Cannabis und Psychose

„Ich war der Überzeugung, ich bin in der Hölle.“ Oliver hat zwei Psychosen durchlitten, die er auf den Konsum von Cannabis zurückführt. Erst nach dem Ausstieg aus dem Konsum und einer stationären Behandlung in der Psychiatrie fand er wieder zurück in die Wirklichkeit. Eindrucksvoll berichtet Oliver von seinen Erfahrungen.

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Transkription:

Intro: Das anfänglich schwarze Bild schrumpft von außen nach innen, daraus werden die Umrisse des drugcom-Logos sichtbar, das schließlich in der Mitte des Bildes verharrt. Der Schriftzug „drugcom.de“ baut sich per Animation auf, darunter erscheint „check yourself“, untermalt von Geräuschen und sphärischer Hintergrundmusik. Im Hintergrund ist eine Glasscheibe zu sehen, die eine gefrorene Oberfläche zu haben scheint, schwach von einer undefinierbaren Lichtquelle durchleuchtet. Dann wird der Hintergrund weiß, während das drugcom-Logo in der Bildmitte stehen bleibt. Anschließend wird das Bild erst schwarz, man hört, wie ein Feuerzeug dreimal gezündet wird. Es kommt eine typische Wasserpfeife, eine „Bong“, ins Bild. Eine Hand hält das brennende Feuerzeug an den mit Tabak oder Cannabis gefüllten Kopf der Wasserpfeife. Rauch steigt auf, der Titel „Cannabis und Psychose“ erscheint.

Beschreibung: Man sieht einen Mann, der ein etwa ein Jahr altes Kind in eine Schaukel setzt, die in einem Türrahmen hängt. Anschließend sieht man den Mann in Nahaufnahme vor der Kamera. Er spricht in Richtung Kamera, mit dem Blick etwas nach links vom Zuschauer aus gesehen.

Mann: „Ich war immer ein stabiler und glücklicher Mensch und habe niemals psychische Probleme gehabt und bin mir auch jetzt im Nachhinein ganz sicher, dass das Cannabis meine Probleme ausgelöst hat.“

Beschreibung: Die Kamera schwenkt durch das Blätterwerk eines Baumes bis es den Mann zeigt, der unter dem Baum sitzt. Im nächsten Schnitt sitzt er wieder vor der Kamera und spricht. Der Schriftzug „Oliver L. (39 Jahre) hat zwei Psychosen erlebt“ wird eingeblendet.

Oliver: „Ich habe das erste Mal gekifft auf einer Jugendreise, das war ein ganz wahnsinniger Trip für mich, das war so intensiv, dass ich mich heute noch daran erinnern kann an dieses Erlebnis. Und das hat wirklich viel dazu beigetragen, dass ich dann regelmäßig gekifft habe.“

Beschreibung: Man sieht Oliver in Großaufnahme von schräg hinten. Es folgt ein Schnitt auf eine Szene mit vielen Menschen, die auf die Kamera zugehen und links und rechts davon vorbeigehen. Die Szene ist durch Überbelichtung und starke Unschärfe zu den Rändern hin verfremdet.

Oliver (aus dem Off): „Die Psychose hat sich ganz schleichend angedeutet. Ich habe ständig in irgendwelche Menschen, in irgendwelche Sachen, in irgendwelche Bilder etwas hinein interpretiert, was gar nicht da war. Und wenn es kleine Blicke von Leuten waren, die habe ich sofort irgendwie gedeutet, ‚der beobachtet mich‘ oder so.“

Beschreibung: Man sieht den Schriftzug „Abteilung für Psychiatrie/Psychotherapie“. In der nächsten Szene läuft eine Ärztin im Eingangsbereich einer Klinik von rechts nach links. Dann sieht man die Ärztin vor der Kamera. Sie spricht vom Zuschauer aus betrachtet leicht nach rechts versetzt in Richtung Kamera. Der Schriftzug „Dr. M. Jockers-Scherübl, Chefärztin Psychiatrie Klinik-Hennigsdorf“ wird eingeblendet.

Ärztin: „Wenn jemand psychotisch ist, dann nimmt er diese Gegebenheit so an und sagt sich, ‚aha, das ist so, weil das und das, weil ich was gemacht habe, weil der mir was Böses will‘, aber er hinterfragt Dinge nicht mehr, er guckt sie nicht mehr von verschiedenen Seiten an. Das ist eine definierte Realität, ohne sie nochmal zu überprüfen.“

Beschreibung: Schnitt auf Oliver, der in Nahaufnahme vor der Kamera sitzt. Dann sieht man Oliver, wie er eine Baumallee entlangläuft, auf die Kamera zugehend, bis er links davon vorbeiläuft.

Oliver: „Irgendwann habe ich mir das alles dadurch erklärt, dass ich jemand Besonderes bin. Das gipfelte dann darin, dass ich dachte, ich bin der wiedergeborene Jesus und ich bin hier, um die Welt zu retten.“

Beschreibung: Schnitt auf Oliver, der in Nahaufnahme vor der Kamera sitzt.

Oliver: „Als ich dann aufgehört habe zu kiffen, wurde es schlimmer mit diesen Gedanken, so dass es wirklich ausuferte und ich da gar keinen Zugriff mehr drauf hatte. Ich weiß noch genau, ich wollte aufhören zu denken. Ich habe wirklich drum gefleht und gebetet innerlich, dass die Gedanken weggehen. Und das ging nicht mehr, ich musste weiterdenken, immer weiterdenken. Das war eine richtige Qual, ich konnte nicht mehr schlafen vor lauter Denken und Grübeln.“

Beschreibung: Detailaufnahme von Olivers Händen, die gerade eine Zigarette drehen, dann Schnitt auf die Ärztin.

Jockers-Scherübl: „Das Fiese ist ja, wenn jemand damit aufhört, dann ist es auch so, dass die Entzugssymptome, die es ja gibt, die früher verneint wurden für Cannabis, und die Transmittersysteme hochgefahren werden und hoch angespannt sind. Und das wiederum führt auch leicht zu psychotischen Episoden oder zu Panikattacken und zu depressiven Symptomen.“

Beschreibung: Schnitt auf Oliver L., der in Nahaufnahme vor der Kamera sitzt.

Oliver: „Es eskalierte eines Morgens, dass ich ohne Schuhe losgezogen bin zur Arbeit.“

Beschreibung: Es werden verwackelte Aufnahmen einer Straßenszene gezeigt, in der Menschen undeutlich zuerkennen sind.

Oliver (aus dem Off): „Ich bin mitten über die Straße gelaufen, durch den fahrenden Verkehr, völlig aufgelöst und habe geweint. Ich habe dann aber gar nicht mehr gesprochen, habe dann geschwiegen. Das war für mich so ein Muss: Du darfst nichts mehr sagen. Dann haben sie einen Krankenwagen gerufen und ich bin in die Psychiatrie gekommen letztendlich. Das hat im Prinzip so zwei Wochen gedauert, bis ich wieder einigermaßen klar war.“

Beschreibung: Oliver sitzt in seinem Wohnzimmer auf dem Sofa, vor sich zwei aufgeschlagene Fotoalben. Dann spricht er wieder vor der Kamera.

Oliver: „Zwei Jahre nach der ersten Psychose habe ich gemerkt, jetzt geht es mir wieder besser, ich war wieder völlig klar im Kopf. Da war es für mich dann so wie das Sahnehäubchen, jetzt mal wieder einen Joint zu rauchen.“

Beschreibung: Oliver blättert im Fotoalbum. Die Kamera zoomt auf ein älteres Bild von Oliver, auf dem er an einer großen Holzpfeife zieht, darunter die Bildunterschrift „Gute Nacht!“.

Oliver (aus dem Off): „Ich bin dann nach Indien gefahren, und habe da wieder richtig angefangen zu kiffen. Und da ist die zweite Psychose ausgebrochen.“

Beschreibung: Schnitt auf Oliver L., der in Nahaufnahme vor der Kamera sitzt.

Oliver: „Das gipfelte darin, dass es zum Höllentrip wurde. Ich hatte irgendwann die Überzeugung, ich bin hier in der Hölle, die ganzen dunkelhäutigen Menschen sind Tote und ich muss jetzt hier raus aus der Hölle, wieder zurück zu den Lebenden ins Paradies.“

Beschreibung: Man sieht mit Plastikfolie zugedeckte Krankenhausbetten.

Oliver (aus dem Off): „Letztendlich endete der Weg wieder in der Psychiatrie. Das war alles nur noch Irre.“

Beschreibung: Schnitt auf Oliver L., der in Nahaufnahme vor der Kamera sitzt.

Oliver: „Da habe ich gesagt, ‚jetzt muss was passieren, jetzt mache ich einen Schlussstrich, ich will das nicht mehr‘. Dann bin ich in die Therapie gegangen.“

Beschreibung: Man sieht Oliver mit seinem Kind auf dem Arm. Er geht in die Küche, füllt Wasser in ein Fläschchen, gibt seinem Kind das Fläschchen und lächelt glücklich. Anschließend spielt er mit Lego-Bausteinen mit seinem Kind.

Oliver (aus dem Off): „Ich muss zwar zurzeit noch Medikamente nehmen, aber ich nehme es wirklich nur in kleinen stabilisierenden Mengen. Ich spüre davon auch keinerlei Nebenwirkungen. Ich bin jetzt wirklich frei davon. Es geht mir jetzt viel besser. Ich habe jetzt eine Familie, ich habe mein Studium abgeschlossen. Das habe ich auch erst geschafft, nachdem ich aufgehört habe zu kiffen.“

Beschreibung: Schnitt auf Oliver L., der in Nahaufnahme vor der Kamera sitzt.

Oliver: „Ich wünsche das niemanden, dass er eine Psychose bekommt. Das ist etwas ganz Schreckliches.“

Outro: Es erscheint die gefrorene Glasscheibe wie im Intro. Der Hintergrund wird weiß und das drugcom-Logo erscheint.


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