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29.10.2025
Es gibt jede Menge Videos zu medizinischem Cannabis auf YouTube. Doch wie zuverlässig sind die darin verbreiteten Infos? Ein Forschungsteam aus dem Vereinigten Königreich hat YouTube-Videos einer systematischen Bewertung unterzogen.

Bild: Kristina Trimailova / iStock.com
Mit grasgrünen Haaren und fast zweitausend Videos über Cannabis hat der Influencer DrewlsSharing es zu über einer Million Follower auf YouTube gebracht. Auch zu medizinischem Marihuana hat er sich in einem achtminütigen Video geäußert. Doch wie zuverlässig sind die von nicht-medizinischen Influencern verbreiteten Informationen? Wie steht es überhaupt um die Qualität von YouTube-Videos, in denen es um medizinischen Cannabis geht?
Ein Forschungsteam des Imperial College London hat eine wissenschaftliche Studie zu dieser Frage durchgeführt. Es hat die häufigsten Videos mit Bezug zu medizinischem Cannabis, darunter auch das Video von DrewlsSharing, aus wissenschaftlicher Sicht bewertet. Insgesamt 516 Videos aus den letzten fünf Jahren sind in die Analyse eingegangen. Neben den üblichen Beliebtheitswerten wie Views und Likes verwendete das Team zwei spezielle Bewertungsinstrumente, die zur fachlichen Beurteilung von öffentlich zugänglichen Gesundheitsinformationen entwickelt wurden.
Zwei Forschende aus dem Team haben unabhängig voneinander alle Videos gesichtet und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass ausgerechnet die mit 92 Millionen Views am häufigsten aufgerufenen Videos von nicht-medizinischen Influencern in der fachlichen Beurteilung am schlechtesten abgeschnitten haben. Videos von Ärztinnen, Medizinern oder Kliniken wurden zwar besser bewertet, erzielten aber mit 4,5 Millionen Views die wenigsten Aufrufe.
Ein Grund sei nach Aussagen der Forschenden, dass die Videos von Medizinerinnen und Medizinern oft zu viel Fachsprache verwendeten, zu lang oder nicht unterhaltsam genug seien. Beispielsweise finden sich auch einstündige Powerpoint-Präsentationen, die für ein Fachpublikum, aber nicht für Laien geeignet sind.
Hingegen liefern nicht-medizinische Influencer verständliche Information auf unterhaltsame Weise und bekommen entsprechend mehr Aufmerksamkeit. Vor allem sind deren Videos in der Mehrzahl: Von den 516 untersuchten Videos waren 435 von Influencern, aber nur 63 von medizinischen Fachpersonen.
Studienleiter Mikael Sondergren und sein Team warnen, dass falsche oder übertriebene Aussagen vermeintlicher Wirkungen von Cannabis auch gefährlich sein können. Das sei beispielsweise der Fall, wenn vermittelt wird, dass Cannabis zur Behandlung von Krebs geeignet sei und Patientinnen oder Patienten sich deshalb gegen anerkannte Verfahren wie die Chemotherapie oder eine Immuntherapie entscheiden.
YouTube habe zwar Richtlinien gegen medizinische Fehlinformationen, doch die Umsetzung sei lückenhaft, erklären die Forschenden. Die Plattform prüfe nicht systematisch, ob die Inhalte von medizinischen Fachpersonen stammen oder ob Quellen korrekt angegeben sind. Sondergren und sein Team fordern daher mehr Moderation auf YouTube und eine bessere Sichtbarkeit für verlässliche Inhalte.
Die Studie liefert aber auch einen Lichtblick: Zwar waren nur 18 Videos von nicht-medizinischen Organisationen wie News-Portalen in der Analyse. Diese wiesen in der Regel aber sogar eine bessere Informationsqualität auf als Videos von Medizinerinnen und Medizinern, wurden häufiger geliked und erzielten in der Summe immerhin rund 23 Millionen Aufrufe.
Quelle:
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