Stärkere Cannabisabhängigkeit bei Konsum von hochpotentem Cannabis

04.09.2015

Manche Kiffer wollen die volle Dröhnung. Einfach nur high zu sein ist nicht genug. „Sich abschießen“ oder die „Birne weghauen“ sind treffendere Beschreibungen für den bevorzugten Rauschzustand. Statt stinknormalem Haschisch rauchen sie so genannten hochpotenten Cannabis. Der steht einer aktuellen Studie zufolge aber mit einem erhöhten Abhängigkeitsrisiko in Zusammenhang.

Junger Mann mit Bart und Kopfhörer um den Hals hält Bong und bläst Rauch aus

Bild: © William Casey / Fotolia.com

Die hohe Potenz ergibt sich aus dem hohen Anteil an Tetrahydrocannabinol, kurz THC, dem hauptsächlichen Wirkstoff der Hanfpflanze. Durchschnittlich etwa 15 Prozent beträgt der THC-Anteil in hochpotentem Cannabis. Haschisch, das aus Pflanzenteilen und Cannabisharz zu Platten gepresst wird, enthält hingegen nur etwa 5 Prozent THC. Doch der Konsum von hochpotentem Cannabis steht auch mit einem höheren Gesundheitsrisiko in Zusammenhang, wie beispielsweise Psychose.

Eine neue Studie der britischen Forscher Tom Freeman und Adam Winstock hat zeigen können, dass Kiffer mit einer Vorliebe für hochpotenten Cannabis auch ein höheres Risiko für eine Cannabisabhängigkeit aufweisen, als Konsumierende, die sich mit Standardgras oder Haschisch zufrieden geben.

Die Studienergebnisse basieren auf einer weltweit durchgeführten Online-Befragung, dem Global Drug Survey. In der Befragung haben Teilnehmende detailliert Auskunft über ihre bevorzugten Drogen und Konsumgewohnheiten gegeben. Für die Auswertung wurden allerdings nur Daten von Personen mit Wohnsitz in Großbritannien ausgewählt. Insgesamt lagen den Forschern die Angaben von rund 2.500 Personen mit Cannabiskonsum vor.

Häufiger Paranoia und Gedächtnisprobleme bei hochpotentem Cannabis

In der Auswertung haben die Forscher zwischen hochpotentem Cannabis, der als Skunk bezeichnet wird, sowie normalen Marihuana und Haschisch unterschieden. Skunk erzeugt nach Einschätzung der Befragten das beste High-Gefühl und ist von den meisten Befragten die bevorzugte Cannabissorte. Im Vergleich zu anderen Cannabissorten wird Skunk von den Befragten allerdings auch stärker für Gedächtnisprobleme verantwortlich gemacht und löst häufiger paranoide Gedanken bei ihnen aus.

Das häufigere Auftreten von Paranoia und Gedächtnisproblemen ist nach Aussage der Forscher vermutlich darauf zurückzuführen, dass hochpotenter Cannabis im Gegensatz zu normalen Marihuana oder Haschisch wenig bis gar kein Cannabidiol enthält. Cannabidiol, oder kurz CBD, hat zwar keine psychoaktive Wirkung, kann aber psychotische Symptome wie Paranoia und Gedächtnisprobleme im akuten Cannabisrausch abmildern. Synthetische Cannabinoide, die ebenfalls kein CBD enthalten und meist wesentlich stärker wirken als natürlicher Cannabis, werden ebenfalls mit einem deutlich höheren Psychoserisiko in Verbindung gebracht.

Keine Aussage zur Ursache möglich

Ein Nachteil der Online-Befragung ist der Umstand, dass keine Aussagen zu den Ursachen gemacht werden können. Ob das erhöhte Abhängigkeitsrisiko durch hochpotenten Cannabis ausgelöst wird oder Kiffer, die ohnehin cannabisabhängig sind, eine Vorliebe für starkes Gras entwickeln, ist unklar. Es sei nach Meinung der Forscher sogar plausibel, dass Kiffer mit abhängigen Konsumverhalten gezielt hochpotenten Cannabis wählen.

Wer eine Vorliebe für hochpotenten Cannabis entwickelt, darf sich zumindest bewusst machen, dass ein erhöhtes Risiko für eine Cannabisabhängigkeit damit verbunden ist. Zudem können sowohl psychotische Symptome als auch Gedächtnisprobleme verstärkt auftreten.

Quelle:
Freeman, T. P. & Winstock, A. R. (2015). Examining the profile of high-potency cannabis and its association with severity of cannabis dependence. Psychological Medicine, doi:10.1017/S0033291715001178.


Kommentare

Kommentare

Um Kommentare schreiben zu können, musst du dich anmelden oder registrieren.