Drogenlexikon

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Nikotinbeutel

Was sind Nikotinbeutel?

Nikotinbeutel sind kleine Beutel, die nikotinhaltiges Pulver enthalten. Sie werden für gewöhnlich in den Mund zwischen Zahnfleisch und Oberlippe gelegt. Von dort wird der Wirkstoff Nikotin über die Mundschleimhaut aufgenommen.

Neben den Nikotinsalzen sind Aromastoffe für den Geschmack und weitere Zusatzstoffe enthalten. Im Gegensatz zu Kautabak oder dem schwedischen Snus enthalten Nikotinbeutel keinen Tabak. Nikotinbeutel werden auch als „All-White-Produkte“ oder „Nikotinpouches“ bezeichnet.

Nikotinaufnahme durch Nikotinbeutel

Durchschnittlich enthalten Nikotinbeutel etwa 10 Milligramm (mg) Nikotin pro Beutel. Der Nikotingehalt kann aber unterschiedlich ausfallen. Die höchste bekannte Dosis Nikotin liegt bei 47,5 mg Nikotin je Beutel.

Der durch Nikotinbeutel erzeugte Nikotinspiegel im Blut entspricht ungefähr dem von normalen Zigaretten. Die Verwendung hochdosierter Nikotinbeutel oder der gleichzeitige Konsum mehrerer Beutel kann allerdings zu höheren Nikotinspiegeln als der von einer Zigarette führen.

Wirkung und Nebenwirkungen von Nikotinbeuteln

Nachdem das Nikotin über die Mundschleimhaut aufgenommen wurde, gelangt es in den Blutkreislauf und von dort ins Gehirn. Im Gehirn wirkt es auf die gleiche Weise auf das Belohnungszentrum wie Nikotin aus Zigaretten. Der Wirkstoff dockt an sogenannte nikotinerge Rezeptoren an, wodurch der Botenstoff Acetylcholin ausgeschüttet wird.

Nachfolgend wird die Ausschüttung weiterer Botenstoffe aktiviert, darunter auch Dopamin und Serotonin. So kann durch die Verwendung von Nikotinbeuteln ebenfalls ein Rauschgefühl wie bei Zigaretten auftreten. Im Gegensatz zu Zigaretten treten nach der Verwendung von Nikotinbeuteln häufiger Mundschleimhautirritationen auf. Mehr zu den Auswirkungen von Nikotin kann hier nachgelesen werden.

Risiken des Konsums von Nikotinbeuteln

Die Gesundheitsrisiken von Nikotinbeuteln gehen in erster Linie auf das enthaltene Nikotin zurück. Gefährdet sind vor allem folgende Personengruppen:

  • Kinder und Jugendliche: Das Verschlucken von Nikotinbeuteln kann insbesondere für Kinder lebensgefährlich sein. Daher sollten Nikotinbeutel immer außer Reichweite von Kindern aufbewahrt werden.
  • Nichtrauchende: Das in den Beuteln enthaltende Nikotin kann leicht abhängig machen. Für Nichtrauchende ist jede Form von Nikotinkonsum mit einem gesteigerten gesundheitlichen Risiko verbunden.
  • Schwangere und Stillende: Nikotin kann die Plazenta passieren. Dadurch können nikotinhaltige Produkte Auswirkungen auf das Ungeborene haben und das Risiko für Früh- und Fehlgeburten erhöhen. Nikotin geht zudem über in die Muttermilch.
  • Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Nikotin erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Menschen, die bereits eine Herz-Kreislauf-Erkrankung haben oder ein höheres Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung aufweisen sind deshalb besonders gefährdet.

Bislang gibt es aber noch keine Studien, um die Langzeiteffekte von Nikotinbeuteln abschätzen zu können.

Vergleich mit anderen Nikotinprodukten

Nach gegenwärtigem Kenntnisstand könnten Raucherinnen und Raucher durch den Wechsel vom Tabakrauchen zum Konsum von Nikotinbeuteln ihr gesundheitliches Risiko verringern. Nikotinbeutel haben im Gegensatz zu Nikotinersatzprodukten wie zum Beispiel Nikotinpflaster oder Nikotinspray aber keine medizinische Zulassung.

Da Nikotinbeutel keinen Tabak enthalten, unterliegen Nikotinbeutel nicht den Bestimmungen des deutschen Tabakerzeugnisgesetzes. Sie gelten stattdessen als neuartiges Lebensmittel. Da sie die Referenzdosen für Nikotin überschreiten, sind sie in Deutschland legal nicht käuflich zu erwerben.

 

Quellen:

  1. Bundesinstitut für Risikobewertung (2022). Gesundheitliche Bewertung von Nikotinbeuteln (Nikotinpouches), https://doi.org/10.17590/20211221-131258.
  2. Deutsches Krebsforschungszentrum (2020) Tabakatlas Deutschland 2020. Pabst Science Publishers, Lengerich. https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/sonstVeroeffentlichungen/Tabakatlas-Deutschland-2020_dp.pdf
  3. Benowitz, N. L., & Burbank, A. D. (2016). Cardiovascular toxicity of nicotine: implications for electronic cigarette use. Trends in cardiovascular medicine, 26(6), 515-523. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4958544/
  4. Azzopardi, D., Liu, C., & Murphy, J. (2022). Chemical characterization of tobacco-free “modern” oral nicotine pouches and their position on the toxicant and risk continuums. Drug and Chemical Toxicology, 45(5), 2246-2254. https://doi.org/10.1080/01480545.2021.1925691
  5. Deutsches Krebsforschungszentrum (2021) Harm Reduction – keine Alternative zu konsequenter Tabakkontrolle. www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/Aus_der_Wissenschaft_fuer_die_Politik.html
  6. Bayerische Staatskanzlei - VG München, Beschluss v. 20.05.2021 – M 26b S 20.6309 (Grund 4). https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/Y-300-Z-BECKRS-B-2021-N-12923
  7. Seth, P., Cheeta, S., Tucci, S., & File, S. E. (2002). Nicotinic–serotonergic interactions in brain and behaviour. Pharmacology Biochemistry and Behavior, 71(4), 795-805.
  8. https://doi.org/10.1016/S0091-3057(01)00715-8

 

Stand der Information: September 2023


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