Kiffen und Stress in der Jugend könnte Angststörungen begünstigen

20.03.2019

Die Kombination von Cannabiskonsum und starkem Stress könnte Angststörungen nach sich ziehen. Hinweise dafür liefert ein Tierexperiment eines Forschungsteams aus Spanien.

Frau mit weit aufgerissene Augen

Bild: nanihta / photocase.de

Angst ist ein überlebenswichtiger Instinkt auf reale Bedrohungen. Doch wenn die Angst bleibt, obwohl objektiv kein Grund mehr dazu besteht, könnte eine Angststörung vorliegen. Ein Forschungsteam unter der Leitung von Rafael Maldonado und Fernando Berrendero hat im Tierexperiment Hinweise dafür geliefert, dass der Cannabiswirkstoff THC in Kombination mit Stress Angststörungen nach sich ziehen könnte, wenn der Konsum in der Pubertät erfolgt.

Angst kann gelernte Reaktion auf bislang neutrale Reize sein

Angst könne als eine gelernte Reaktion verstanden werden, erklärt das Forschungsteam. So sei ein Zahnarzt im weißen Kittel zunächst einmal als neutraler Reiz zu bezeichnen. Wenn aber der Anblick des Arztes Erinnerungen an den Schmerz auslöst, den man beim letzten Besuch erlitten hat, so könne allein die Person im weißen Kittel eine Angstreaktion hervorrufen. Normalerweise würde die Angstreaktion im Laufe der Zeit verblassen, wenn die folgenden Zahnarztbesuche schmerzfrei bleiben. Die Angst würde nach und nach aus dem Gedächtnis gelöscht. Funktioniert die Löschfunktion des Gehirns aber nicht richtig, könnten sich Angststörungen wie Panik-Attacken oder eine Phobie entwickeln.

In dem Experiment hat das Team Mäuse im Jugendalter mit THC behandelt und diese anschließend stressauslösenden Situationen ausgesetzt. Unter anderem wurden die Mäuse für 6 Minuten in einen mit Wasser gefüllten Plexiglaszylinder gesetzt, dessen Wände zu hoch waren, als dass die Tiere daraus entkommen konnten. Sie mussten um ihr Leben schwimmen, um nicht zu ertrinken.

Als die Mäuse ausgewachsen waren, erhielten die Tiere Elektroschocks, die mit Pieptönen gekoppelt wurden. Die Tiere lernten somit, Pieptöne mit Schmerzreizen zu verbinden. Anschließend testete das Team, wie lange es dauerte bzw. ob die Tiere diese Verbindung auch wieder verlernten, indem sie die Pieptöne ohne Elektroschocks abspielten. Zusätzlich wurden Versuche mit weiteren Mäusegruppen gemacht. Die Tiere waren entweder nur Stress ausgesetzt, ohne die Gabe von THC, oder bekamen nur THC, ohne lebensbedrohlichen Stress ertragen zu müssen.

Kombination von Stress und THC verringert Abschwächung von Angstsymptomen

Wie sich zeigte, hatte die Kombination von Stress und THC zur Folge, dass die Tiere dauerhaft ängstlich auf Pieptöne reagierten. „Wir haben beobachtet, dass die Löschung der Angst bei heranwachsenden Mäusen, die mit THC behandelt wurden und Stress ausgesetzt waren, beeinträchtigt ist. Dieser Effekt wurde jedoch nicht beobachtet, wenn die Tiere diesen Faktoren separat ausgesetzt waren“, erklärt Maldonado.

Der beobachtete Verhaltenseffekt ging einher mit Veränderungen der neuronalen Aktivität in Hirnregionen, die für die Verarbeitung von Angstsignalen zuständig sind. Das Forschungsteam warnt daher, dass Cannabiskonsum in der Jugend das Risiko für dauerhafte Angststörungen im späteren Leben erhöhen könnte, zumal die Pubertät üblicherweise den einen oder anderen Stress für Jugendliche bereithalte.

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