Längsschnittstudie weist auf anhaltende Gedächtnisprobleme durch Ecstasykonsum hin

19.09.2008

Ecstasy steht seit längerem im Verdacht, die Leistungsfähigkeit des Gehirns dauerhaft zu beeinträchtigen. Wegen des zusätzlichen Konsums von Cannabis, der bei Ecstasykonsumierenden häufig vorkommt, ist bislang nicht eindeutig nachgewiesen, ob die in den Studien gefundenen kognitiven Defizite tatsächlich auf Ecstasy oder eher auf Cannabis zurückzuführen sind. Eine spanische Forschungsgruppe hat Langzeitkonsumierende zu dieser Frage über einen Zeitraum von zwei Jahren untersucht und ihre Ergebnisse kürzlich veröffentlicht.

Das Forschungsteam aus Barcelona hat 37 Personen, die sowohl Ecstasy als auch Cannabis konsumieren sowie 23 Personen, die nur kiffen, für ihre Studie gewinnen können. Zusätzlich wurden 34 drogenabstinente Personen als Kontrollgruppe einbezogen. Alle Probandinnen und Probanden wurden zu Beginn der Studie sowie nach zwei Jahren auf ihre kognitive Leistungsfähigkeit hin untersucht. Diese wurde mit Hilfe einer ganzen Reihe an Tests ermittelt, in denen unter anderem die Aufmerksamkeit, das Gedächtnis und die Schnelligkeit der mentalen Verarbeitung untersucht wurden.

Die gute Nachricht für alle Ecstasy- und Cannabiskonsumierenden: Die Testergebnisse blieben sowohl zum ersten als auch zum zweiten Messzeitpunkt nach zwei Jahren innerhalb des Wertebereichs, der als normal betrachtet wird. Innerhalb des Normbereichs zeigten sich dennoch Unterschiede zwischen den Gruppen. So zeigte die Ecstasygruppe im Vergleich zu den Drogenabstinenten bei der ersten Untersuchung signifikant schlechtere Gedächtnisleistungen sowie niedriger Werte in einem Test, in dem die Wortflüssigkeit überprüft wird. In diesem Test mussten die Probandinnen und Probanden innerhalb einer Minute so viele Wörter wie möglich nennen, die zu der Kategorie „Tiere“ passen. Diese Übung dürfte zwar für den Alltag kaum von Relevanz sein, lässt aber Rückschlüsse auf die kognitive Leistungsfähigkeit zu.

Auffallend war, dass besonders jene Ecstasykonsumentinnen und -konsumenten schlecht abgeschnitten haben, die mehr als 100 Ecstasypillen in ihrem Leben konsumiert haben. Das bedeutet, es besteht ein dosisabhängiges Wirkungsverhältnis zwischen den Defiziten in der kognitiven Leistungsfähigkeit und dem Ausmaß des Drogenkonsums.

Zwei Jahre später haben alle Probandinnen und Probanden der beiden Drogengruppen ihren Konsum reduziert. Die Testergebnisse blieben in der Ecstasygruppe aber immer noch signifikant unter denen der abstinenten Personen.

Die Personen, die nur Cannabis konsumierten, schnitten etwas besser ab. Sie konnte beispielsweise signifikant mehr Wörter zum Thema „Tiere“ assoziieren als die Ecstasygruppe. Die Autorinnen und Autoren der Studie betonen, dass dieser Befund im Kontrast zu anderen Untersuchungen steht, in denen Cannabis als bedeutsamer Faktor für verminderte kognitive Leistungen genannt wird. Sie weisen aber darauf hin, dass die Personen in ihrer Studie einen besonders starken Ecstasykonsum aufwiesen, und aufgrund des Dosis-Wirkungs-Bezugs würde sich der negative Einfluss von Ecstasy besonders bemerkbar machen.

In ihrem Artikel weist die Forschungsgruppe noch auf ein weiteres bedeutsames Ergebnis hin. So habe die statistische Analyse zeigen können, dass neben dem Ecstasykonsum vor allem das Alter des Erstkonsums von Cannabis einen Einfluss auf die Ergebnisse in der Studie hatte. Wer schon mit 15 Jahren oder früher den ersten Joint geraucht hat, der zeigte schlechtere Werte, wenn es um Aufmerksamkeits- oder Gedächtnisleistungen ging.

Quelle:
Sola LLopis, S., Miguelez-Pan, M., Pan et al. (2008). Cognitive performance in recreational ecstasy polydrug users: a two-year follow-up study. Journal of Psychopharmacology, 22 (5), 498-510. Abstract


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