Genetische Veranlagung für Cannabisabhängigkeit

27.12.2023

Eine Studie mit Daten über die Gene von über einer Million Menschen liefert neue Einblicke in die genetischen Grundlagen der Cannabisabhängigkeit und damit zusammenhängenden Risiken.

Bild: Alicia_Garcia / iStock.com

Unsere Gene bestehen eigentlich nur aus vier Buchstaben. A, C, G und T stehen für Adenin, Cytosin, Guanin, und Thymin. Es handelt sich um Moleküle, die als Basen bezeichnet werden und sich paarweise verbinden. Insgesamt 3,2 Milliarden solcher Basenpaare enthält die menschliche DNA. Teilbereiche der DNA bilden die Gene, die die Grundlage dafür sind, wie wir aussehen oder wie unser Körper funktioniert. Auch die Anfälligkeit für Cannabisabhängigkeit scheint von unseren Genen beeinflusst zu werden, wie eine aktuelle Studie nahelegt.

Frühere Studien haben bereits Hinweise geliefert, dass bestimmte Genvarianten mit Cannabisabhängigkeit in Verbindung stehen. Für eine umfassende Analyse hat ein US-amerikanisches Forschungsteam unter der Leitung von Daniel Levey und Joel Gelernter nun die Gene von über einer Million Menschen untersucht, von denen Informationen zur Cannabisabhängigkeit und weiteren Erkrankungen vorliegen.

Genvarianten in Zusammenhang mit weiteren psychiatrischen Störungen

Die Forschenden konnten eine Reihe von Genvarianten identifizieren, die mit Cannabisabhängigkeit in Verbindung zu stehen scheinen. Das bedeutet: Wer diese Gene in sich trägt, wird mit höherer Wahrscheinlichkeit cannabisabhängig als Personen, die diese Genvarianten nicht haben. Bei der Analyse zeigte sich auch eine Überlappung des genetischen Risikos für Cannabisabhängigkeit mit dem Risiko für andere Suchterkrankungen und weiteren psychiatrischen Störungen.

So fanden die Forschenden Regionen in der DNA, die für einen wechselseitigen Zusammenhang zwischen Cannabisabhängigkeit und Schizophrenie sprechen. Das heißt einerseits, dass exzessiv konsumierende Personen ein erhöhtes Risiko für Schizophrenie haben. Andererseits sind Menschen mit Schizophrenie auch stärker gefährdet für die Entwicklung einer Cannabisabhängigkeit.

Cannabisabhängigkeit bei chronischen Schmerzen

Eine vertiefte statistische Analyse hat zudem nachweisen können, dass Menschen mit chronischen Schmerzen ein besonders hohes Risiko für Cannabisabhängigkeit haben. Die Forschenden mahnen daher, dass beim therapeutischen Einsatz von Cannabis zur Behandlung von Schmerzen die zu erwartenden Vorteile gegenüber den möglichen Nachteilen einer Abhängigkeit abgewogen werden sollten.

Die Forschenden sind auch auf einen Zusammenhang zwischen Lungenkrebs und dem genetischen Risiko für Cannabisabhängigkeit gestoßen. Allerdings sei nach Aussagen des Forschungsteams noch unklar, inwiefern das genetische Risiko unabhängig vom Tabakrauchen und von anderen Umweltfaktoren betrachtet werden kann.

Nach Einschätzung von Daniel Levey könnte ein besseres Verständnis der biologischen Grundlagen einer Cannabisabhängigkeit dazu beitragen, die Menschen über die Risiken des Cannabiskonsums zu informieren.

Marta Di Forti, Forscherin am King’s College London, fügt hinzu, dass Cannabis „der am meisten vermeidbare Risikofaktor“ für Schizophrenie sei. Auf Grundlage der genetischen Information könnten Menschen zukünftig davor gewarnt werden, dass sie ein erhöhtes Risiko für psychiatrische Störungen haben, wenn sie Cannabis konsumieren.

 

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