Cannabis und Kreativität - doch kein Dreamteam?

01.05.2015

Manche Kiffer sind sich sicher, sie seien kreativer und einfallsreicher, wenn sie Cannabis konsumiert haben. Aber ist das wirklich so? Eine Studie der Universität Leiden in den Niederlanden ist dieser Frage nachgegangen.

Junger Mann mit aufgemalter Wolke und Blitz auf der Stirn

Bild: Lucas1989 / photocase.com

Snoop Dogg, der Rapper mit Schlafzimmerblick, schwört auf sein tägliches Gras. Cannabis sei seine Muse, die ihn inspiriere und ohne die er nie auf die Bühne gehe. Manche Kiffer sehen das ähnlich. Sie haben das Gefühl, kreativer zu sein, wenn sie Cannabis geraucht haben. Zweifelsohne hat der Wirkstoff THC Einfluss auf das Denken. Doch lässt sich das subjektive Gefühl, kreativer zu sein, auch objektiv nachweisen? Eine Forschungsgruppe um Mikael A. Kowal hat dies in einem Experiment untersucht.

Kiffen für die Wissenschaft

54 cannabiserfahrene Personen wurden zum Kiffen eingeladen und auf drei Gruppen aufgeteilt. Je nach Gruppenzugehörigkeit bekamen die Teilnehmenden entweder eine hohe oder eine niedrige Dosis Cannabis oder ein wirkstofffreies Placebo. Damit die Teilnehmenden nicht so leicht erkennen konnten, was ihnen vorgesetzt wurde, inhalierten sie die Substanzen über einen Vaporisator. In einem Vaporisator wird Cannabis nicht verbrannt, sondern durch Erhitzen verdampft.

Danach sollten zwei verschiedene Arten von Fragen bearbeitet werden. Wie bei einem Brainstorming sollten zunächst möglichst viele und originelle Ideen gesammelt werden, was man mit einem Alltagsgegenstand wie beispielsweise einem Stift alles machen kann. In der zweiten Aufgabe wurde das so genannte assoziative Denken getestet. Dabei ging es darum, ein sinnvolles Bindeglied zwischen verschiedenen Begriffen zu finden. Beispielsweise sollten die Testpersonen die Verbindung zwischen den Begriffen „Zeit“, „Haar“ und „strecken“ finden. Die Lösung war „lang“.

Weniger kreativ bei hoher Dosis THC

Die Ergebnisse waren überraschend. Bei der zweiten Aufgabe konnten keine Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt werden. Das assoziative Denken scheint also völlig unbeeinflusst davon zu sein, ob viel, wenig oder gar nicht gekifft wurde.

Ein anderes Bild zeigte sich bei der ersten Aufgabe, in der es um Einfallsreichtum und Originalität ging: Während die Leistungen der Teilnehmenden, die eine kleine Dosis THC bekamen, sich nicht von denen der Placebo-Gruppe unterschieden, waren die Ergebnisse in der Gruppe, die eine hohe Dosis THC inhaliert hatte, deutlich schlechter. Kiffen habe demnach bestenfalls keinen Einfluss. Viel Kiffen könne hingegen sogar kontraproduktiv für die Entfaltung der Kreativität sein.

Koval und sein Team vermuten, dass Nebenwirkungen wie die starke Ablenkbarkeit bei hohen Dosen THC eine Rolle spielen könnten. Sie raten deshalb davon ab, Kiffen zur Steigerung der Kreativität einzusetzen, um beispielsweise eine Schreibblockade oder ähnliches mit einem Joint zu bekämpfen. Kiffen könnte derartige Probleme aus Sicht der Forscherinnen und Forscher sogar noch verschlimmern.

Quelle:
Kowal, M. A., Hazekamp, A., Colzato, L. S., van Steenbergen, H., van der Wee, N. J. A., Durieux, J., Manai, M. & Hommel. B. (2015). Cannabis and creativity: highly potent cannabis impairs divergent thinking in regular cannabis users. Psychopharmacology, 232(6), 1123-1134.


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