Streckmittel in Kokain möglicherweise besonders schädlich für das Gehirn

23.11.2018

Illegales Kokain ist meist gestreckt, also mit anderen Substanzen verdünnt. In zwei Studien hat ein Forschungsteam aus der Schweiz Hinweise dafür gefunden, dass ein häufig genutztes Streckmittel Hirnschäden verursachen könnte.

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Bild: Aleksander Mijatovic / stock.adobe.com

Kokain enthält meist Streckmittel. Analysen zufolge sind bis zu 80 Prozent des illegal hergestellten Kokains mit dem Tierentwurmungsmittel Levamisol verschnitten. Erst kürzlich konnte in einer australischen Studie bei drei von vier Kokainkonsumierenden Levamisol im Urin nachgewiesen werden.

Bekannt ist, dass Levamisol unter anderem eine gefährliche Bluterkrankung auslösen kann. In Tierversuchen konnte zudem nachgewiesen werden, dass Levamisol das Nervensystem schädigt. Unklar war bislang, welchen Einfluss Levamisol auf die kognitiven Leistungen von Menschen hat.

Haaranalysen ermitteln Belastung mit Levamisol

Ein Team der Universität Zürich hat zwei Studien hierzu durchgeführt. Bei den teilnehmenden Kokainkonsumierenden wurden zunächst Haaranalysen vorgenommen, um zu ermitteln, wie stark sie mit Levamisol belastet waren. Lag der Anteil an Levamisol im Haar bei über 25 Prozent der Gesamtmenge an nachgewiesenem Kokain, wurden diese Personen der Gruppe mit hohen Levamisolwerten zugewiesen. Auf 26 von 75 teilnehmenden Kokainkonsumierenden traf dies zu. Die übrigen Kokainkonsumierenden hatten niedrigere Levamisolwerte und bildeten eine weitere Gruppe. Zusätzlich wurde eine Kontrollgruppe von 78 abstinenten Personen hinzugezogen.

In der ersten Studie wurden verschiedene Tests angewendet, um die kognitive Leistungsfähigkeit der Teilnehmenden auf die Probe zu stellen. Wie zu erwarten war, schnitten Kokainkonsumierende generell schlechter ab als Personen der Kontrollgruppe. Kokainkonsumierende mit hohen Levamisolwerten waren bei bestimmten Aufgaben, die höhere kognitive Funktionen wie Planen und Entscheiden beinhalteten, sogar noch stärker beeinträchtigt als Konsumierende mit niedrigen Levamisolwerten. Beide Gruppen wiesen wohlgemerkt einen etwa gleich starken Kokainkonsum auf.

Dünnere Hirnrinde bei hohen Levamisolwerten

In einer zweiten Studie wurden die Teilnehmenden mit Hilfe der Magnetresonanztomographie untersucht. Das bildgebende Verfahren kann die Struktur einzelner Hirnareale sichtbar machen. Hierbei zeigte sich, dass Kokainkonsumierende mit hohen Levamisolwerten eine dünnere Hirnrinde in einer Region aufwiesen, die vor allem für höhere kognitive Funktionen zuständig ist.

Das Forschungsteam sieht darin einen Beleg dafür, dass Levamisol schädlich für das Gehirn sein könnte. Während der Konsum von Kokain bereits zu kognitiven Defiziten führt, scheint Levamisol sich in besonderem Maße auf höhere Hirnfunktionen auszuwirken.

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