Home > News > Aktuelle Meldungen > Studie findet mögliche Auswirkungen von Cannabis auf die Potenzfähigkeit des Mannes
21.05.2025
Starker Cannabiskonsum erhöht einer aktuellen Studie zufolge das Risiko für Impotenz und Testosteronmangel unter Männern.
Bild: Roman Didkivskyi / iStock.com
Es betrifft nur wenige Männer, das vorweg. Doch wer stark kifft, könnte sein persönliches Risiko für eine erektile Dysfunktion, so der Fachbegriff für Impotenz, bedeutsam erhöhen. Das ist eines der Hauptergebnisse einer aktuellen Kohortenstudie aus den USA.
Es gibt bereits einige Studien zu möglichen Auswirkungen von Cannabis auf die erektile Dysfunktion und den Testosteronspiegel, jedoch nicht mit eindeutigen Ergebnissen. Ein Grund könnten kleine Stichproben sein, erklären Studienleiter Kian Asanad und sein Team. In ihrer Studie haben sie nach eigenen Aussagen mit der größten Stichprobe gearbeitet, die jemals zu diesem Thema zusammengestellt wurde.
Die Forschenden haben Gesundheitsdaten einer US-amerikanischen Datenbank angezapft, die Informationen von über 115 Millionen Patientinnen und Patienten aus dem ganzen Land enthält. Daraus hat das Team Daten von rund 1,5 Millionen Männern über 18 Jahren entnommen, die sich zwischen 2005 und 2024 in medizinische Behandlung begeben hatten.
Asanad und sein Team haben Männer mit und ohne diagnostizierter Cannabiskonsumstörung verglichen. Dabei achteten sie darauf, dass mögliche Einflussfaktoren wie das Alter, Rauchen, chronische Erkrankungen oder medikamentöse Behandlungen gleich verteilt waren zwischen den Vergleichsgruppen. Die Forschenden interessierten sich dafür, bei welchen Männern zu einem späteren Zeitpunkt eine erektile Dysfunktion oder Testosteron-Mangel diagnostiziert wurde.
Im Zeitraum bis zu einem Jahr nach Erstellung der Cannabisdiagnose lag die Rate von Erektionsproblemen bei etwa 0,9 Prozent in der Gruppe der Cannabiskonsumenten. Von den Männern ohne Cannabisdiagnose waren aber nur 0,2 Prozent betroffen. Das Risiko für Impotenz ist für Männer mit Cannabisdiagnose demnach etwa um das Vierfache erhöht.
Auch beim Testosteronmangel waren die Zahlen mit 0,2 Prozent in der Cannabisgruppe gegenüber 0,1 Prozent in der Vergleichsgruppe zwar gering, aber statistisch bedeutsam erhöht. Unter Männern zwischen 18 und 39 Jahren dominierte kurzfristig vor allem das Risiko für erektile Dysfunktion, während ältere Männer über 40 zusätzlich häufiger auch unter einem Testosteronmangel litten.
Längerfristig, also 3 bis 5 Jahre nach Erstellung der Cannabisdiagnose, waren die Effekte auf die erektile Dysfunktion zwar abgeschwächt, aber immer noch statistisch bedeutsam. Das galt für ältere Männer stärker als für jüngere.
Als Erklärung nennen die Autorinnen und Autoren der Studie eine Reihe möglicher Gründe. Beispielsweise könnten Cannabisrezeptoren im Gehirn, speziell im Bereich des Hypothalamus beteiligt sein. Bestimmte Neurotransmitter können den für eine Erektion notwendigen neuronalen Mechanismus hemmen. Zudem könnte chronischer Cannabiskonsum auch die Gefäße schädigen, die für eine Erektion wichtig sind. Und zumindest in Experimenten mit Mäusen konnte nachgewiesen werden, dass intensiver Gebrauch von Cannabis auch die Produktion von Testosteron in den Hoden hemmt. Allerdings steht ein direkter Nachweis bei Menschen noch aus.
Das Forschungsteam empfiehlt Männern, sich bewusst zu machen, dass Cannabiskonsum ihre Potenz beeinträchtigen könnte. Eine Cannabiskonsumstörung oder Cannabisabhängigkeit ist allerdings ohnehin mit einer Reihe an negativen Folgen verbunden. Betroffene könnten eine Reduktion oder den Ausstieg aus dem Cannabiskonsum in Erwägung ziehen. Das Beratungsprogramm Quit the Shit hilft dabei kostenlos und anonym.
Quelle:
Davis, R., Hershenhouse, J., Maas, M., Loh-Doyle, J. & Asanad, K. (2025). Association of cannabis abuse/dependence on risks of erectile dysfunction and testosterone deficiency using a large claims database analysis. The Journal of Sexual Medicine, qdaf043, https://doi.org/10.1093/jsxmed/qdaf043.
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