Beinahe-Gewinn fördert Glücksspielsucht

21.05.2010

Der Spruch „Knapp daneben ist auch vorbei“ scheint für bestimmte Glücksspielerinnen und Glücksspieler nicht zu gelten. Denn das Belohnungssystem von pathologisch Glücksspielenden wird einer aktuellen Studie zufolge bei knappen Niederlagen ebenso aktiviert wie bei einem Gewinn.

Warum werden manche Menschen spielsüchtig, andere nicht? Die englischen Wissenschaftler Henry Chase und Luke Clark haben in ihren Experiment zwar noch nicht die endgültige Antwort darauf gefunden, aber einen wichtigen Aspekt beleuchtet. Ihren Ergebnissen zufolge reagiert das Gehirn von pathologisch Glücksspielenden auf eine knappe Niederlage ebenso mit einer vermehrten Ausschüttung von Dopamin wie bei einem Gewinn. Dopamin ist ein wichtiger Hirnbotenstoff des Belohnungssystems.

Die Wissenschaftler setzten 20 Personen vor einen Monitor, auf dem zwei sich drehende Rollen abgebildet waren, wie man sie von typischen Glückspielautomaten kennt (siehe Bild). Das Spielverhalten der Untersuchungspersonen rangierte vom gelegentlichen Kauf eines Lottoscheins bis hin zum zwanghaften Wetten auf Sportereignisse. Die Untersuchungspersonen gewannen nur dann einen halben britischen Pfund (umgerechnet 75 Cent) je Durchlauf, wenn nach dem Stoppen der Rollen zwei identische Symbole auf gleicher Höhe abgebildet waren. Bei einer knappen Niederlage waren die Symbole nur einen Rastpunkt voneinander entfernt.

Während des Experiments wurde die Hirntätigkeit der Untersuchungspersonen mit Hilfe der Magnetresonanztomografie beobachtet. Zu ihrer Überraschung stellten die Wissenschaftler fest, dass im Falle einer knappen Niederlage bei den zwanghaft Glücksspielenden die gleichen Hirnareale aktiviert wurden wie bei einem Gewinn. Sie fanden eine vermehrte Dopaminausschüttung in Regionen im Mittelhirn, die auch bei einer Drogenabhängigkeit eine zentrale Rolle spielen. Bei nicht spielsüchtigen Personen ließ sich diese Reaktion hingegen nicht nachweisen.

„Die Ergebnisse legen nahe, dass knappe Niederlagen bei Spielsüchtigen eine massive Dopamin-Ausschüttung bewirkt, ungeachtet der Tatsache, dass keine reale Belohnung damit verbunden ist“, erklärt Clark. Das erkläre, weshalb es diesen Personen so schwer fällt, mit dem Spielen aufzuhören.

Frühere Studien konnten bereits aufzeigen, dass manche Glücksspielerinnen und Glücksspieler sich der Illusion hingeben, das Spiel durch ihre Fähigkeiten steuern zu können. Die belohnende Wirkung durch den erhöhten Dopamin-Spiegel könne so auch bei knappen Niederlagen zu einem Lerneffekt führen, der den Drang zum Weiterspielen verstärkt.

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