Cannabis und psychische Erkrankungen

Es gibt zahlreiche Studien, in denen der Frage nachgegangen wurde, ob Cannabiskonsum psychische Erkrankungen wie Ängste, Depressionen oder sogar Psychosen verursacht. In der Wissenschaft werden diese Themen durchaus kontrovers diskutiert. Das heißt: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann die Frage, ob Cannabis als eine alleinige Ursache für psychische Erkrankungen in Frage kommt, nicht eindeutig beantwortet werden.

Was man aber weiß ist, dass psychische Probleme dazu führen können, dass Menschen besonders empfänglich werden für die Wirkung von Cannabis. So ist beispielsweise bekannt, dass Konsumentinnen und Konsumenten, die unter sozialer Ängstlichkeit leiden, besonders häufig einen problematischen Cannabiskonsum entwickeln. Die Betroffenen benutzen die entspannende Wirkung von Cannabis, um sich weniger ängstlich zu fühlen. Das fatale ist, dass sie durch die „Eigenbehandlung“ mit Cannabis in einen Kreislauf geraten. Denn der Konsum selbst fördert auch Angstsymptome, die wiederum zum Anlass genommen werden, weiter zu konsumieren. Langfristig betrachtet kann das Kiffen bei vorhandenen Angststörungen somit zu einer Verschlimmerung der Symptomatik führen.

In der Wissenschaft besteht mittlerweile auch Einigkeit darüber, dass Cannabis den Ausbruch einer Psychose bei hierfür gefährdeten Personen beschleunigen kann. Die Erkrankung bricht dann bei Konsumierenden früher aus, als bei Personen, die nicht kiffen. Es wird auch die Hypothese vertreten, dass das Kiffen möglicherweise der sprichwörtliche Tropfen ist, der das Fass zum Überlaufen bringt. Angenommen wird, dass die Schizophrenie - eine bestimmte Form der Psychose - ausgelöst wird, wenn mehrere Faktoren zusammenkommen. Neben genetischen spielen auch Umweltfaktoren eine Rolle. Cannabis ist in diesem Erklärungsmodell zwar nur ein Baustein, der aber entscheidend sein kann, wenn eine Person aufgrund anderer Faktoren schon an der Schwelle zur Psychose steht. Das heißt, ohne Cannabis wäre die Person vielleicht unterhalb der Schwelle geblieben, also nicht schizophren geworden. Schätzungen zufolge soll dieser Effekt für etwa 10 Prozent der erstmals an Schizophrenie erkrankten Personen verantwortlich sein.

Was für die Hypothese spricht ist die Tatsache, dass verschiedene Studien einen Dosis-Wirkungs-Effekt nachweisen konnten. Das heißt, je mehr gekifft wird, desto wahrscheinlich ist es, dass das „Fass“ überläuft. Speziell gezüchtetes Cannabis mit einem hohem THC-Anteil sowie intensive Konsumformen wie das Benutzen einer Bong sind weitere Risikofaktoren.

Fazit

Personen, die unter Ängsten leiden und Cannabis konsumieren, sind besonders gefährdet, einen problematischen Konsum bis hin zur Abhängigkeit zu entwickeln. Zudem riskieren sie, dass sich ihre Angstsymptome verschlimmern. Cannabiskonsumentinnen und -konsumenten müssen sich auch im Klaren sein, dass sie aufgrund des Kiffens ein höheres Risiko für eine Psychose haben, als abstinente Personen. Kiffer, die eine intensive Wirkung bevorzugen und dabei zudem auf hochpotentes Gras zurückgreifen, sind besonders gefährdet.

Wer gewisse psychoseähnliche Symptome bei sich entdeckt, sollte demnach besser die Finger davon lassen. Vorzeichen können sein: Das unbestimmte Gefühl, dass etwas Merkwürdiges mit einem passiert, das Gefühl, verfolgt zu werden oder die Erfahrung, dass die Gedanken rasen und nicht kontrolliert werden können. Wer diese Symptome bei sich feststellt muss nicht zwangsläufig psychotisch werden, um aber auf Nummer sicher zu gehen, sollte man in diesem Fall auf den Konsum verzichten oder ihn zumindest deutlich reduzieren.