Warum Crystal-Konsumierende häufiger Zahnschäden haben

28.07.2017

Schädigt Crystal die Zähne? Ein Forschungsteam aus den USA hat untersucht, warum vergleichsweise viele Crystal-Konsumierende unter Karies und Zahnausfall leiden.

Mann putzt sich die Zähne

Bild: froodmat / photocase.de

Offenbar ist es um die Zahngesundheit vieler Crystal-Konsumierender nicht gut bestellt. Mit der umgangssprachlichen Bezeichnung „Meth Mouth“ wurde in den USA sogar ein eigener Begriff hierfür geprägt. Unklar ist bislang, wieso so viele der Konsumierenden Karies und Zahnausfall zu beklagen haben. Ist der Wirkstoff Methamphetamin schuld? Oder putzen sich Konsumierende seltener die Zähne?

Ein US-Forschungsteam hat den Zusammenhang zwischen Crystal-Konsum und der Zahngesundheit näher beleuchtet. 571 Crystal-Konsumierende haben an der Studie teilgenommen. Zum Vergleich wurden die Daten von Nichtkonsumierenden einer großen Gesundheitsstudie herangezogen. Beide Gruppen waren im Schnitt 45 Jahre alt. Bei allen Teilnehmenden wurden die Zähne gründlich durchgecheckt.

Zunächst bestätigte sich, dass die Zähne von Crystal-Konsumierenden tatsächlich in einem schlechteren Zustand waren als die von nichtkonsumierenden Personen. Doch welche Ursachen kommen hierfür infrage?

Stärkere Mundtrockenheit, mehr Softdrinks, weniger Zahnpflege

Ein Grund könnte chronische Mundtrockenheit sein. Den Ergebnissen zufolge leiden Crystal-Konsumierende wesentlich häufiger unter Mundtrockenheit als altersgleiche Personen der übrigen Bevölkerung. Die verstärkte Mundtrockenheit geht vermutlich auf die gefäßverengende Wirkung der stimulierenden Droge Crystal zurück. Die Durchblutung der Speicheldrüsen wird vermindert und in der Folge geht der Speichelfluss zurück. Den Zähnen fehlt dadurch der Schutz vor säureproduzierenden Bakterien.

Nach Angaben des Forschungsteams dürfte ein weiteres Ergebnis von noch stärkerer Bedeutung sein: Die befragten Crystal-Konsumierenden trinken vergleichsweise viel zuckerhaltige Limonaden. Im Schnitt waren es 3,5 Gläser pro Tag, wohingegen die Kontrollgruppe nur auf 0,3 Gläser pro Tag kommt. Denkbar sei, dass Konsumierende wegen der Mundtrockenheit verstärkt zu Softdrinks greifen.

Hinzu kommt, dass es ein Teil der Crystal-Konsumierenden offenbar nicht so genau nimmt mit der Zahnhygiene, sprich: Sie putzen sich seltener die Zähne und gehen seltener zum Zahnarzt.

Kein direkter Einfluss auf Zahnsubstanz nachweisbar

Einen direkten Einfluss von Crystal auf die Zahnsubstanz halten die Forscherinnen und Forscher hingegen für unwahrscheinlich. Dann müssten die Zähne von Personen, die Crystal bevorzugt rauchen, in einem schlechteren Zustand sein als von Konsumierenden, die Crystal sniefen oder spritzen, argumentiert das Forschungsteam. Denn beim Rauchen komme der Wirkstoff in direktem Kontakt mit den Zähnen. Die Ergebnisse weisen aber keine Unterschiede bei der Zahngesundheit auf, wenn Konsumierende mit unterschiedlichen Konsumformen verglichen werden.

Das Phänomen „Meth Mouth“ scheint somit nicht direkt durch den Wirkstoff verursacht zu werden. Wahrscheinlicher sei, dass die Kombination von verstärkter Mundtrockenheit, häufigem Konsum zuckerhaltiger Limonaden und nachlässiger Zahnpflege maßgeblich zu den Zahnproblemen bei Crystal-Konsumierenden beitragen.

Quelle:
Clague, J., Belin, T. R. & Shetty, V. (2017). Mechanisms underlying methamphetamine-related dental disease. JADA, 148(6), 377-386.


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