Je mehr Drogen, desto kleiner sind bestimmte Hirnareale

13.07.2018

Der Konsum von Drogen steht mit einem kleineren Volumen bestimmter Gehirnareale in Zusammenhang. Eine aktuelle Studie hat nun Belege dafür vorgelegt, dass dabei nicht die Art der Droge, sondern die Anzahl unterschiedlicher Drogen eine Rolle zu spielen scheint.

Mann in Anzug wird 4-mal beim Konsum unterschiedlicher Drogen gezeigt

Bild: LIGHTFIELD STUDIOS / Fotolia.com

Als graue Substanz werden jene Bereiche unseres Gehirns bezeichnet, die überwiegend Nervenzellkörper enthalten. Ein wichtiger Bereich ist der so genannte präfrontale Cortex. Das ist ein Areal hinter der Stirn, das für komplexes Denken und bewusste Entscheidungen zuständig ist. Im präfrontalen Cortex sitzt gewissermaßen die innere Stimme der Vernunft.

In Studien, die mit bildgebenden Verfahren arbeiten, konnte nachgewiesen werden, dass der Konsum mancher Drogen mit einem kleineren Volumen des präfrontalen Cortex in Zusammenhang steht. Viele Menschen, die Drogen konsumieren, belassen es aber nicht bei einer Substanz. Ein Forschungsteam aus den Niederlanden hat sich in seiner Studie daher nicht nur auf eine Substanz konzentriert, sondern die Kombination mehrerer Drogen berücksichtigt.

Unter der Leitung von Anne Kaag nutzte das Team vorhandene Daten aus drei Vorgängerstudien der gleichen Arbeitsgruppe. In den Studien wurden die Gehirne konsumierender und nicht-konsumierender Personen mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) vermessen. MRT-Aufnahmen von 169 Personen, allesamt Männer, gingen in die Auswertung ein. Einige der Männer konsumierten nur Alkohol, andere in unterschiedlichen Kombinationen Alkohol, Tabak, Cannabis und Kokain. Eine weitere Gruppe lebte abstinent.

Anzahl konsumierter Drogen ist entscheidend

Die Auswertung der Hirnscans ergab, dass die graue Substanz in bestimmten Bereichen des präfrontalen Cortex umso kleiner war, je mehr unterschiedliche Drogen die Männer konsumierten. Es kam nicht darauf an, welche Drogen konsumiert wurden. Allein die Anzahl konsumierter Drogen war entscheidend.

Die Studie lässt aufgrund ihres Designs allerdings keine Aussagen darüber zu, ob der Drogenkonsum Ursache oder Folge eines kleineren präfrontalen Cortex ist. Das Forschungsteam hält es aber für unwahrscheinlich, dass der Drogenkonsum aufgrund von neurotoxischen Effekten ursächlich auf den präfrontalen Cortex einwirkt. Denn die untersuchten Drogen beeinflussen unterschiedliche Bereiche des Gehirns und hätten zu unterschiedliche Wirkmechanismen.

Wahrscheinlicher sei, dass Personen mit einem kleineren präfrontalen Cortex generell empfänglicher sind für Drogenkonsum, da sie ihr Drogenkonsumverhalten nicht gut kontrollieren können. Dies erkläre nach Meinung von Kaag und ihrem Team auch, warum manche Menschen nur schlecht auf eine Drogentherapie reagieren. Allerdings müssten die Ergebnisse an Stichproben mit Frauen und im Längsschnitt überprüft werden.

Quellen:
Kaag, A. M., Schulte, M. H. J., Jansen, J. M., van Wingen, G., Homberg, J., van den Brink, W., Wiers, R. W., Schmaal, L., Goudriaan, A. E. & Reneman, L. (2018). The relation between gray matter volume and the use of alcohol, tobacco, cocaine and cannabis in male polysubstance users. Drug and Alcohol Dependence, DOI: 10.1016/j.drugalcdep.2018.03.010.


Kommentare

Kommentare

Um Kommentare schreiben zu können, musst du dich anmelden oder registrieren.