Risiken des Cannabiskonsums weiter unterschätzt

09.05.2006

Obwohl die Zahl der Drogentoten in Deutschland weiterhin rückläufig ist, deutet der aktuelle Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung auf einige Problembereiche hin: Zum einen sei die Anzahl der Tabak-, Alkohol- und Medikamentenabhängigen alarmierend hoch; zum anderen steige die Zahl Jugendlicher Cannabiskonsumenten und -konsumentinnen immer weiter an.

Eine erfreuliche Entwicklung zeichnet sich dem Bericht zufolge bei der Anzahl der Drogentoten ab. So sei die Zahl derer, die an den Folgen des Konsums illegaler Drogen sterben, rückläufig und habe mit 1.326 den tiefsten Stand seit 1989 erreicht. Diese Tendenz sei einerseits auf einfach zu erreichende Beratungsangebote für Opiatabhängige, andererseits auf eine verbesserte Substitutionsbehandlung zurückzuführen. Zudem zeigte sich die kontrollierte Abgabe von Heroin zur Behandlung Schwerstabhängiger im Rahmen eines Modellprojektes als viel versprechend.

Als problematisch stellt sich allerdings der steigende Konsum von Cannabis insbesondere bei Jugendlichen heraus. So sei das Einstiegsalter auf 16,4 Jahre abgesunken; mehr als jeder vierte Jugendliche habe bereits einmal Cannabis konsumiert. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, äußert sich beunruhigt über diese Entwicklung. Je früher mit dem Cannabiskonsum begonnen werde, umso größer ist das Risiko abhängig zu werden. So seien knapp 400.000 Menschen abhängig von Cannabis und bräuchten Beratung und Therapie. Das traditionelle Suchthilfesystem sei hierauf allerdings nur schlecht vorbereitet. Risiken des Cannabiskonsums sollten stärker diskutiert und Hilfsangebote frühzeitig bereitgestellt werden. Einen wichtigen Beitrag zur Prävention cannabisbezogener Störungen stellen Maßnahmen gegen das Rauchen bei Jugendlichen dar - wer nicht rauche, so Bätzing, greife auch nicht so schnell zum Joint.

Ohnehin sei der Tabakkonsum das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko unserer Zeit. So sterben noch immer über 110.000 Menschen jedes Jahr in Deutschland an den Folgen des Rauchens. Allerdings ist insbesondere bei Jugendlichen ein weiterer Rückgang der Raucherquote festzustellen. So sank der Anteil der Raucher und Raucherinnen bei den 12- bis 17-Jährigen von 28 Prozent im Jahr 2001 auf 20 Prozent im Jahr 2005. Diese Trendwende sei einerseits auf die Erhöhung der Tabaksteuer zurückzuführen. Zudem habe es in den letzten Jahren einen deutlichen Stimmungswechsel gegeben, der sich in einem verstärkten Schutz von Nichtraucherinnen und Nichtrauchern im öffentlichen Leben widerspiegelt. So gebe es immer mehr Bereiche, an denen Rauchverbot herrsche.

Auch die Anzahl der Alkoholabhängigen oder derer, die einen gesundheitsschädigenden Konsum von Alkohol betreiben, bleibt alarmierend hoch: 1,6 Millionen Menschen in Deutschland gelten als alkoholabhängig, weitere 1,7 Millionen trinken so viel, dass sie hiermit ihrer Gesundheit schaden. Über 40.000 Menschen sterben pro Jahr wegen des Konsums von Alkohol. Bei der Bekämpfung des Alkoholmissbrauchs bei Jugendlichen zeigte die Erhöhung steuerlicher Abgaben auf Alkopops deutliche Erfolge. So sank ihr Absatz seit der damit verbundenen Preiserhöhung um die Hälfte.

Im Anbetracht der gesundheitlichen, sozialen und volkswirtschaftlichen Schäden bestehe trotz positiver Entwicklungen in einigen Bereichen kein Anlass zur Entwarnung, so Bätzing. Die Eindämmung des Drogen- und Suchtproblems bleibe eine der wichtigsten politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen in Deutschland.

Quellen:
Pressemitteilung
www.sueddeutsche.de
Drogen- und Suchtbericht 2006


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