Kokainbestellung im Callcenter

10.07.2019

Immer mehr Kokain gelangt in die Europäische Union. Nach Erkenntnissen der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht bedient sich der Kokainhandel dabei zunehmend innovativer Vertriebsmethoden.

Person mit Kapuzenpulli vor Monitor

Bild: cyano66 / istockphoto.com

Die beschlagnahmten Mengen an Kokain sind so hoch wie noch nie. 2017 wurden 140 Tonnen Kokain in den 28 Ländern der Europäischen Union, Norwegen und der Türkei sichergestellt. Im Vergleich zu 2016 hat sich die beschlagnahmte Menge von zuvor 71 Tonnen Kokain somit verdoppelt. Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht hat diese Zahlen im Rahmen ihres aktuellen Jahresberichts zu den Trends und Entwicklungen auf dem Drogenmarkt in Europa veröffentlicht.

Auf der Basis sichergestellter Mengen können zwar noch keine zuverlässigen Aussagen darüber gemacht werden, wie viel Kokain tatsächlich konsumiert wird. Eine Studie zu Drogenrückständen im Abwasser bestätigt aber den aufsteigenden Trend. Zwischen 2017 und 2018 waren in 22 von 38 Städten Anstiege bei einem Abbaubauprodukt zu verzeichnen, das im menschlichen Körper bei der Verstoffwechselung von Kokain entsteht.

Höherer Reinhaltsgehalt bei gleichbleibendem Verkaufspreis

Die Europäische Beobachtungsstelle hebt hervor, dass der Reinheitsgehalt von Kokain 2017 auf dem höchsten Stand seit zehn Jahren war. Gleichzeitig sei der Straßenverkaufspreis stabil geblieben. Den Gesetzen des Marktes zufolge sprechen diese Zahlen dafür, dass es eine vergleichsweise hohe Verfügbarkeit von illegalem Kokain auf dem Markt gibt.

Beim Handel mit Kokain spielt der Europäischen Beobachtungsstelle zufolge die Digitalisierung eine zunehmende Rolle. Kokain werde vermehrt über soziale Medien und auf Darknet-Marktplätzen vertrieben, was auch durch die Beteiligung kleiner Gruppen und Einzelpersonen geschehe. Dabei würden mitunter innovative Vertriebsmethoden beobachtet. Ein Beispiel seien „Kokain-Callcenter“, die die Droge schnell und flexibel über Kuriere ausliefern. Die Europäische Drogenbeobachtungsstelle vermutet, dass der Wettbewerb unter den Händlern zunimmt und dieser Druck dazu führt, dass zusätzliche Dienstleistungen angeboten werden.

Zunahme an kokainbedingten Gesundheitsproblemen

Gleichzeitig ist auch eine Zunahme bei den gemeldeten Gesundheitsproblemen zu verzeichnen. Kokain war 2017 die am häufigsten genannte illegale Droge bei drogenbedingten Notfällen in Krankenhäusern, über die im Jahr 2017 von einem Netzwerk aus 26 beobachteten Krankenhäusern in 18 europäischen Ländern berichtet wurde.

Auch ist die Anzahl der Personen gestiegen, die sich einer speziellen Drogenbehandlung wegen ihres Kokainkonsums unterziehen. Dies betreffe derzeit rund 73.000 Personen in Ländern der Europäischen Union. 85 Prozent der Betroffenen sind männlich. Die Anzahl der Personen, die zum ersten Mal eine Behandlung benötigen, stieg zwischen 2014 und 2017 um 37 Prozent. Dies weise darauf hin, dass der Behandlungsbedarf wächst.

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