Placebo-Effekt erklärt Wirkung von Energydrinks mit Alkohol

02.06.2017

Alles nur Einbildung. Manche Menschen fühlen sich stärker angetrunken, wenn sie Hochprozentiges mit Energydrinks mischen. Ein Experiment hat aufgezeigt, dass es sich schlicht um einen Placebo-Effekt handelt.

Kleines Flugzeugmodell aus Metall steht kopfüber

Bild: fotobieshutterb / Fotolia.com

Bitte vervollständige den Satzanfang: „… verleiht Flügel.“ Das war vermutlich nicht schwer. Denn der Slogan für die koffeinhaltige Brause aus Österreich dürfte allseits bekannt sein. Das Marketing des Herstellers will uns vermitteln, dass Konsumierende gewissermaßen über sich hinauswachsen.

Aus Sicht eines Forschungsteams um Studienleiter Yann Cornil fördere das Marketing von Energydrinks allerdings auch bestimmte Erwartungen an die Wirkung des Getränks, wenn es mit Alkohol gemischt wird. Diese Erwartungen lösen einen Placebo-Effekt aus, der zur Folge hat, dass vor allem junge Männer sich stärker betrunken fühlen, wenn sie Energydrinks mit Alkohol mischen. Cornil und sein Team konnte dies in einem Experiment nachweisen.

Sie teilten 154 junge Männer in drei Gruppen auf. In einer barähnlichen Atmosphäre wurde jeder Gruppe ein Getränk serviert, das unterschiedlich beschriftet war. Ein Label verriet, dass der oben erwähnte Energydrink und Wodka enthalten waren. Auf dem zweiten Label stand nur „Wodka Cocktail“ und das dritte verwies lediglich auf einen „exotischen Fruchtcocktail“. In Wirklichkeit enthielten alle das Gleiche: 6 Centiliter (cl) Wodka, 8 cl Energydrink und 16 cl Fruchtsaft.

Gefühlt 51 Prozent stärker betrunken

Im Anschluss an den Cocktail füllten die Probanden eine Reihe von Fragebögen aus. Das Ergebnis: Männer, die einen Cocktail tranken, auf dem der Herstellername des bekannten Energydrinks aufgedruckt war, fühlten sich um 51 Prozent stärker betrunken als Versuchspersonen, die das gleiche Getränk mit anderer Beschriftung tranken. Für Cornil sei dieser Effekt auf das Marketing des Herstellers zurückzuführen: „Wenn Alkohol mit einem Energydrinks gemixt wird und den Menschen dies bewusst ist, fühlen sie sich einfach deshalb stärker betrunken, weil das Marketing ihnen dies vermittelt.“

Die subjektive Wahrnehmung hat zudem Auswirkungen auf das Verhalten der Männer: Sie fühlten sich selbstbewusster und wagemutiger, wenn ihr Cocktail die Aufschrift des Energydrink-Herstellers trug. Bekamen die Männer Fotos von hübschen Frauen vorgelegt, so stieg nicht nur ihre Bereitschaft, diese anzusprechen. Die Männer waren auch stärker davon überzeugt, dass die Angesprochene darauf eingehen und ihnen schließlich ihre Telefonnummer geben würde. Der Placebo-Effekt funktionierte vor allem dann, wenn die Männer daran glaubten, dass Energydrinks die Wirkung von Alkohol verstärkt. Glaubten sie nicht daran, blieb der Placebo-Effekt aus.

Aggressives Verhalten wird möglicherweise gefördert

Diese Wirkung sei nach Ansicht des Forschungsteam insofern problematisch, da Alkohol auch anti-soziales Verhalten nach sich ziehen kann. Frühere Studien hätten bereits gezeigt, dass Personen mit einer Vorliebe für alkoholische Mixgetränke mit Energydrinks mit einer höheren Wahrscheinlichkeit sexuelle Übergriffe begehen.

Aus Sicht des Forschungsteams sei es deshalb kritisch zu betrachten, wenn die Hersteller von Energydrinks aggressiv damit werben, dass ihre Produkte ungeahnte Kräfte entfalten. Tatsache ist aber, dass die biologische Wirkung von Alkohol nicht durch Energiedrinks beeinflusst wird. Dies belegten frühere Studien, in denen den Teilnehmenden nicht gesagt wurde, was sie zu trinken bekamen.


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