Mikroplastik in Zigaretten gefährdet Mensch und Umwelt

23.07.2025

Abgebrannte Kippen werden oft weggeworfen. Ein polnisches Forschungsteam weist auf eine bislang unterschätzte Umweltgefahr durch Mikroplastik aus Zigarettenfilter hin.

Bild: dottedhippo / iStock.com

Sie werden aus dem Autofenster geschnippt, auf den Gehsteig geworfen oder am Strand in den Sand gedrückt. Abgebrannte Zigaretten werden oft achtlos weggeworfen. Schätzungen zufolge landet jedes Jahr die gigantische Menge von etwa 4,5 Billionen Zigaretten im Müll. Die Kippen enthalten zahlreiche Giftstoffe, die dadurch in die Umwelt gelangen. Tabakauchen vergiftet unseren Planeten, warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Ein Forschungsteam aus Polen hat in einer aktuellen Publikation auf ein weiteres unterschätztes Gesundheitsrisiko durch traditionelle Zigaretten hingewiesen: Mikroplastik.

Zigarettenfilter zerfallen zu Mikroplastik

Beim Thema Mikroplastik kennen wir die Bilder von Plastikmüll, der im Meer treibt. Woran vermutlich die wenigsten denken sind Zigaretten. Der Filter von traditionellen Zigaretten besteht zwar aus Zellulose. Der ist aber mit Kunststoff behandelt und wird als Celluloseacetat bezeichnet. Wind, Regen und UV-Strahlung zersetzen die plastifizierten Fasern langsam in Mikroplastikpartikel, die sich in Böden, in Flüssen und in den Meeren verteilen.

Diese Mikroplastikpartikel nehmen wir schließlich über die Luft, die Nahrung oder auch unsere Haut in uns auf. Studienleiter Napoleon Waszkiewicz und sein Team zeigen in ihrem Übersichtsartikel auf, welchen gesundheitlichen Schaden Mikroplastik anrichten kann.

Nachweis von Mikroplastik im menschlichen Körper

Den Rechercheergebnissen zufolge ist Mikroplastik im menschlichen Körper unter anderem in der Lunge, im Blut, in der Plazenta oder in der Leber nachweisbar. Die Partikel sind klein genug, um durch Zellmembranen zu dringen und in Organe zu wandern. Unser Körper reagiert auf Mikroplastik, als handle es sich um einen Eindringling: Es entstehen entzündungsfördernde Botenstoffe, so genannte Zytokine, die eigentlich zur Abwehr von Infektionen dienen. Die durch Mikroplastik ausgelöste Alarmbereitschaft des Immunsystems kann auf Dauer krank machen und steht im Verdacht, Krebs zu begünstigen.

Auch die Fortpflanzung kann betroffen sein: Mikroplastik stört die Produktion von Hormonen und wurde in Sperma, in der Plazenta und sogar in Muttermilch gefunden. Bei Männern kann es die Qualität der Spermien beeinträchtigen, bei Frauen möglicherweise die Funktion der Eierstöcke oder der Plazenta stören.

Maßnahmen zur Verringerung von Mikroplastik durch Zigaretten

Was also lässt sich dagegen tun? Das Forschungsteam nennt einer Reihe von Vorschlägen. So solle die Tabakindustrie mehr in die Pflicht genommen werden und Filter aus biologisch abbaubaren Materialien herstellen. Mit Aufklärungskampagnen solle die Bevölkerung auch verstärkt für die unsichtbare Gefahr in Zigarettenfiltern sensibilisiert werden.

Am besten wäre es, wenn Menschen gar nicht erst zu den schädlichen Glimmstängeln greifen. Daher schlagen die Forschenden auch vor, den Ausstieg aus dem Rauchen zu fördern. Das schont nicht nur die Gesundheit der Raucherinnen und Raucher, sondern vermindert indirekt auch die Belastung für andere Menschen. Mikroplastik betrifft uns alle. Informationen und Beratung zum Rauchausstieg gibt es auf www.rauchfrei-info.de.

 

Quelle:

  • Śniadach, J., Kicman, A., Szymkowiak, S. & Waszkiewicz, N. (2025). The Hidden Threat of Microplastics in Traditional Cigarettes: A Narrative Review of Health and Environmental Risks. Journal of Clinical Medicine, 14, 3721, https://doi.org/10.3390/jcm14113721.

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