Süchtig nach Solarium

07.05.2010

zugeklapptes Solarium von innen

Bild: pixelio.de / manwalk

Wenn der Konsum psychoaktiver Substanzen bereits der Gesundheit schadet, der Gebrauch jedoch nicht eingestellt wird oder es sogar zu Entzugserscheinungen kommt, dann kann dies auf eine Abhängigkeit hindeuten. Wie zwei US-amerikanische Wissenschaftlerinnen nun belegt haben, treffen die Kriterien für eine Abhängigkeit auch auf einige Personen zu, die sich häufig unter die Sonnenbank legen.

Catherine Mosher und Sharon Danoff-Burg haben zwei Fragebögen umgeschrieben, mit denen üblicherweise auf eine Alkohol- oder Drogenabhängigkeit getestet wird. Es handelt sich um den Kurzfragebogen CAGE sowie um die offiziellen Abhängigkeitskriterien, die im Diagnosekatalog DSM-IV-TR definiert sind. Damit wollten sie herausfinden, ob sich auch beim übermäßigen Besuch von Solarien ein süchtiges Verhalten feststellen lässt.

Für ihre Studie haben die Forscherinnen 421 Studierende US-amerikanischer Colleges befragt. Neben den modifizierten Abhängigkeitskriterien, wurden auch Fragebögen zu Ängstlichkeit und Depression vorgelegt sowie der Konsum von psychoaktiven Substanzen erhoben.

Den Ergebnissen nach scheint die Solariumnutzung bei den Studierenden sehr beliebt zu sein, denn 229, also mehr als die Hälfte der Befragten haben sich schon mal unter die Sonnenbank gelegt, im Schnitt 23-mal im letzten Jahr. 39 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer von Solarien zeigten sogar ein abhängiges Verhalten, wenn man die modifizierte Variante des CAGE zugrunde legt. Nach den etwas präziseren Kriterien des DSM-IV-TR waren es immerhin noch 31 Prozent. Studierende, die diese Kriterien erfüllten, zeigten auch mehr Angstsymptome und konsumierten häufiger Alkohol, Cannabis und andere Substanzen als Personen, die die Abhängigkeitskriterien nicht erfüllten.

Damit bestätigten die Forscherinnen eine frühere Studie, in der bereits Hinweise auf die übermäßige Solariumnutzung erhoben wurde. In der Fachsprache wird dieses Verhalten als Tanorexie bezeichnet. „Obwohl mit hohem Aufwand über Gesundheitsrisiken von natürlichem und künstlichem UV-Licht aufgeklärt wird, steigt der Solariumbesuch bei jungen Erwachsenen weiter an“, schreiben die Studienautorinnen in ihrem Artikel. Als Grund für die häufige Nutzung nennen die Autorinnen neben dem Wunsch, sein Aussehen zu verbessern, auch die entspannende und stimmungsaufhellende Wirkung der Sonnenbank sowie die Möglichkeit, soziale Kontakte im Solarium zu knüpfen.

Falls sich der Zusammenhang zwischen Gemütsstörungen - wie einer erhöhter Ängstlichkeit - und der stimmungsregulierenden Wirkung des Solariumbesuchs in weiteren Studien bestätigen sollte, dann müsse nach Ansicht der Forscherinnen ein neuer Ansatz bei der Prävention von Hautkrebs angedacht werden. Sie schlagen vor, speziell die Gruppe, die sich das ganze Jahr über im Solarium bräunt, auf Gemütsstörungen zu untersuchen und im Bedarfsfall psychotherapeutisch zu behandeln.

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