Impfstoff blockiert Heroinwirkung

24.05.2013

Ein neuer Impfstoff hindert Heroin daran, ins Gehirn zu gelangen. In Tierversuchen konnte nachgewiesen werden, dass heroinabhängige Tiere nicht mehr rückfällig werden, obwohl sie Zugang zur Droge haben.

Löffel mit aufgelösten Heroin und Spritzbesteck

Bild: poweroffforever / istockphoto.com

Viele Heroinabhängige kommen nur sehr schwer von ihrer Sucht los - wenn überhaupt. Möglicherweise steht den Betroffenen bald ein Impfstoff zur Verfügung, der sie wirksam vor einem Rückfall schützt.

Schon seit längerem arbeiten verschiedene Forschungsteams daran, Impfstoffe für Drogen zu entwerfen. Bei Heroin besteht die Herausforderung darin, die Drogenwirkung zu unterbinden, ohne die Opiatrezeptoren im Gehirn zu blockieren. Andernfalls wäre eine Substitutionsbehandlung mit Opiaten wie Methadon oder eine Schmerztherapie nicht mehr möglich. Zudem würden wichtige körpereigene Botenstoffe ebenfalls blockiert, mit tiefgreifenden Auswirkungen auf das Gefühlsleben der Betroffenen.

Ein Forschungsteam vom Scripps Research Institute in La Jolla, USA, ist es nun gelungen, einen Impfstoff zu entwickeln, der die Bildung von Antikörpern anregt und Heroin schon im Blut unschädlich macht. Heroin wird im Körper rasch umgewandelt zu einer Substanz namens 6-Acetylmorphin. Das Abbauprodukt geht schnell ins Gehirn über und löst dort die typische Heroinwirkung aus.

Immunabwehr im Blut

Die Drogenmoleküle sind in der Regel zu klein, um vom Immunsystem erfasst zu werden. Der neue „dynamische“ Impfstoff ist allerdings in der Lage, das Immunsystem zur Entwicklung von Antikörpern anzuregen. Die Antikörper binden nicht nur Heroin, sondern auch 6-Acetylmorphin und Morphin, ein weiteres Abbauprodukt. „Der Impfstoff erreicht die Droge bereits in dem Moment, wenn sie umgewandelt wird, so dass die aktiven Abbauprodukte nicht ins Gehirn gelangen. Das erklärt, so denke ich, den Erfolg“, erläutert Kim Janda, Co-Autor der Studie.

Im Tierversuch konnte die Wirkung nachgewiesen werden. Das Forschungsteam verabreichte den Impfstoff Ratten, die zuvor eine Abhängigkeit von Heroin entwickelt hatten. Die Abhängigkeit bei Ratten zeigt sich dadurch, dass sie versessen darauf sind, einen Hebel zu drücken, der sie mit einer Dosis Heroin versorgt.

Droge verliert Wirkung

Auch nach einer mehrere Wochen andauernden Phase der „Extinktion“, in der keine Droge mehr auf Hebeldruck folgt, reicht in der Regel schon die einmalige Gabe von Heroin, um das Suchtverhalten bei den Tieren wieder auszulösen. Ratten, die mit dem Impfstoff behandelt wurden, haben jedoch kein Interesse mehr am Hebel gezeigt. Die Droge hatte offenbar ihre Wirkung verloren.

Janda merkt an, dass die Tiere in anderen Studien einfach dazu übergegangen sind, die verminderte Wirkung durch eine Verdoppelung oder sogar Verdreifachung der Hebelbetätigung auszugleichen. „Aber mit dem Heroin-Impfstoff haben sie nicht versucht, sich mehr Heroin zu verabreichen, um den Impfstoff zu überlisten - eine beeindruckende Wirkung“, stellt Janda fest.

Nach Angaben des Forschungsteams blockiert der Impfstoff jedoch nicht die Effekte von Methadon und anderen Opiaten, die üblicherweise im Rahmen einer Substitutionsbehandlung gegeben werden, weil die Opiatrezeptoren nicht betroffen sind. In einem nächsten Schritt will das Forschungsteam den Impfstoff am Menschen testen, um es später in Rahmen einer Abstinenztherapie verabreichen zu können.

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