Alkohol fördert Gewalt unter jungen Paaren

03.09.2025

In Paarbeziehungen kann Gewalt eine Rolle spielen. Dabei macht es einen Unterschied, ob eine oder beide Personen Alkohol trinken, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Alkohol und Studierende, das steht für Chillen und Feiern. Einerseits. Andererseits ist Alkohol auch für Kontrollverlust und Gewalt verantwortlich. So können Konflikte in einer Paarbeziehung unter dem Einfluss von Alkohol eskalieren, bis hin zu seelischer oder sogar körperlicher Gewalt.

Gewalt kann auch psychisch sein

Macht es einen Unterschied, ob eine oder beide Personen in der Partnerschaft Alkohol trinken? Eine Studie aus den USA hat sich mit dieser Frage befasst. Ryan Shorey und sein Team haben 181 Paare über einen Zeitraum von 60 Tagen befragt – und zwar täglich. Von jedem Paar gaben beide Personen getrennt Auskunft darüber, ob sie getrunken hatten und ob es zu Streit oder gar Gewalt gekommen war. Der Gewalt-Begriff ist nicht nur durch körperliche oder sexuelle Gewalt definiert, sondern auch durch psychische oder seelische Gewalt wie Beleidigungen, Respektlosigkeit, Drohen oder Bloßstellen.

Die beteiligten jungen Erwachsenen waren durchschnittlich 20 Jahre alt. Etwa 9 von 10 Personen bezeichneten sich als heterosexuell. Im Schnitt waren die Paare seit 19 Monaten zusammen. Fast alle waren Studierende und tranken zumindest gelegentlich Alkohol. Rund ein Drittel der jungen Erwachsenen betrieb einen riskanten Alkoholkonsum. Bei 8 Prozent war sogar eine Alkoholkonsumstörung wahrscheinlich.

Doppelt getrunken, doppelt gefährlich

Im Verlaufe der 60 Tage berichteten 47 Prozent der Beteiligten, mindestens einmal Opfer von irgendeiner Form von Gewalt in der Partnerschaft gewesen zu sein. Bei 43 Prozent der Befragten kam psychische Gewalt vor. 13 Prozent berichteten, mindestens einmal Opfer von körperlicher Gewalt gewesen zu sein. 7 Prozent waren Opfer sexueller Gewalt.

Shorey und sein Team konnten aufzeigen, dass die Gewalt in der Partnerschaft zunahm, wenn Alkohol getrunken wurde. So stieg die Wahrscheinlichkeit für psychische Gewalt, wenn eine Person eines Paares Alkohol getrunken hatte. Die Gefahr für psychische Gewalt war allerdings noch größer, wenn beide getrunken hatten.

Körperliche Übergriffe waren seltener als psychische Formen der Gewalt, kamen aber ebenfalls häufiger vor, wenn beide getrunken hatten. Für sexuelle Gewalt konnten die Forschenden in der Stichprobe der Studierenden keinen eindeutigen Zusammenhang mit Alkohol feststellen. Die Fallzahlen waren zu niedrig, um belastbare Aussagen treffen zu können.

Gewaltprävention sollte sich auch an Paare wenden

Nach Aussage der Forschenden seien ihre Ergebnisse vor allem deshalb wichtig, weil viele Gewaltpräventionsangebote bisher vor allem einzelne Personen ansprechen – meist sind es Männer. Doch die neue Studie zeigt: Besonders wenn beide in einer Partnerschaft Alkohol trinken, steigt das Risiko für Eskalationen. Daher sollten sich Maßnahmen der Gewaltprävention unter anderem auch an Paare wenden.

Shorey und sein Team erklären, dass Alkohol zwar nicht die alleinige Ursache für Gewalt ist, aber einen verstärkenden Effekt habe könne. Persönlichkeitsmerkmale oder bestimmte Emotionen in einer bestimmten Situation können in Kombination mit Alkohol dazu beitragen, dass ein Streit aus dem Ruder läuft.

Hilfe bei Gewalt

Wer Gewalterfahrungen macht oder diese bei anderen bemerkt, kann hier Hilfe finden:

 

Quellen:

  • Shorey, R., C., Dunsinger, S. I. & Stuart, G. L. (2024). Alcohol use as a predictor of intimate partner violence in emerging adulthood: A dyadic daily diary investigation. Addiction, 120, 77-85, https://doi.org/10.1111/add.16681.
  • Bayrisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales>Psychische Gewalt  

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