Gedächtnisprobleme nach Cannabiskonsum nicht immer bewusst

26.12.2014

Wie gut schätze ich mein eigenes Gedächtnis ein? Ein Forschungsteam hat Cannabiskonsumierenden diese Frage gestellt und ihre tatsächlichen Fähigkeiten getestet. Das Ergebnis war eher ernüchternd.

Frau mit angeklebten Zettel auf der Stirn auf dem ein Fragezeichen steht

Bild: artweise / photocase.com

Genau genommen fragte das Team um Studienleiterin Erin McClure die Konsumierenden, ob sie glauben, dass das Kiffen zu Gedächtnisproblemen bei ihnen geführt hat. Sie konnten eine von drei Antwortmöglichkeiten auswählen: Keine, geringe oder starke Probleme.

Die Teilnehmenden der Studie waren 112 überwiegend männliche Kiffer im Alter zwischen 15 und 21 Jahren, die am Anfang einer Entzugsbehandlung standen. Bis auf Cannabis konsumierten sie keine weiteren Drogen und zeigten darüber hinaus auch keine schwerwiegenden psychischen Probleme. 10 Prozent der Teilnehmenden gaben an, starke Gedächtnisprobleme durch das Kiffen bei sich wahrgenommen zu haben. 48 Prozent nahmen nur geringe Gedächtnisprobleme wahr, 42 Prozent gar keine.

Ob die Kiffer sich in etwa richtig eingeschätzt haben, überprüfte das Forschungsteam mit Hilfe von Gedächtnistests. Darin mussten sich die Probandinnen und Probanden Wortlisten und geometrische Figuren merken und diese später abrufen. Zu diesen Tests liegen Vergleichswerte aus der Normalbevölkerung vor, die zur Beurteilung der erzielten Leistungen herangezogen wurden.

Fehlerhafte Selbsteinschätzung

Interessanterweise schnitten Jugendliche, die immerhin geringe Gedächtnisprobleme bei sich wahrgenommen haben, am besten von allen Gruppen ab. Sie erzielten sogar Werte, die leicht über denen vergleichbarer junger Menschen aus der Normalbevölkerung liegen. Das Forschungsteam interpretiert diesen Befund dahingehend, dass diese Gruppe von Konsumierenden vermutlich besonders sensibel ist für Probleme, die im Zusammenhang mit Cannabis entstehen. Ihre Wahrnehmung verleite sie dazu, sich selbst ein schlechteres Gedächtnis zuschreiben, obwohl es objektiv nicht zutrifft.

Auf der anderen Seite lieferten Kiffer, die keine Gedächtnisprobleme bei sich wahrgenommen haben, schlechtere Leistungen im Gedächtnistest ab als vergleichbare Gleichaltrige. Sie hatten sich offenbar überschätzt. Einzig die Gruppe der Kiffer, die ihr Kreuz bei „starken Gedächtnisproblemen“ gemacht hatten, lag richtig. Auch im Gedächtnistest lieferten sie Ergebnisse, die deutlich unten den üblichen Leistungen Gleichaltriger liegen. Generell konnte nachgewiesen werden, dass die Testleistungen mit der Zunahme der Konsumhäufigkeit von Cannabis abnehmen.

Vorläufige Hinweise

Die Studie liefert damit einerseits einen weiteren Hinweis darauf, dass häufiges Kiffen mit Gedächtnisproblemen in Zusammenhang steht, zumal die Beteiligten noch eher jung waren. Andererseits zeige sich nach Meinung der Autoren, dass einige Jugendliche Schwierigkeiten damit haben, tatsächlich auftretende Gedächtnisprobleme auch wahrzunehmen.

Einschränkend ist zu erwähnen, dass die Einschätzung der eigenen Gedächtnisleistung lediglich auf einer Frage beruht und auch keine abstinente Vergleichsgruppe einbezogen wurde. Aus diesem Grund bezeichnet das Forschungsteam ihre eigenen Ergebnisse als vorläufig. Weitere Studien seien notwendig, um die Selbsteinschätzung von Cannabiskonsumierenden zu untersuchen.

Quelle:
McClure, E. A., Lydiard, J. B., Goddard, S. D. & Gray, K. M. (2014). Objective and subjective memory ratings in cannabis-dependent adolescents. The American Journal on Addictions, doi: 10.1002/AJAD.12171.x.


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