Home > News > Aktuelle Meldungen > Psychische Probleme erhöhen Risiko für Psychose bei Cannabiskonsum
12.10.2022
Wie hängt Kiffen mit Psychose zusammen? Eine aktuelle Längsschnittstudie liefert Hinweise, dass Angststörungen und Depressionen eine Rolle spielen könnten.
Bild: zodebala / istockphoto.com
Kiffen entspannt und macht gute Laune. So könnte verkürzt die Wirkung von Cannabis beschrieben werden. Natürlich umfasst das Wirkspektrum von Cannabis noch weitere Facetten. Auch die aktuelle Stimmung ist relevant. Klar ist aber: Wer kifft, will sich besser fühlen. Doch Cannabiskonsum tut nicht allen Menschen gut. Bei manchen Personen kann Kiffen psychotische Symptome auslösen.
Eine Psychose ist eine psychische Erkrankung, bei der Erkrankte die Realität verändert wahrnehmen oder verarbeiten. Betroffene leiden unter Wahnvorstellungen und können Halluzinationen entwickeln. Bislang ist nicht vollständig geklärt wie Cannabis mit Psychose zusammenhängt.
Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Sinan Gülöksüz hebt die Bedeutung anderer psychischer Probleme hervor. Menschen, die unter einer Angststörung oder Depressionen leiden, würden demnach auch deshalb zum Joint greifen, weil sie sich Linderung von ihren psychischen Problemen erhoffen.
Gleichzeitig könne das Kiffen aber auch Auslöser für psychische Probleme und sogar psychotische Symptome sein. Fragt sich, was ist zuerst da: Cannabiskonsum oder psychische Probleme? Und wie hängt beides mit Psychose zusammen?
Gülöksüz und sein Team haben dazu eine Studie mit wiederholten Befragungen durchgeführt. In der Längsschnittstudie wurde ein repräsentativer Ausschnitt der erwachsenen Bevölkerung in den Niederlanden befragt. Insgesamt vier Befragungen erfolgten jeweils im Abstand von drei Jahren. Durch die wiederholte Befragung konnte das Forschungsteam den zeitlichen Verlauf beim Cannabiskonsum und beim Auftreten von Angststörungen, Depressionen und psychotischen Symptomen untersuchen.
Dabei zeigte sich eine Dreiecksbeziehung: Cannabiskonsum gehe den psychotischen Symptomen in der Regel voraus. Allerdings sei die direkte Verbindung zwischen Cannabis und psychotischen Symptomen vergleichsweise schwach ausgeprägt. Vielmehr würde Cannabiskonsum erst Angststörungen und Depressionen verschlimmern, die wiederum nachfolgend das Risiko für psychotische Symptome erhöhen. Psychische Probleme seien das Bindeglied, das erklärt, warum Cannabis das Risiko einer Psychose erhöht.
Das Team hat auch Hinweise dafür gefunden, dass Angststörungen und Depressionen dem Cannabiskonsum vorausgehen können. In dem Fall stellt Cannabis die Verbindung zwischen psychischen Problemen und Psychose her. Diese Abfolge kam jedoch deutlich seltener vor.
Nach Einschätzung des Forschungsteams habe ihre Studie einen Beleg dafür vorgelegt, dass Angststörungen und Depressionen eine entscheidende Rolle spielen können, wenn es um den Zusammenhang zwischen Cannabis und Psychose geht. Für Cannabiskonsumierende mit psychischen Problemen kann das bedeuten, dass sie besonders gefährdet sind für eine Psychose.
Quelle:
Radhakrishnan, R., Pries, L.-K., Erzin, G., ten Have, M., de Graaf, R., van Dorsselaer, S., Gunther, N., Bak, M., Rutten, B. P. F., van Os, J. & Gülöksüz, S. (2022). Bidirectional relationships between cannabis use, anxiety and depressive symptoms in the mediation of the association with psychotic experience: further support for an affective pathway to psychosis. Psychological Medicine 1-7, https://doi.org/10.1017/S0033291722002756
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