Gehirn Studierender schrumpft bei regelmäßigem Rauschtrinken

29.12.2017

Nie wieder Alkohol - denkt sich der Eine oder die Andere am Neujahrsmorgen. Doch ist der Kater erst verflogen, werden die gute Vorsätze meist schnell vergessen. Junge Erwachsene riskieren allerdings, Gehirnmasse zu verlieren, wenn sie öfter Rauschtrinken betreiben.

Frau liegt mit Kopf auf Tisch vor halbleeren Alkoholgläsern

Bild: Francesca Schellhase / photocase.de

Studierende müssen jede Menge Lernstoff in den Kopf kriegen - und behalten. Manche der jungen Erwachsenen betrinken sich allerdings gerne mal am Wochenende. Was ihnen womöglich nicht bewusst ist: Ihre Gehirnentwicklung läuft seit der Jugend auf Hochtouren und ist noch nicht abgeschlossen. Alkohol kann die Umbaumaßnahmen im Gehirn jedoch empfindlich stören. Das zumindest legen die Ergebnisse einer aktuellen Längsschnittstudie aus den USA nahe.

Studienleiter Shashwath Meda und sein Team haben 129 Erstsemesterstudierende, die im Schnitt 19 Jahre alt waren, mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht. 84 von ihnen betrieben mindestens zweimal im Monat Rauschtrinken. Von Rauschtrinken wird gesprochen, wenn Männer mindestens fünf und Frauen mindestens vier alkoholische Getränke innerhalb von zwei Stunden trinken.

Zum Vergleich wurde eine Kontrollgruppe von 45 Studentinnen und Studenten herangezogen, die abstinent lebte oder nur wenig Alkohol trank. Nach zwei Jahren wurden alle Teilnehmenden erneut im MRT untersucht.

Stärkerer Rückgang der grauen Substanz bei Rauschtrinken

Wie das Team erwartet hatte, zeigte sich in beiden Gruppen ein Rückgang der grauen Substanz. Als graue Substanz werden die Nervenzellkörper bezeichnet. Diese organisieren sich im Zuge der Gehirnentwicklung neu. In der Folge nimmt das Volumen der grauen Substanz ab, weil nicht mehr benötigte Nervenzellen und Verbindungen abgebaut und die verbliebenen gestärkt werden.

Bei Studierenden, die sich zwischen den beiden Untersuchungen regelmäßig betrunken haben, war der Rückgang der grauen Substanz jedoch deutlich stärker ausgeprägt. Der verstärkte Verlust der grauen Substanz betraf Hirnregionen, die verantwortlich sind für die Steuerung von Emotionen, für das Gedächtnis, für die Entscheidungsfindung und für die mentale Flexibilität.

Einfluss auf Erfolg im Studium

Alle betroffenen Regionen hätten nach Einschätzung des Forschungsteams einen direkten Einfluss auf den Erfolg beim Studieren. Hinzu kommt, dass einige der betroffenen Areale auch mit süchtigem Verhalten in Zusammenhang stehen würden. Rauschtrinken in jungen Jahren könne somit die Grundlage für eine Abhängigkeitsentwicklung schaffen.

Die Ergebnisse würden damit frühere Studien bestätigen, die auf einen schädlichen Einfluss des Rauschtrinkens auf die graue Substanz bei Jugendlichen hingewiesen haben. Die besondere Stärke der aktuellen Studie liegt im Längsschnitt. Der verstärkte Abbau der grauen Substanz konnte so über die Zeit beobachtet werden, was ein starker Beleg dafür ist, dass Rauschtrinken tatsächlich ursächlich hierzu beiträgt.

Quelle:
Meda, S. A., Dager, A. D., Hawkins, K. A., Tennen, H., Raskin, S., Wood, R. M., Austad, C. S., Fallahi, C. R. & Pearlson, G. D. (2017). Heavy Drinking in College Students Is Associated with Accelerated Gray Matter Volumetric Decline over a 2 Year Period. Frontiers in Behavioral Neuroscience, 11, 176.


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