Gehirn Jugendlicher anfälliger für Kokain

12.04.2013

Im Tierexperiment konnten US-amerikanische Forscherinnen und Forscher nachweisen, dass jugendliche Ratten anfälliger sind für die Wirkung von Kokain als ausgewachsene Tiere. Biologische Faktoren würden demnach ausreichen, um die höhere Anfälligkeit für Drogenabhängigkeit bei Jugendlichen zu erklären.

Aufgemalte Silhouette einer Ratte auf einer schmuddeligen Hauswand

Bild: Lugaaa / photocase.com

Jugendliche sind meist neugieriger und eher bereit, Risiken einzugehen als Erwachsene. Auch das Experimentieren mit Drogen gehört dazu. Jugendliche sind zudem anfälliger dafür, eine Abhängigkeit zu entwickeln, wenn sie Drogen wie Kokain konsumieren. Bislang war jedoch unklar, ob die Ursache für die erhöhte Anfälligkeit eher sozialer oder biologischer Natur ist.

Ein US-amerikanisches Forschungsteam hat diese Frage im Tierexperiment untersucht. Im Tierversuch können nicht-biologischen Faktoren wie beispielsweise der sozioökonomische Status oder die unterschiedliche Verfügbarkeit von Drogen ausgeschlossen werden.

Das Forschungsteam unter der Leitung von Michela Marinelli hat jugendliche und ausgewachsene Ratten dabei beobachtet, wie sie sich verhalten, wenn sie freien Zugang zu einer Kokainlösung haben. Dabei zeigte sich, dass jugendliche Ratten sensibler auf Kokain reagierten als ausgewachsene Tiere. Die jungen Nager erhöhten schneller die Dosis und waren eher bereit, einen hohen „Preis“ für Kokain zu zahlen. Die „Preiserhöhung“ bestand darin, dass eine höhere Anzahl an Nasenstupsern nötig war, um an die begehrte Kokainlösung zu kommen.

Erhöhte Dopaminausschüttung

Die Forscherinnen und Forscher von der Rosalind Franklin Universität in Chicago konnten zudem nachweisen, dass die Ausschüttung des Neurotransmitters Dopamin bei jugendlichen Ratten um etwa 24 Prozent stärker ausfiel, als bei älteren Tieren. Dopamin spielt eine wichtige Funktion im Belohnungssystem. Sobald den Tieren jedoch ein Medikament verabreichte wurde, das die Rezeptoren für Dopamin im Gehirn blockierte, ließen sich keine Unterschiede mehr im Verhalten der Tiere feststellen.

Das Forschungsteam schlussfolgert daraus, dass die erhöhte Anfälligkeit für eine Kokainabhängigkeit bei Jugendlichen durch Unterschiede in der Hirnstruktur erklärt werden können. Vor allem die erhöhte Dopaminausschüttung verführt die jungen Tiere dazu, sich mehr Kokain zu verabreichen.

Die erhöhte Kokainaufnahme ließ sich jedoch nicht bei Ratten nachweisen, die noch nicht in die Pubertät gekommen sind. Es sei somit vor allem das „Fenster“ zwischen der Pubertät und dem Erwachsenenalter, in dem die Tiere in erhöhtem Maße anfällig sind Kokain.

Quelle:
Wong, W. C., Ford, K. A., Pagels, N. E., McCutcheon, J. E. & Marinelli, M. (2013). Adolescents Are More Vulnerable to Cocaine Addiction: Behavioral and Electrophysiological Evidence. The Journal of Neuroscience, 33 (11), 4913-4922.


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