Keine Jugendfreigabe für Rauchen in Spielfilmen in den USA

18.05.2007

Brad Pitt raucht am häufigsten, Bruce Willis hingegen nie - das ist eines der Ergebnisse einer US-amerikanischen Studie, in der das Rauchen in Spielfilmen untersucht wurde. Das Forschungsteam beschäftigte sich zudem mit der Frage, wie viele Jugendliche das Rauchen in Filmen vermutlich zu sehen bekommen. Den Ergebnissen zufolge kam es in den Jahren 1998 bis 2002 zu rund 14 Milliarden „Sichtkontakten“ mit rauchenden Schauspielerinnen und Schauspielern in der Zielgruppe der 10- bis 14-Jährigen. Der US-Filmverband Motion Picture Association of America (MPAA) zieht offenbar Konsequenzen und will bei der Altersfreigabe von Spielfilmen das Rauchen ebenso berücksichtigen wie Sex und Gewalt.

Das Team um James Sargent von der Dartmouth Medical School hat ihr Forschungslabor in ein Kino umgewandelt und sich die Top-Filme aus den Jahren 1998 bis 2002 angeschaut, um die Häufigkeit von Szenen zu ermitteln, in denen die Filmfiguren rauchen. 534 Hollywood-Filme wurden berücksichtigt. In 74 Prozent der Filme wird geraucht, insgesamt zählte das Forschungsteam 3.830 Rauchszenen.

Mit 65 Szenen zeigt der Film „Fight Club“ mit Abstand am häufigsten rauchende Schauspielerinnen und Schauspieler. Brad Pitt, der schlimmste Prügelknabe aus dem „Fight Club“, wurde zudem noch in einigen anderen Hollywoodstreifen mit einer Kippe in der Hand gesichtet. Mit 42 Szenen führt er die Liste der rauchenden Leinwandhelden an. Aber dass harte Männer nicht unbedingt rauchen müssen beweist Bruce Willis, der in zehn Filmen nicht ein einziges Mal zur Zigarette gegriffen hat.

Aus früheren Untersuchungen ist zudem bekannt, dass das Rauchen in Spielfilmen Jugendliche dazu verleitet, es den Filmhelden gleich zu tun. Ziel der Studie war es daher, abzuschätzen, wie hoch die so genannte Reichweite der „Raucherfilme“ in der Zielgruppe der Jugendlichen ist. Hierzu wurde eine repräsentative Umfrage durchgeführt, an der über 6.000 US-amerikanische Jugendliche im Alter zwischen 10- bis 14-Jährigen beteiligt waren. Dabei wurde ermittelt, wie viele Jugendliche jeden der untersuchten Filme gesehen hat.

Das Forschungsteam kommt zu dem Ergebnis, dass hochgerechnet rund 14 Milliarden Rauchszenen diese Zielgruppe erreicht haben. Jeder Teenager hat im Durchschnitt 665-mal rauchende Darstellerinnen und Darsteller gesehen. Rund 60 Prozent der Rauchszenen stammen zudem aus Filmen, die durch eine Jugendfreigabe gekennzeichnet sind. „Die offensichtlich großzügige Darstellung von rauchenden Stars vor einem jugendlichen Publikum ist der Traum eines jeden Tabak-Marketingexperten“, kritisiert der Leiter der Studie James Sargent.

Die Autorinnen und Autoren der Studie fordern daher, dass Filme, in denen geraucht wird, keine Altersfreigabe für Jugendliche bekommen dürfen. Der US-Filmverband Motion Picture Association of America (MPAA) hat darauf offenbar reagiert und bekannt gegeben, bei der Altersfreigabe von Spielfilmen das Rauchen in Zukunft ebenso zu berücksichtigen wie die Darstellung von Sex und Gewalt.

Siehe auch:
„Matula raucht fast immer“ (News vom 15.12.2006)

Quellen:
www.sciencedaily.com
Originalartikel in Pediatrics
www.pressetext.de


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