Wie Ecstasy auf TikTok dargestellt wird

06.03.2024

TikTok-Videos, die Drogenkonsum darstellen? Dürfte es laut den Richtlinien der Plattform gar nicht geben. Doch es gibt sie. Ein Forschungsteam aus Neuseeland ist der Frage nachgegangen, wie Ecstasykonsum auf TikTok gezeigt wird.

Bild: Schanz & Partner / photocase.de

#ecstasy wird sofort blockiert. Die Richtlinien auf TikTok dürften verhindern, dass entsprechend markierte Videos online gehen. Schließlich sollen keine Botschaften verbreitet werden, in denen Drogen wie Ecstasy womöglich verherrlicht werden. Doch Video-Produzierende sind kreativ. Sie benutzen Markierungen, also Hashtags, mit anderen Slangbegriffen und schaffen es so durch die Filter.

Ein Forschungsteam aus Neuseeland hat sich durch TikTok gescrollt und dabei eine Reihe von Hashtags mit eindeutigem Bezug zu Ecstasy gefunden. Jai Whelan und sein Team wollten herausfinden, wie Ecstasy auf TikTok dargestellt wird und welche Botschaften dabei vermittelt werden.

35 Prozent der Videos mit positiver Haltung zu Ecstasy

Insgesamt rund 500 öffentlich zugängliche Videos mit Bezug zu Ecstasy haben die Forschenden zum Zeitpunkt der Studie gefunden. Die meisten Darstellungen bezeichnet das Team als neutral. In 41 Prozent der Videos sei zwar keine klare Position für oder gegen den Konsum von Ecstasy zu erkennen. In 35 Prozent der Videos würde Ecstasy aber eindeutig positiv dargestellt. Nur 18 Prozent der Videos würden sich gegen den Konsum von Ecstasy aussprechen. Der Rest der Videos beinhaltet einen Mix aus Pro- und Kontra-Haltungen.

Die Darstellung ist das eine, die Häufigkeit der Sichtkontakte das andere. Denn da haben Whelan und sein Team bemerkenswerte Zahlen zutage gefördert. Videos, die negative Konsequenzen durch den Konsum von Ecstasy zeigen, wurden immerhin knapp 15 Millionen Mal auf TikTok angesehen. Klingt nach viel. Doch lustige Videos, wie sie typisch sind für TikTok, kommen auf ganz andere Zahlen.

Lustige Ecstasy-Videos mit 73 Millionen Sichtkontakten

Von den rund 500 Videos mit Bezug zu Ecstasy würden 82 Prozent eine lustige Stimmung verbreiten. Diese Videos sind über 73 Millionen Mal von Usern auf TikTok betrachtet worden und haben fast 11 Millionen „Likes“ erhalten. In 23 Prozent der Videos sei Ecstasy auch als Teil des Lifestyles gezeigt worden, beispielsweise beim Feiern. Diese Videos haben rund 24 Millionen Sichtungen erzielt, Nutzende haben rund 3 Millionen Mal ein „Like“ gegeben.

Whelan und sein Team erwähnen, dass nur neun Videos Informationen verbreiteten, die auf Schadensminimierung abzielen, die also darüber informieren, wie man die Risiken des Konsums reduziert. Allein fünf der Videos seien von nur einer Person produziert worden. Diese Person habe allerdings auch Informationen verbreitet, die nicht immer korrekt gewesen seien.

Social Media kann zum Konsum beitragen

Das Forschungsteam schlussfolgert, dass es auf TikTok eine bedeutsame Anzahl von Sichtkontakten mit Videos gibt, die einen eindeutigen Bezug zu Ecstasy haben und den Konsum oft positiv darstellen. Die positive Darstellung und die Kombination mit Humor könne TikTok-Nutzende, so die Forschenden, zum Konsum von Ecstasy verleiten. Frühere Studien hätten bereits zeigen können, dass Social Media zum Konsum von Alkohol und Cannabis anregen kann. Bekannt ist auch, dass das Schauen von Spielfilmen sowohl das Rauschtrinken als auch das Rauchen unter Jugendlichen fördert.

Besonders problematisch sei daher, dass TikTok auch von sehr jungen Jugendlichen genutzt wird. In Deutschland ist TikTok beispielsweise unter den 12- bis 13-Jährigen die beliebteste App nach WhatsApp. Whelan und sein Team würden es daher begrüßen, wenn es Content-Produzenten auf TikTok erlaubt wäre, freiwillig Warnhinweise oder Altersbeschränkungen zu setzen.

Auch sollten sich nach Meinung der Forschenden mehr Personen oder Institutionen auf TikTok engagieren, die Informationen zur Schadensminimierung verbreiten. Insbesondere Jugendliche könnten so darüber aufgeklärt werden, welche Risiken mit dem Konsum von Ecstasy verbunden sind.

 

Quellen:

  • Whelan, J., Noller, G. E. & Ward, R. D. (2024). Rolling through TikTok: An analysis of 3,4-methylenedioxymethamphetamin-related content. Drug and Alcohol Review, 43, 36-44. https://doi.org/10.1111/dar.13640
  • Feierabend, S., Rathgeb, T., Kheredmand, H. & Glöckler, S. (2023). JIM-Studie 2023. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest.

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