Ecstasy vermutlich auch ohne Mischkonsum schädlich

29.09.2017

Bislang war nicht klar, ob Ecstasykonsum allein schlechtere kognitive Leistungen nach sich zieht oder letztlich Mischkonsum verantwortlich ist. Eine Forschungsgruppe aus der Schweiz hat einen Hinweis dafür erbringen können, dass auch Personen, die fast nur Ecstasy konsumieren, Gedächtnisprobleme haben.

Bunte Ecstasypillen vor schwarzem Hintergrund

Bild: portokalis / Fotolia.com

Zahlreiche Studien haben die Frage, ob Ecstasy das Gehirn schädigt bereits untersucht. Die Ergebnisse waren allerdings nicht immer eindeutig. Ein Problem ist der Mischkonsum. Die meisten Personen, die Ecstasy konsumieren, nehmen noch andere Drogen wie Amphetamine, Kokain oder Cannabis.

Drogennachweis per Haaranalyse

Einem Forschungsteam aus der Schweiz war es offenbar gelungen, 26 Ecstasykonsumierende ausfindig zu machen, die nur in geringfügigem Umfang andere Stimulanzien konsumierten. Um nicht ausschließlich auf Selbstauskünfte angewiesen zu sein, hat das Team Haaranalysen durchgeführt. Dabei durften bestimmte Grenzwerte für Amphetamin und Kokain nicht überschritten werden. Blieben die Personen unter den Grenzwerten wurden sie als primäre Ecstasykonsumentinnen und-konsumenten bezeichnet.

Weitere 25 Ecstasykonsumierende waren an der Studie beteiligt, die Mischkonsum betrieben. Beide Ecstasygruppen konsumierten etwa gleich viel Cannabis. 56 drogenabstinente Personen bildeten die Kontrollgruppe. Alle drei Gruppen waren in Hinblick auf Alter, Geschlechterverteilung, Intelligenz, Bildungsjahre und Grad der Depressivität vergleichbar.

Es folgte eine Reihe von Tests in denen sowohl das Gedächtnis, als auch andere kognitive Bereiche wie die Aufmerksamkeit und das Arbeitsgedächtnis untersucht wurden. Das Arbeitsgedächtnis speichert kurzfristig Dinge, damit wir uns beispielsweise am Ende dieses Satzes noch an den Anfang erinnern können. Kognitive Leistungstests können letztlich einen Hinweis auf Nervenschäden liefern.

Deutlich schlechtere Leistungen von Personen mit Mischkonsum

Den Ergebnissen zufolge schnitten Ecstasykonsumierende mit Mischkonsum eindeutig am schlechtesten ab. Bei allen getesteten kognitiven Bereichen zeigten sie schlechtere Leistungen als die abstinente Kontrollgruppe. Die Unterschiede waren mittel bis stark ausgeprägt.

Die Frage, ob Personen mit Ecstasykonsum, aber ohne Mischkonsum ebenfalls schlechter abschneiden als die Kontrollgruppe, kann zwar mit einem Ja beantwortet werden, allerdings mit Einschränkungen. Deutliche Unterschiede zur Kontrollgruppe zeigten sich nur bei Gedächtnistests. Andere kognitive Tests zeigten nur leichte oder gar keine Unterschiede.

Das Forschungsteam zieht daraus die Schlussfolgerung, dass der primäre Ecstasykonsum Gedächtnisdefizite nach sich ziehen kann. Probleme mit dem Arbeitsgedächtnis oder bei Aufgaben, die eine hohe Aufmerksamkeit erfordern, seien vor allem eine Folge von Mischkonsum mit Amphetaminen und Kokain. Beide Ecstasy-Gruppen haben im Schnitt seit rund drei Jahren Ecstasy konsumiert, etwa eine Pille pro Woche.

Auch primär Ecstasykonsumierende haben Erfahrung mit anderen Stimulanzien

Einschränkend zu erwähnen ist, dass die primär Ecstasykonsumierenden zwar laut Haaranalyse den Grenzwert für Amphetamine und Kokain nicht überschritten haben. Ihren Selbstangaben zufolge haben sie in der Vergangenheit aber sehr wohl Amphetamine und Kokain konsumiert. Insofern ist nicht völlig auszuschließen, dass Amphetamine und Kokain für die gefundenen kognitiven Defizite mit verantwortlich sind.


Quelle:
Wunderli, M. D., Vonmoos, M. Fürst, M., Schädelin, K., Kraemer, T., Baumgartner, M. R., Seifritz, E. & Quednow, B. B. (2017). Discrete memory impairments in largely pure chronic users of MDMA. European Neuropsychopharmacology, DOI: 10.1016/j.euroneuro.2017.08.425.


Kommentare

Kommentare

Um Kommentare schreiben zu können, musst du dich anmelden oder registrieren.