrscheinlichkeit für Paranoia, Halluzinationen oder bizarre Gedanken am höchsten und sank dann kontinuierlich ab.

Haben die Jungen aber angefangen, regelmäßig zu kiffen, so nahmen Psychose-ähnlichen Symptome zu anstatt ab. Je länger die Jungen kifften, desto mehr nahmen die Symptome zu. Das häufigste Symptom war Paranoia, also das unbestimmte Gefühl beobachtet oder verfolgt zu werden oder der Eindruck, dass andere Menschen sich ohne Grund feindselig verhalten.

Bechthold und sein Team haben zudem herausarbeiten können, dass die Psychose-ähnlichen Symptome auch dann noch verstärkt auftraten, wenn die Jungen nach einer Phase intensiven Konsums schon mehr als ein Jahr abstinent waren. Es hat also den Anschein, als wenn das Kiffen ein dauerhaft erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Psychose nach sich zieht.

Kein erhöhter Konsum infolge von Psychose-ähnlichen Symptomen

Eine umgekehrte Verursachung schließt das Team aus. Jungen, die häufig von Psychose-ähnlichen Symptomen berichteten, zeigten keine höhere Wahrscheinlichkeit dafür, nachfolgend das Kiffen zu intensivieren.

Bechthold und sein Team warnen angesichts der Ergebnisse daher, dass Jugendliche sich einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Psychosen aussetzen, wenn sie regelmäßig Cannabis konsumieren.


Quelle:
Bechtold, J., Hipwell, A., Lewis, D. A., Loeber, R. & Pardini, D. (2017). Concurrent and Sustained Cumulative Effects of Adolescent Marijuana Use on Subclinical Psychotic Symptoms. Am J Psychiatry, 173(8), 781-789.


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