Schon ein Joint könnte Gehirnentwicklung beeinflussen

06.02.2019

Einmal ist keinmal, heißt es. Doch wenn Jugendliche mit 14 Jahren oder früher zu Cannabis greifen, könnten einer aktuellen Studie zufolge schon ein oder zwei Joints Veränderungen im Gehirn bewirken.

Jugendliche hält Hände an die Schläfen, dahinter ein gemaltes Gehirn an der Wand

Bild: denisismagilov / stock.adobe.com

Das Gehirn Jugendlicher gleicht einer Baustelle. Ganze Hirnareale werden umgebaut. Neue Verbindungen zwischen den Nerven werden geknüpft, nicht mehr benötigte abgebaut. Studien haben bereits darauf hingewiesen, dass der frühe Einstieg in den Cannabiskonsum den Umbauprozess stören und die Leistungsfähigkeit des Gehirns mindern könnte.

Volumenmessung der grauen Substanz

Ein aktueller Forschungsbericht hat nun Hinweise dafür geliefert, dass sich die Hirnstruktur schon nach ein oder zwei Joints verändert. Grundlage der Studie waren die Ergebnisse von 46 Jugendlichen im Alter von 14 Jahren, die nach eigenem Bekunden nicht mehr als zweimal gekifft hatten. Zum Vergleich wurden 46 Jugendliche gleichen Alters hinzugezogen, die noch keine Erfahrung mit Cannabis gemacht haben.

Das internationale Forschungsteam unter der Leitung von Catherine Orr hat umfangreiche Tests durchgeführt und die Gehirne der Jugendlichen mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) vermessen. Dabei zeigte sich, dass das Volumen der so genannten grauen Substanz in bestimmten Bereichen des Gehirns bei cannabiserfahrenen Jugendlichen größer war als bei Gleichaltrigen ohne Cannabiserfahrung. Die Volumenunterschiede in der grauen Substanz gingen zudem einher mit schlechteren Leistungen in Tests, die logisches Denken erfordern. Als graue Substanz wird Hirngewebe bezeichnet, das überwiegend aus Nervenzellkörpern besteht.

Forschungsteam vermutet Cannabis als Ursache für Volumenunterschied

Zwar kann die Studie nicht beweisen, dass der Volumenunterschied eine ursächliche Folge von ein- oder zweimaligem Kiffen ist, einige Detailergebnisse würden nach Ansicht des Forschungsteams aber dafür sprechen. So besteht ein wichtiger Prozess der Gehirnentwicklung aus dem gezielten Rückbau überflüssiger Nervenzellen. Auffällig war, dass vor allem solche Hirnareale betroffen waren, die über viele Cannabinoidrezeptoren verfügen. Der pflanzliche Cannabiswirkstoff THC könnte den Reifeprozess in diesen Regionen verlangsamt haben. Befunde aus Tierstudien würden diese Vermutung bestätigen.

Denkbar ist auch, dass Volumenunterschiede bereits vor dem ersten Joint vorhanden waren. Um dies zu testen, hat das Forschungsteam Jugendliche, die im Alter von 14 Jahren noch keine Erfahrung mit Cannabis hatten, zwei Jahre später erneut befragt. Einige der Jugendlichen hatten in der Zwischenzeit mit dem Kiffen angefangen. Die Hirnstruktur dieser Jugendlichen unterschied sich im Alter von 14 Jahren jedoch nicht von der Gleichaltriger, die auch mit 16 noch abstinent geblieben sind.

Einschränkungen durch Selbstauskünfte

Einschränkend ist zu erwähnen, dass die Forscherinnen und Forscher gänzlich auf Selbstauskünfte angewiesen waren, was die Cannabiserfahrung der Jugendlichen betrifft. So kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass die Jugendlichen tatsächlich nur maximal zwei Joints geraucht hatten. Auch ist nicht bekannt, mit welcher Sorte Cannabis die Jugendlichen eingestiegen sind, ob es sich beispielsweise um hochpotenten oder eher „normalen“ Cannabis handelt.

Den Einfluss anderer Faktoren wie den Konsum weiterer Drogen oder den Entwicklungsstand der Pubertät hat das Forschungsteam hingegen einbezogen und konnte deren Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung somit berücksichtigen.

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