Weniger Drogentote, aber besorgniserregende Entwicklung bei den Alltagsüchten

30.04.2003

Am 29. April 2003 hat die Bundesdrogenbeauftragte Marion Caspers-Merk den aktuellen Drogen- und Suchtbericht präsentiert.

Demnach zeigt sich ein rückläufiger Trend bei den Todesfällen infolge des Konsums illegaler Drogen. Nach dem Rückgang von 10% im Jahr 2001 gab es 2002 einen erneuten Rückgang von 17,5%. Insgesamt waren 1.513 drogenbedingte Todesfälle zu verzeichnen. Laut Caspers-Merk werden durch die Bereitstellung von Konsumräumen und dem Modellprojekt der heroingestützten Behandlung wichtige Beiträge zur Überlebenshilfe Drogenabhängiger geleistet.

Die Süchte des Alltags

Das Hauptaugenmerk der Bundesregierung liegt neben der Reduzierung des Konsums illegaler Drogen auf der Bekämpfung der Alltagssüchte, die besorgniserregende Ausmaße angenommen haben. In Deutschland sterben jedes Jahr 40.000 Menschen an den Folgen des Alkoholkonsums, und 1,2 Millionen Menschen gelten als alkoholabhängig - davon ein Drittel Frauen. Unter einer Medikamentabhängigkeit leiden in Deutschland ebenfalls etwa 1,2 Millionen Menschen. Hier beträgt der Frauenanteil etwa zwei Drittel. Die Bundesregierung will sich nun für eine geschlechtsspezifische Suchtberatung und -behandlung einsetzen.

Binge drinking - besorgniserregender Trend bei Jugendlichen

Immer mehr Jugendliche betreiben hochriskante Alkoholkonsummuster, die man "Binge drinking" nennt, d. h. gezieltes Rauschtrinken. In Südbaden hat sich laut der Bundesdrogenbeauftragten, die Zahl der Jugendlichen, die aufgrund einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden sind, verdreifacht. Aufgrund dieser besorgniserregenden Zahlen entwickelt die Bundesregierung nun ein Modellprojekt, um diese Jugendlichen möglichst früh zum Ausstieg zu bewegen.

Kampf dem Qualm

In Deutschland rauchen 16,7 Millionen Menschen, über 110.000 Menschen sterben jährlich an tabakbedingten Krankheiten. Das Einstiegsalter von Jugendlichen liegt bei 13,6 Jahren. Ein erklärtes Ziel ist es, die Raucherquote von derzeit 28% auf 20% zu senken: Nichtrauchen soll zum Normalfall werden.

Die vier Säulen der Drogen- und Suchtpolitik

Sie lauten: Prävention, Behandlung, Überlebenshilfen sowie Repression und Angebotsreduzierung. Die Ziele sind:

  • frühzeitig Suchtprobleme zu erkennen und anzusprechen,
  • rechtzeitig qualifizierte Hilfen für Suchtgefährdete anzubieten,
  • Überlebenshilfen auszubauen,
  • das Angebot an Suchtmittel einzuschränken,
  • kriminellen Drogenhandel zu bekämpfen,
  • international eine ausgewogene Drogenpolitik zu verfolgen.

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