Was ist hochriskanter Cannabiskonsum?

14.05.2025

Ab wann ist Kiffen als hochriskant zu bezeichnen? Ist die Konsumhäufigkeit als Kriterium ausreichend? Eine Befragung unter Expertinnen und Experten hat sich damit befasst.

Bild: cydonna / photocase.de

Beim Alkoholkonsum gibt es Grenzwerte. Zwar ist schon ab einem Glas Alkohol von einem erhöhten gesundheitlichen Risiko auszugehen. Besonders riskant wird es aber erst ab etwa 5 kleinen Gläser Wein oder 6 kleinen Bierflaschen pro Woche. Daran können sich Menschen orientieren. Für den Konsum von Cannabis gibt es solche Grenzwerte nicht.

Eine Forschungsgruppe unter der Leitung von Benedikt Fischer hat zwar Richtlinien für die Risiko-Reduzierung beim Cannabiskonsum entwickelt, diese enthalten aber eher allgemein gehaltene Empfehlungen. Beispielsweise sollte möglichst niedrig-potenter Cannabis und nur gelegentlich konsumiert werden.

Delphi-Methode mit Expertinnen und Experten

Forschende aus Spanien haben sich zur Aufgabe gemacht, genauer zu bestimmen, was unter „hochriskantem Konsum“ zu verstehen ist. Klar ist, dass der Konsum noch nicht die Kriterien einer Cannabisgebrauchsstörung erfüllt, aber schon in die Richtung weist. Studienleiterin Clara Oliveras und ihr Team hatten zum Ziel, Grenzwerte ähnlich den Empfehlungen zum Alkoholkonsum zu entwickeln.

Dazu führte das Forschungsteam eine spezielle Expertenbefragung durch, die mit der so genannten Delphi-Methode arbeitet. Expertinnen und Experten werden in einer ersten Runde gebeten, unabhängig voneinander Einschätzungen abzugeben. Sind sich die Beteiligten nicht einig, werden sie über die Einschätzungen der anderen informiert und in einer zweiten oder dritten Runde abermals gebeten, ihr Urteil abzugeben.

36 Personen, die professionell mit Cannabis zu tun haben, waren an drei Befragungsrunden beteiligt. Alle hatten mehr als 13 Jahre berufliche Erfahrung und waren überwiegend im Bereich der Suchtforschung oder der Behandlung von Abhängigkeiten tätig.

Definition von „hochriskantem Cannabiskonsum“

Die Beteiligten waren sich schnell einig darin, dass die Häufigkeit des Konsums allein nicht ausreicht, um das Konsumrisiko zu bestimmen. Nach drei Abstimmungsrunden gab es einen Konsens. Der Begriff „hochriskant“ beschreibt demnach ein Konsummuster, das folgende Merkmale aufweist:

  • Mehr als 4 Joints pro Woche bei etwa 0,25 Gramm Cannabis im Joint
  • Cannabis mit einem Wirkstoffgehalt von mehr als 10 Prozent THC
  • Gleichzeitiger Konsum von Cannabis mit Alkohol oder anderen Drogen
  • Das Rauchen von Cannabis ist mit dem höchsten Risiko verbunden, besonders wenn Tabak enthalten ist. Allerdings sind auch andere Konsumformen wie das Vapen oder das Essen von Cannabis nicht ohne Risiko.

Für bestimmte Personengruppen ist nach Einschätzung der Expertinnen und Experten jeglicher Konsum als hochriskant einzuschätzen. Das betrifft:

  • Junge Menschen unter 21 Jahren
  • Frauen, die schwanger sind oder stillen
  • Menschen mit psychischen Problemen oder die enge Familienmitglieder mit psychischen Problemen haben wie Schizophrenie oder andere psychotische Störungen, Depressionen, Angststörungen, bipolare Störungen, problematisches Glücksspiel, Störungen der Impulskontrolle, Cannabiskonsumstörung oder andere Drogenkonsumstörungen, ADHS oder ADS, selbstverletzendes oder suizidales Verhalten
  • Personen mit bestimmten organischen Erkrankungen wie COPD und anderen Lungenerkrankungen, Krebserkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen, neurologische Erkrankungen oder kognitiven Einschränkungen
  • Professionell Tätige, die ein Fahrzeug fahren oder schwere Maschinen bedienen

 

Das Forschungsteam um Clara Oliveras versteht ihre Definition als Vorschlag, um sowohl Fachpersonen als auch Konsumierenden eine Orientierung zu geben, was unter hochriskantem Cannabiskonsum zu verstehen ist.

 

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