Studie findet keine Langzeitschäden durch Cannabis

11.09.2015

Macht Kiffen krank? Diese scheinbar einfache Frage ist bereits in unzähligen Studien untersucht worden, teilweise mit widersprüchlichen Ergebnissen. Eine aktuelle Studie reiht sich in die Diskussion ein und kommt zu dem überraschenden Schluss, dass selbst der frühe Einstieg in das Kiffen bis zum Alter von 36 Jahren zu keinen ernsthaften Langzeitschäden führt.

Marihuana und ein fertig gedrehter Joint auf einem Schachbrett

Bild: wollertz / Fotolia.com

Eins vorweg: In der Studie wurden natürlich nicht alle erdenklichen Krankheiten untersucht, aber eine Reihe möglicher körperlicher und seelischer Folgen des Konsums. Dazu zählen unter anderem Angststörungen, Depressionen, Psychosen, Asthma, Allergien oder Bluthochdruck. Andere Erkrankungen wie Herzprobleme, Schlaganfälle oder Krebs wurden aus den Analysen ausgeschlossen, weil es zu wenige Fälle unter den 408 Teilnehmern der Studie gab. Wie ist das Forschungsteam im Detail vorgegangen?

Studie deckt Zeitraum von über 20 Jahren ab

Die Untersuchung war eine so genannte Längsschnittstudie. Das bedeutet, eine Gruppe von Menschen wird über einen längeren Zeitraum mehrmals untersucht. Dadurch lassen sich Veränderungen bei jedem der Teilnehmenden beobachten.

Studienleiter Jordan Bechtold und sein Team haben männliche Jugendliche im Alter von durchschnittlich 14 Jahren erstmalig zu einer Reihe von möglichen Vorerkrankungen befragt. Es folgten weitere Befragungen zunächst im halbjährlichen, später im jährlichen Abstand bis zum Alter von 26 Jahren. Schließlich erfolge eine letzte Befragung, als die Teilnehmer 36 Jahre alt waren. Durch den langen Beobachtungszeitraum von über 20 Jahren lagen somit vergleichsweise genaue Informationen über den zeitlichen Verlauf des Konsums und dem Auftreten von Erkrankungen vor. Das kann eine einmalige Befragung, die als Querschnitt bezeichnet wird, nicht leisten.

Um herauszufinden, in welcher Weise Cannabiskonsum mit späteren Erkrankungen in Zusammenhang stehen, hat das Forschungsteam vier Gruppen anhand ihres Konsummusters gebildet. Eine Gruppe hat nie oder sehr wenig konsumiert, eine weitere ist erst im Erwachsenenalter eingestiegen. Zudem wurden Jugendliche, die schon früh sehr viel konsumierten, von Jugendlichen unterschieden, die zwar früh eingestiegen, aber auch wieder ausgestiegen sind.

Keine Unterschiede bei unterschiedlichen Konsummustern

Bei allen Gruppen hat das Forschungsteam die Häufigkeit von Erkrankungen untersucht und ist zu dem Schluss gekommen, dass es keinen Unterschied zwischen den Gruppen gibt. Egal, ob die Männer nie Cannabis konsumiert oder schon als Jugendliche regelmäßig gekifft haben, keine der untersuchten Erkrankungen war bei einer Gruppe häufiger als bei einer anderen aufgetreten. Dabei hat das Team auch eine ganze Reihe weiterer Faktoren einbezogen wie den sozialen Status, den Konsum anderer Drogen oder Vorerkrankungen.

Dieses Ergebnis war auch für das Forschungsteam überraschend. So hatte es beispielsweise erwartet, dass sich die Gruppen zumindest im Hinblick auf das Auftreten von Psychosen unterscheiden, zumal eine Reihe von Studien ein erhöhtes Psychoserisiko bei Cannabiskonsum festgestellt haben. Einschränkend geben die Forscherinnen und Forscher jedoch zu bedenken, dass sie nur nach einer ärztlich diagnostizierten Psychose wie Schizophrenie gefragt haben. Psychotische Symptome, die noch nicht die Schwelle zur Diagnose überschritten haben, wurden nicht abgefragt. So gibt es eine andere Langzeitstudie, die ein doppelt so hohes Risiko für psychotische Symptome bei frühem Einstieg in das Kiffen festgestellt hat.

Die Ergebnisse gelten zudem nur für Männer, da Frauen nicht beteiligt waren. Das Forschungsteam gibt auch zu bedenken, dass die Daten aus den 1990er und frühen 2000er Jahren stammen und der THC-Gehalt von Cannabis in der Zwischenzeit gestiegen sei. Denn inzwischen gibt es Hinweise, dass hochpotenter Cannabis mit einem erhöhten Psychoserisiko in Verbindung steht.

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