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Warum der Konsum von Stimulanzien generell schädlich ist

März 2016

Hellwach und vor Energie strotzend, dieses Gefühl wird wohl von den meisten Menschen als angenehm empfunden. Stimulanzien wie Amphetamin, Crystal Meth, Kokain oder Ecstasy versprechen genau das: Sie wirken aufputschend und vermitteln das Gefühl von Stärke und Selbstbewusstsein oder verstärken das Gefühl der Nähe zu anderen Menschen. Doch der schnelle Kick hat seine Schattenseiten, die gerne unterschätzt werden.

Silhouetten von Tänzer, die die Arme in die Luft reißen auf einer Tanzfläche

Bild: kupicoo / istockphoto.com

Aus Sicht des Forschers Andrew Parrott ist die Sache klar: Stimulanzien mögen zwar kurzfristig die Stimmung heben, sie tun dies aber auf Kosten längerfristiger psychischer und körperlicher Beeinträchtigungen. Der Psychologe Parrott forscht bereits seit Jahrzehnten auf dem Gebiet der Stimulanzien und erläutert in einem Übersichtsartikel, warum der Konsum dieser Drogen schädlich ist.

Zwar wüssten die meisten Menschen, dass der chronische Konsum von stimulierenden Drogen nicht gesund ist. Allerdings würde auch der Glaube vorherrschen, dass beispielsweise der gelegentliche Konsum von Ecstasy als Partydroge sicher sei. Parrott macht in seinem Artikel jedoch deutlich, dass Stimulanzien generell eine Gesundheitsgefahr darstellen, die häufig unterschätzt wird.

Ausbeutung der Energiereserven

Grundsätzlich gilt: Stimulanzien wie Amphetamin, Methamphetamin (Crystal Meth), Kokain, Ecstasy oder Nikotin führen dem Körper keine Energie zu, sondern nötigen ihn, seine Energiereserven auszubeuten. Parrot spricht auch von Überstimulation.

Die Wirkung von Stimulanzien beruht auf der Aktivierung des Sympathikus. Der Sympathikus ist ein Teil des Nervensystems, der unseren Körper in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt, um beispielsweise in einer Gefahrensituation Kräfte für die Flucht oder den Angriff zu mobilisieren. Der Gegenspieler des Sympathikus ist der Parasympathikus. Dieser Teil des Nervensystems bringt den Menschen wieder zurück in den Ruhezustand.

Durch die künstlich dauerhafte Aktivierung des Sympathikus werden die Erholungszeiten des Körpers verkürzt, die normalerweise für Reparaturprozesse notwendig sind. Diese sind aber wichtig, da Stimulanzien den so genannten oxydativen Stress erhöhen.

Oxydativer Stress entsteht durch freie Radikale. Das sind reaktionsfreudige Moleküle, die Körperzellen schädigen können. Im Rahmen von Reparaturprozessen würde der Körper diese Moleküle neutralisieren. Nehmen freie Radikale Überhand, wie beim Konsum von Stimulanzien, reichen die körpereigenen Mechanismen nicht mehr aus. Freie Radikale können somit zur neurotoxischen Wirkung von Stimulanzien beitragen. Parrott äußert die Vermutung, dass der häufige Konsum von Stimulanzien sogar den natürlichen Alterungsprozess beschleunigen könnte.

Überhitzung schädigt Gehirn

Ein Phänomen, das bei allen Stimulanzien beobachtet wird, ist die Zunahme der Körpertemperatur. Besonders wenn Stimulanzien dazu genutzt werden, länger tanzen zu können, kann es zu einer gefährlichen Überhitzung des Körpers kommen. Eine Reihe von Studien hat zeigen können, dass die Wahrscheinlichkeit für neurotoxische Schäden unter hohen Temperaturen steigt.

Das Risiko für Hirnschäden wird zusätzlich dadurch erhöht, dass Amphetamine die Blut-Hirn-Schranke stören. Diese wichtige Barriere zwischen dem Blutkreislauf und dem Gehirn kann seine schützende Funktion dann nur noch eingeschränkt erfüllen. Dadurch können Bakterien und Viren leichter in das Gehirn eindringen und Entzündungen hervorrufen.

Hormonelles Gleichgewicht gestört

Ein wichtiges System in unserem Körper ist das Wortungetüm Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse, abgekürzt HHN-Achse. Die HHN-Achse ist ein hormonelles System, dass besonders unter Stress aktiv wird. Ein wichtiges Hormon in diesem Zusammenhang ist Cortisol. Durch Stress wird Cortisol vermehrt in den Blutkreislauf ausgeschüttet und verhilft dem Körper, Energiereserven zu aktivieren. Normalerweise wird Cortisol in einem Regelkreislauf wieder abgebaut. Stimulanzien führen jedoch zu einer starken und länger anhaltenden Stressreaktion und entsprechend hohen Cortisol-Ausschüttungen.

Studien zufolge konnte bei Besucherinnen und Besuchern von Partys, die Ecstasy konsumieren, ein bis zu 800 Prozent erhöhter Cortisol-Level nachgewiesen werden. Ohne Ecstasy wurde hingegen kein bedeutsamer Cortisol-Anstieg beim Party-Publikum gemessen. Häufig erhöhte Cortisol-Ausschüttungen können die inneren Ausgleichsmechanismen jedoch überlasten und somit die psycho-physiologische Balance aus dem Gleichgewicht bringen. Häufiger Stress kann dadurch Auslöser von Schlafstörungen und Depressionen sein.

Aufgrund der Überstimulation beim Stimulanzienkonsum braucht der Körper entsprechend lange für die Erholung. Befragungen unter Ecstasy-Konsumierenden haben aufgezeigt, dass sie sich nach dem Konsum oft depressiv fühlen und Schlafprobleme erleben. Oft dauert es bis zu einer Woche, bis sich die Stimmungslage und der Schlafrhythmus wieder auf einem normalen Niveau einpendeln.

Langfristig Gemütsstörungen

Schon der Gelegenheitskonsum von Stimulanzien stört das psychische Gleichgewicht. Häufiger Konsum von Amphetaminen, Kokain oder Ecstasy zieht jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit negative Folgen nach sich. So steht langfristiger Ecstasykonsum in Zusammenhang mit Gemütsstörungen wie Depressionen. Typische Folgen des Langzeitkonsums von Stimulanzien wie Amphetamine oder Kokain sind zudem Angstzustände und innere Unruhe, begleitet von Zittern oder stereotypen, also sich ständig wiederholenden Handlungen. Wahnvorstellung und Halluzinationen sind ebenfalls typische Folgen dauerhaften Stimulanzienkonsums.

Fazit

Amphetamine, Kokain und Ecstasy werden auch als Partydrogen bezeichnet. Doch für den kurzen Kick auf der Party würden Konsumierende eine Vielzahl an gesundheitlichen Risiken in Kauf nehmen. Der Wissenschaftler Andrew Parrott hat in seiner Übersichtsarbeit detailliert herausgearbeitet, wie stark der Körper durch den Konsum von Stimulanzien belastet wird. Selbst gelegentlicher Konsum sei daher als schädlich zu bezeichnen und würde die vermeintlichen Vorteile der kurzfristigen Wirkung bei weitem überwiegen.

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