Cannabis kann das Herz aus dem Takt bringen

28.05.2025

Eine aktuelle Übersichtsarbeit zeigt auf: Cannabiskonsum steht mit gefährlichen Herzrhythmusstörungen in Zusammenhang. Besonders junge Männer seien gefährdet.

Bild: Avector / iStock.com

Ein gesunder Ruhepuls liegt meist zwischen 60 und 90 Schlägen pro Minute. Mit zunehmender Belastung steigt der Herzschlag. Sind Belastung und Herzschlag nicht mehr im Einklang, können Herzrhythmusstörungen vorliegen. Cannabis steht seit Längerem im Verdacht, Herzrhythmusstörungen verursachen zu können. Wie ist der aktuelle Stand der Forschung?

Eine Forschungsgruppe unter der Leitung von Uyanga Batnyam hat eine Übersichtsarbeit dazu erstellt. Das Team hat herausarbeiten können, dass der Hauptwirkstoff THC in der Lage ist, die elektrische Reizleitung des Herzens zu beeinflussen. THC wirkt über das Endocannabinoid-System, das an vielen körperlichen Prozessen beteiligt ist, unter anderem an der Steuerung der Herzfrequenz und des Blutdrucks.

Gegenläufige Effekte auf das vegetative Nervensystem

Die Forschenden nennen verschiedene Mechanismen, die zu Herzrhythmusstörungen führen können. So beeinflusst THC über Cannabinoidrezeptoren im Herzmuskel die feine Abstimmung der elektrischen Signale, die für den Herzrhythmus verantwortlich sind. Gleichzeitig verändert THC das Gleichgewicht zwischen Sympathikus und Parasympathikus, den beiden Bereichen unseres vegetativen Nervensystems, das unseren Herzschlag verlangsamt oder beschleunigt.

Batnyam und ihr Team erklären, dass THC durch Aktivierung des Parasympathikus Entspannung auslöst, wodurch sich die Blutgefäße erweitern und der Blutdruck sinkt. Der Körper reagiert darauf mit einer Gegenreaktion: Das Herz schlägt schneller, um den Druckverlust auszugleichen. Diese gegenläufigen Wirkungen, Entspannung auf der einen und zunehmender Herzschlag auf der anderen Seite, könnten laut der Forschenden vor allem für Menschen mit bestehenden Herzproblemen gefährlich sein.

Besonders erhöhtes Risiko unter jungen Menschen und Männern

Die Autorinnen und Autoren weisen aber darauf hin, dass diese Effekte nicht nur bei alten oder vorerkrankten Menschen auftreten, sondern auch bei jungen, gesunden Menschen. In Fallstudien wird von jungen Männern berichtet, die nach dem Konsum von Cannabis plötzlich Herzrhythmusstörungen erlebten. In einigen Fällen kam es sogar zu Herzstillständen.

Batnyam und ihr Team verweisen auf Studien, der zufolge Cannabiskonsum ein bedeutsamer Risikofaktor für Herzrhythmusstörungen für Jugendliche und junge Erwachsene zu sein scheint. So hätten 15- bis 34-Jährige, die Cannabis konsumieren, ein bis zu 52 Prozent erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen.

Als besonders gefährlich werden synthetische Cannabinoide von den Forschenden hervorgehoben. Diese künstlich hergestellten Substanzen sind oft deutlich potenter als der natürliche Cannabiswirkstoff THC und werden mit besonders schweren Fällen von Herzrasen in Verbindung gebracht.

Risiko nimmt mit Abstinenz ab

In ihrem Fachartikel erläutern die Forschenden, dass insbesondere Konsumierende mit Vorerkrankungen sich des erhöhten Risikos bewusst sein sollten. Sie weisen auch darauf hin, dass das Risiko für Herzrhythmusstörungen mit längerer Abstinenz von Cannabiskonsum wieder sinkt. Hilfe beim Ausstieg aus dem Konsum leisten Drogenberatungsstellen vor Ort oder auch die Online-Beratung. Das Programm Quit the Shit ist speziell auf Cannabiskonsumierende ausgerichtet. Es kann anonym genutzt werden und ist kostenlos.

 

Quelle:

Paulraj, S., Upreti, P., Tamirisa, K. & Batnyam, U. (2024). Arrhythmias and cannabis use: A comprehensive overview. Heart Rhythm O2, 6(1), P78-85, https://doi.org/10.1016/j.hroo.2024.10.020


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