Sport könnte Hirnschäden durch Rauschtrinken mindern

01.05.2019

Rauschtrinken ist bekanntlich schädlich fürs Gehirn. In einem Tierexperiment konnte gezeigt werden, dass Sport einen gewissen Schutz vor den nervenschädigenden Folgen übermäßigen Alkoholkonsums bietet.

Läufer auf Laufband

Bild: whygramshot / stock.adobe.com

Rauschtrinken schädigt Nervenzellen unter anderem durch die Bildung freier Radikale. Das sind reaktionsfreudige Sauerstoffmoleküle, die eine schädliche Wirkung auf unsere Körperzellen haben, indem sie oxidativen Stress ausüben. Regelmäßigem Sport wird hingegen eine nervenschützende Wirkung zugesprochen. Doch kann Sport auch die durch Rauschtrinken verursachten Nervenschäden heilen oder verhindern?

Um dies zu testen, hat ein Forschungsteam der Universität Pará in Brasilien ein Tierexperiment durchgeführt. Jugendliche Ratten mussten vier Wochen lang fast täglich auf einem Laufband trainieren. Die Intensität soll dem eines moderaten Lauftrainings entsprochen haben. An drei Tagen pro Woche bekamen die Tiere Alkohol in einer Menge zu trinken, die dem Rauschtrinken entsprechen würde. Zum Vergleich wurden drei weitere Gruppen von Ratten untersucht: Eine Gruppe bekam nur Alkohol, ohne auf dem Laufband zu trainieren. Eine weitere Gruppe wurde zwar zu Sport angetrieben, bekam aber Wasser statt Alkohol und eine letzte Gruppe bekam nur Wasser, ohne sich abstrampeln zu müssen.

Bewegungsstörungen und Zellschäden durch Rauschtrinken

Anschließend wurden die motorischen Fähigkeiten der Tiere getestet. Das Forschungsteam ließ die Ratten dazu unter anderem über einen schmalen Balken laufen. Jeder noch so kleine Ausrutscher der Nager wurde protokolliert. Mit den Tests sollte die Funktion des Kleinhirns überprüft werden. Diese Hirnregion ist insbesondere für fein abgestimmte Bewegungen zuständig. Nervenschäden durch Alkohol würden sich entsprechend in Störungen in den Bewegungsabläufen bemerkbar machen.

Den Ergebnissen zufolge waren die Tiere aus der Alkoholgruppe, die nicht auf dem Laufband waren, deutlich unsicherer in ihren Bewegungen und brauchten länger, um den Balken zu überqueren als Tiere, die zwar Alkohol bekamen, aber zum Sport angetrieben wurden. In den Gewebeproben aus dem Kleinhirn der Tiere waren ebenfalls Unterschiede ersichtlich. Bei den Alkohol-Tieren deuteten die Messwerte nicht nur auf erhöhten oxidativen Stress hin, im Kleinhirn der Nager waren auch Zellschäden erkennbar. Bei Ratten, die sich zusätzlich sportlich betätigt hatten, waren diese Schäden geringer ausgeprägt.

Damit habe das Forschungsteam nach eigenem Bekunden erstmals experimentell zeigen können, dass moderater Sport vermutlich einen gewissen Schutz vor den nervenschädigenden Folgen des Rauschtrinkens bietet.

Quelle:
Lamarão-Vieira, K., Pamplona-Santos, D., Nascimento, P. C., Corrêa, M. G., Bittencourt, L. O., dos Santos, S. M., Melo Pereira Fernandes, L., Monteiro, M. C., Maia, C. S. F. & Lima, R. R. (2019). Physical Exercise Attenuates Oxidative Stress and Morphofunctional Cerebellar Damages Induced by the Ethanol Binge Drinking Paradigm from Adolescence to Adulthood in Rats. Oxicative Medicine and Cellular Longevity, Article ID 6802424.


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