Drogenlexikon

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Methamphetamin (Crystal Meth)

Substanz

Methamphetamin ist ein vollsynthetisches Stimulantium, das chemisch eng verwandt ist mit Amphetamin, auch bekannt als Speed. Der stimulierende Effekt und das Missbrauchspotential von Methamphetamin werden jedoch als höher eingestuft.

Methamphetamin wurde 1919 erstmals in Japan entwickelt. 1938 ist Methamphetamin in Deutschland zunächst als frei verkäufliches Medikament unter dem Handelsnamen Pervitin auf den Markt gekommen. Weil bereits frühzeitig Fälle von Pervitin-Abhängigkeit beschrieben wurden, ist Methamphetamin bereits 1941 als Betäubungsmittel eingestuft worden, mit dem Ziel, dessen Gebrauch einzuschränken.

Auf dem Schwarzmarkt wird Methamphetamin häufig in Form von kleinen Kristallen - die auch als „Crystal Meth“ bezeichnet werden - oder als helles Pulver, seltener auch in Tablettenform oder als Kapseln verkauft. Bei illegal hergestelltem Methamphetamin ist jedoch nicht erkennbar, welche Inhaltsstoffe in welcher Konzentration tatsächlich enthalten sind. Auf dem Schwarzmarkt wird Methamphetamin auch als Meth, Crystal, Yaba, Perlik, Piko, Crank, Speed, Crystal-Speed oder Ice bezeichnet.

Konsumform

In der Regel wird Methamphetamin gesnieft, also durch die Nase gezogen. Die Droge kann aber auch geschluckt oder geraucht und in gelöster Form intravenös gespritzt werden.

Wirkung

Methamphetamin wirkt ähnlich wie Amphetamin. Da Methamphetamin schneller die Blut-Hirn-Schranke überwindet und der Abbau wiederum deutlich länger dauert, ist die Wirkung jedoch stärker und der Rausch von längerer Dauer. Die Wirkung einer üblichen Einmaldosis Amphetamin hält ungefähr sechs bis acht Stunden an. Bei Methamphetamin ist eine Rauschdauer von bis zu 16 Stunden und in Extremfällen sogar von bis zu 70 Stunden zu beobachten. Zudem können die Nebenwirkungen des Konsums mehrere Wochen anhalten. Bei häufigem Gebrauch lässt die Wirkungsdauer jedoch nach, da der Körper eine Toleranz gegenüber Methamphetamin aufbaut.

Methamphetamin entfaltet seine Wirkung im zentralen Nervensystem vor allem durch den Eingriff in den Hirnstoffwechsel der NeurotransmitterSerotonin und Dopamin. Dies hat eine Reihe körperlicher und psychischer Effekte zur Folge:


Körperliche Effekte:

  • starke körperliche Erregung
  • Hunger und Schlafbedürfnis werden unterdrückt
  • Erhöhung des Pulses, der Herzfrequenz und des Blutdrucks
  • beschleunigte Atmung
  • Erweiterung der Pupillen
  • Sehstörungen (beispielsweise Doppelbilder) besonders bei hohen Dosierungen.
  • Kopfschmerzen
  • Mundtrockenheit
  • Übelkeit


Als angenehm erlebte psychische Effekte:

  • gesteigerter Sexualtrieb
  • erhöhte Risikobereitschaft, Enthemmung
  • gehobenes Selbstwertgefühl
  • Euphorie
  • gesteigerter Rededrang („Laberflash“)


Als unangenehm erlebte psychische Effekte:

  • unangenehme innere und motorischer Unruhe
  • Nervosität, Aggressivität und Gewaltausbrüche
  • Panikattacken
  • Konzentrationsstörungen

Die körperliche Erregung geht einher mit einer physischen Leistungssteigerung. Insbesondere eintönige und schnell ermüdende monotone Aufgaben können unter dem Einfluss von Methamphetamin deutlich länger ohne Anzeichen von Erschöpfung durchgeführt werden. Eine Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit und Kreativität wird zwar subjektiv wahrgenommen, ist jedoch objektiv meist nicht vorhanden.

Risiken und Langzeitfolgen

Grundsätzlich sind die Risiken des Konsums wie bei allen Wirkstoffen abhängig von der Dosis, der Dauer des Konsums und der Verabreichungsform. Methamphetamin gilt allerdings wegen seiner ausgesprochen hohen Wirksamkeit generell als höchst gefährliche Substanz.

Studien zeigen, dass besonders der Langzeitkonsum von Methamphetamin zu massiven körperlichen und psychischen Schäden führen kann. Bei exzessivem Konsum kommt es zu einem Zustand permanenter Erregung, stark reduzierter Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme sowie extrem langen Wachphasen. Schon bald führt dies zur totalen Ausschöpfung körperlicher und geistiger Kräfte. Langfristig kann dies auch einen Verfall der Persönlichkeit nach sich ziehen.

Bei hohen Dosen und längerem Gebrauch von Methamphetamin zeigen sich unter anderem:

  • starker Gewichtsverlust aufgrund der reduzierten Nahrungsaufnahme
  • Essstörungen (Anorexie), Schlafstörungen
  • Magenschmerzen (im Extremfall Magendurchbruch)
  • Hautentzündungen („Speed-Pickel“)
  • Starker Juckreiz mit Mikrohalluzinationen, beim Betroffene das Gefühl haben als würden Ameisen auf oder kleine Käfer unter der Haut krabbeln, auch bekannt als Dermatozoenwahn
  • Mundfäule und Zahnausfall, bedingt unter anderem durch Mundtrockenheit
  • Herzrhythmusstörungen, Herzrasen
  • Zittern von Händen und Extremitäten (Tremor)
  • Reizbarkeit, aggressives Verhalten
  • Lungen- und Nierenschäden
  • Gehirnschäden mit Denk- und Konzentrationsstörungen
  • Depression, Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Angststörungen

Unabhängig von der konsumierten Dosis kann der Konsum von Amphetamin oder Methamphetamin die Regulation der Körpertemperatur beeinflussen. Insbesondere bei hohen Umgebungstemperaturen und körperlichen Belastungen, beispielsweise beim Tanzen in Clubs oder Diskotheken, kann dies zu einem lebensgefährlichen Anstieg der Körpertemperatur (Hyperthermie) führen.

Ein großes Risiko beim Konsum von Methamphetamin besteht in dem hohen Abhängigkeitspotential, wobei sich insbesondere eine starke psychische Abhängigkeit entwickeln kann. Dazu trägt auch die Tatsache bei, dass sich der Körper - ebenso wie bei Speed und Kokain - sehr schnell an Methamphetamin gewöhnt. Die Dosis muss dann erhöht werden, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Nach dem körperlichen Entzug ist die psychische Abhängigkeit meist noch stark ausgeprägt, so dass die Rückfallgefahr selbst nach erfolgreicher Therapie entsprechend hoch ist.

Als besonders riskante Konsumform gilt das Rauchen der freien Methamphetamin-Base, die auch als „Ice” bezeichnet wird. Dabei kann es sehr schnell zu einer Vergiftung durch Überdosierung kommen. Gleichzeitig sind die Toleranzentwicklung und das Abhängigkeitspotential beim Rauchen deutlich erhöht. Bei einigen Personen führt bereits der nasale oder orale Konsum geringer Dosen Methamphetamin zu Überempfindlichkeitsreaktionen mit schweren, mitunter lebensbedrohlichen Erregungs- und Krampfzuständen.

Psychotische Symptome

Unter dem Einfluss von Methamphetamin kann es zu psychotischen Symptomen wie paranoiden Halluzinationen mit Angstzuständen, aggressiven Ausbrüchen und Panikattacken kommen. Bei der so genannten Intoxikationspsychose verschwinden diese Symptome oftmals nach Absetzen der Substanz. Doch es liegen auch Berichte vor, in denen eine länger anhaltende Psychose vermutlich infolge des Methamphetaminkonsums ausgelöst wurde. Allerdings herrscht noch Unklarheit darüber, ob es sich bei dauerhaften Methamphetaminpsychosen um eigenständige Formen der Psychose oder um eine durch Drogenkonsum ausgelöste Schizophrenie handelt.

Auch nach dem Abklingen der akuten Wirkung von Methamphetamin kann es zu starken Nachwirkungen wie einer mehrtägigen depressiven Verstimmung, Ängstlichkeit, Konzentrationsstörungen, Wahnvorstellungen und paranoiden Halluzinationen kommen. Konsumierende benutzen dann auch andere beruhigende Substanzen als „Downer“, um die unerwünschten Nachwirkungen zu lindern.

Vorsicht Mischkonsum

Methamphetamin-Abhängige sind häufig polytoxikoman, konsumieren also auch andere psychoaktive Substanzen. Der Mischkonsum mit anderen Substanzen sollte jedoch unbedingt vermieden werden. Beispielsweise wird die Wirkung von Alkohol durch Methamphetamin subjektiv stark abgeschwächt wahrgenommen. Wer gleichzeitig Alkohol trinkt, läuft somit Gefahr, eine Alkoholvergiftung zu erleiden. Zudem steigen beim Mischkonsum von Methamphetamin und Alkohol sowohl die Gewalt- und Risikobereitschaft als auch die Unfallgefahr deutlich an.

Verbreitung

Global betrachtet konzentrieren sich Herstellung und Konsum von Methamphetamin vor allem in Nordamerika und Südostasien, unter anderem in Thailand und in Indonesien. In Europa sind vor allem Tschechien und Litauen von erhöhten Konsumentenzahlen und vermehrter Methamphetamin-Produktion betroffen. Im Jahr 2011 berichteten die Vereinten Nationen von 350 Methamphetamin-Laboren, die in der EU entdeckt wurden, darunter 328 in Tschechien. Die Prävalenz des Methamphetaminkonsums unter tschechischen Jugendlichen ist jedoch seit Ende der 1990er Jahre von 5,5 Prozent auf 2 Prozent im Jahr 2011 zurückgegangen. Eine Zunahme des Konsums von Crystal Meth ist in den letzten Jahren hingegen in den deutsch-tschechischen Grenzgebieten, vor allem in Sachsen und Bayern sowie in Sachsen-Anhalt beobachtet worden.

Rechtliche Lage

Da Methamphetamin keine therapeutische Verwendung findet, jedoch bei der Herstellung von bestimmten Arzneimitteln eine Rolle spielt, ist es im Betäubungsmittelgesetz als nicht verschreibungsfähiges, aber verkehrsfähiges Betäubungsmittel in Anlage II aufgeführt.

Quellen:

 


Stand der Information: November 2016


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