Jede dritte erwachsene Person riskiert Gesundheitsschäden durch Alkohol

03.12.2025

Alkohol hat in Deutschland eine lange Tradition. Alkoholbedingte Schäden auch. Ein Teil der Bevölkerung konsumiert Alkohol in Mengen, die mit einem moderatem bis hohem Krankheitsrisiko verbunden sind.

Bild: Liudmila Chernetska / iStock.com

Wie viel Alkohol ist noch okay? Die Antwort auf diese Frage lautete bisher: Frauen sollten nicht mehr als ein Standardglas Alkohol am Tag trinken, Männer nicht mehr als zwei Standardgläser. Ein Standardglas entspricht etwa einer 0,33-Liter-Flasche Bier oder 0,125 Liter Wein, also einem Glas, wie man es im Restaurant bekommt.

Berücksichtigt man die zusätzliche Empfehlung von mindestens zwei alkoholfreien Tagen pro Woche, so galt ein Wochenkonsum von bis zu 5 Gläsern Alkohol für Frauen und 10 Gläsern für Männer noch als risikoarm. Doch die Empfehlungen für risikoarmen Konsum haben sich geändert. Die Forschung legt nahe, dass die bisherigen Grenzwerte zu hoch angesetzt waren. Schon geringe Mengen stehen unter anderem mit Krebserkrankungen und Demenz in Zusammenhang.

Nur noch maximal zwei Gläser Alkohol pro Woche gelten als risikoarm

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) hat ihre Empfehlungen im Jahr 2024 daher aktualisiert. Als risikoarm gelten nun nur noch maximal zwei Gläser pro Woche. Das gilt für alle Geschlechter. Ein Konsum von bis zu 6 Gläsern pro Woche ist den Empfehlungen zufolge mit einem mittelhohen Risiko für gesundheitliche Schäden verbunden. Ab 7 und mehr Gläsern Alkohol ist mit einem hohem Gesundheitsrisiko zu rechnen.

Angesichts der „verschärften“ Grenzwerte hat sich ein Team des Robert-Koch-Instituts (RKI) mit der Frage befasst, wie hoch der Anteil in der Bevölkerung ist, die den neuen Kriterien zufolge riskant Alkohol trinkt und mit gesundheitlichen Schäden rechnen muss.

In der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA) hat das Robert-Koch-Institut über 22.000 Erwachsene telefonisch zu ihrem Trinkverhalten interviewt. Demzufolge trinken 8 von 10 Erwachsene Alkohol. Deutschland gehöre mit durchschnittlich 12,8 Litern Reinalkohol pro Person und Jahr weltweit zu den Hochkonsumländern, betont das Forschungsteam. Der weltweite Durchschnitt liege bei 5,8 Litern Reinalkohol pro Person.

Doppelt so viele Männer wie Frauen trinken im mittleren bis hohen Risikobereich

Die Befragung ergab auch, dass 33 Prozent der Erwachsenen Alkohol in Mengen konsumieren, die mit einem moderaten oder hohen Risiko für gesundheitliche Schäden verbunden sind. Dabei gibt es einen erheblichen Geschlechtsunterschied: Während 21 Prozent der Frauen 3 oder mehr alkoholische Getränke pro Woche trinken, trifft dies auf 44 Prozent der Männer zu.

Besonders auffällig war, dass bei Männern der Anteil riskant Trinkender mit dem Alter steigt. Unter den Männern über 44 Jahren trinken fast 50 Prozent mittel- bis hochriskant Alkohol. Auch Bildung scheint eine Rolle zu spielen: Je höher das Bildungsniveau ist, desto höher ist der Anteil an Personen mit mittel- oder hochriskantem Alkoholkonsum. Mehr als jeder zweite Mann mit Hochschulabschluss konsumiert Alkoholmengen im mittleren oder hohen Risikobereich.

Forschende fordern mehr Prävention

Die Neubewertung des Alkoholkonsums in Deutschland mache nach Aussagen des Forschungsteams deutlich, dass Gesundheitsrisiken aufgrund von Alkoholkonsum weit verbreitet sind in der Bevölkerung. Laut den Autorinnen der RKI-Studie seien Maßnahmen notwendig, die den Zugang zu Alkohol einschränken und den Preis von Alkohol erhöhen, wie beispielsweise durch Steuererhöhungen. Aktuell liege Deutschland im Vergleich mit anderen europäischen Ländern bei den Alkoholsteuern auf dem drittletzten Platz.

Zudem müsse das Problembewusstsein für die negativen Folgen von Alkohol geschärft werden, erklären die Forscherinnen. Die Aufklärung über die negativen Folgen des Konsums solle breit kommuniziert werden und den Menschen vermitteln, dass sie möglichst wenig oder noch besser gar keinen Alkohol trinken sollten, wie es die DGE empfiehlt.

Selbsttest und Beratung

Wer sein persönliches Risiko ermitteln will, kann dies mit dem Selbsttest Check your Drinking tun. Kostenlose und anonyme persönliche Beratung gibt es in der täglichen Chat-Sprechstunde oder per E-Mail.

 

Quelle:

  • Richter, A., Starker, A. & Schienkiewitz, A. (2025). Neubewertung des Alkoholkonsums in Deutschland – Welche Bevölkerungsgruppen haben ein erhöhtes Krankheitsrisiko? Journal of Health Monitoring, 10(3), e13396, https://doi.org/10.25646/13396.


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