Führt Kiffen zu Verhaltensauffälligkeiten oder umgekehrt?

11.01.2019

Manche Jugendliche schwänzen die Schule, begehen Diebstahl oder fallen in anderer Weise öfter negativ auf. Könnte der frühe Konsum von Cannabis eine Ursache für solche Verhaltensauffälligkeiten sein? Eine US-amerikanische Längsschnittstudie hat sich mit dieser Frage befasst.

Teenager schaut provozierend

Bild: soupstock / stock.adobe.com

Welche Folgen hat es, als Jugendlicher mit dem Kiffen anzufangen? Studien zufolge könnte nicht nur die Entwicklung des Gehirns durch Cannabiskonsum beeinträchtigt werden. Die Forschung hat zudem nachweisen können, dass es bei Jugendlichen einen engen Zusammenhang gibt zwischen Cannabiskonsum und Verhaltensauffälligkeiten wie Schulschwänzen oder Diebstahl. Könnte der frühe Einstieg in das Kiffen womöglich derartige Probleme nach sich ziehen?

Studie über 8 Jahre

Studienleiterin Ivy Defoe und ihr Team haben die Daten einer US-amerikanischen Längsschnittstudie genutzt, um Antworten auf diese Frage zu erhalten. Im Jahr 2004 wurden 364 Jugendliche erstmals im Alter zwischen 10 und 12 Jahren zu ihrem Verhalten befragt. Es folgten mehrere Nachbefragungen, die letzte fand 2012 statt, also 8 Jahre nach Beginn der Studie. Die Teilnehmenden waren zu diesem Zeitpunkt im Schnitt 18,5 Jahre alt.

Die Befragung deckte somit die gesamte Pubertät ab. Dadurch konnte das Forschungsteam die zeitliche Abfolge zwischen dem Auftreten von Verhaltensproblemen und dem Einstieg in den Cannabiskonsum überprüfen. Dabei zeigte sich, dass nicht Cannabiskonsum problematisches Verhalten nach sich zieht, sondern umgekehrt.

Verhaltensauffälligkeiten lösen Kette von Problemen aus

Das Forschungsteam spricht von einer Art „Kettenreaktion“: Jugendliche, die schon früh Verhaltensauffälligkeiten zeigen, fangen nicht nur mit einer höheren Wahrscheinlichkeit an zu kiffen. Auch wenn sie selbst noch kein Cannabis konsumieren, freunden sie sich eher mit Gleichaltrigen an, die bereits kiffen. Dies führt dazu, dass sie selbst in den Cannabiskonsum einsteigen oder verstärkt kiffen, was wiederum eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Cannabisabhängigkeit nach sich zieht. Für die Hypothese, dass Cannabiskonsum der Ausgangspunkt für Verhaltensprobleme sei, fand das Team hingegen keine Bestätigung.

Die Forscherinnen und Forscher vermuten, dass der frühe Einstieg in den Cannabiskonsum oftmals eine Folge von persönlichen Problemen ist. Cannabis werde dann konsumiert, um sich Erleichterung zu verschaffen. Wichtig sei es daher, verhaltensauffälligen Jugendlichen früh zu helfen und ihnen gesündere Alternativen anzubieten.

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