Gehirn von Gamern verliert Kontrolle

13.02.2015

Bei manchen Computerspielbegeisterten wird aus der Spiel-Leidenschaft eine Sucht. Ein chinesisches Forschungsteam hat herausgefunden, dass es dabei zu Veränderungen im Gehirn kommt, die auch bei Drogenabhängigen beobachtet werden.

Mann hält Finger in das Maul von Pacman, der auf einer Wand gemalt ist und schreit

Bild: Bastografie / photocase.com

Kaum zu glauben: Ein Spieler soll in einer Woche 149 Stunden lang das Online-Game „World of Warcraft“ gespielt haben. Da eine Woche nur 168 Stunden hat, blieben ihm lediglich 19 Stunden zum Schlafen und anderen Bedürfnissen, die sich nicht vor dem Bildschirm verrichten lassen.

Auch wenn dies nur ein Extrembeispiel ist, so zeigt es doch, welche Faszination Computerspiele auf manche Menschen ausüben. Forscherinnen und Forscher aus Hangzhou in China haben in einer Studie nachweisen können, dass Hirnveränderungen hierfür verantwortlich sein könnten. Bei Computerspielabhängigen war die Aktivität im so genannten präfrontalen Cortex verringert.

Defekte Bremse

Der präfrontale Cortex gilt als wichtige Zentrale für das Entscheiden, Planen und Nachdenken, also für vernünftiges Verhalten. Bei zu viel unvernünftigem Handeln wie beispielsweise stundenlanges Computerspielen auf Kosten von schlafen oder Hausaufgaben erledigen, würde der präfrontale Cortex normalerweise auf die Bremse treten. Doch die Bremse scheint bei manchen Spielerinnen und Spielern defekt zu sein.

In der Studie untersuchten Studienleiter Hong Zhang und sein Team 12 junge Männer im Alter von durchschnittlich 23 Jahren, die einem Test zufolge computerspielabhängig waren. Alle waren dem Online-Rollenspiel „World of Warcraft“ verfallen. Weitere 14 gleichaltrige Männer, die nur wenig Computerspiele spielten und weder rauchten noch übermäßig Alkohol tranken dienten als Kontrollgruppe. Alle Männer spielten 30 Minuten „World of Warcraft“ und legten sich unmittelbar danach in einen PET-Scanner. Das ist ein bildgebendes Verfahren, das die Aktivität einzelner Hirnareale sichtbar machen kann.

Ähnliche Mechanismen bei Drogenabhängigkeit

Auf den PET-Scans hat das Forschungsteam Anzeichen dafür entdeckt, dass bei den Computerspielsüchtigen die Zahl der Andockstellen für den Botenstoff Dopamin im präfrontalen Cortex vermindert war. Die verminderte Rezeptordichte war umso stärker ausgeprägt, je länger die Männer bereits intensiv Computerspiele spielten.

Störungen in diesem Bereich finden sich auch bei Drogenabhängigen. Dies spreche laut Zhang und seinem Team dafür, dass der Kontrollverlust bei verschiedenen süchtigen Verhaltensweisen generell den gleichen Mechanismen im Gehirn unterliegen. Unklar ist jedoch, ob die Verringerung der Dopamin-Rezeptoren eher Folge oder Ursache des Computerspielens ist. Dies müsse in Längsschnittstudien untersucht werden.

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