Kiffer benötigen höhere Dosis Narkosemittel

12.06.2019

Eine US-Studie zeigt: Wer regelmäßig Cannabis konsumiert, benötigt im Falle einer Operation möglicherweise mehr Narkosemittel als üblich.

Bild: tunart / istockphoto.com

 

Der häufige Konsum von Drogen zieht meist ein Phänomen nach sich, das als Toleranzentwicklung bezeichnet wird: Konsumierende verspüren eine nachlassende Drogenwirkung oder müssen höher dosieren, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Ein US-amerikanisches Ärzteteam weist nun darauf hin, dass sich bei regelmäßigem Cannabiskonsum möglicherweise eine Toleranz gegenüber bestimmten Narkosemitteln entwickeln könnte.

Studienleiter Mark Twardowski und sein Team haben die Akten von 250 Patientinnen und Patienten ausgewertet, die für eine Operation narkotisiert werden mussten. Unter den Teilnehmenden der Studie waren 25 Personen mit regelmäßigem, also mindestens wöchentlichem Cannabiskonsum. Diese Gruppe wurde mit 225 cannabisabstinenten Personen verglichen. Hierbei zeigte sich, dass Cannabiskonsumierenden teils deutlich höhere Dosen an Narkosemitteln verabreicht werden musste.

Mehr als doppelte Dosis Propofol notwendig

Das Opioid Fentanyl musste im Schnitt um 14 Prozent und das Benzodiazepin Midazolam um 20 Prozent höher dosiert werden. Für das Narkosemittel Propofol musste die Dosis sogar um durchschnittlich 221 Prozent, also mehr als verdoppelt werden, um die gewünschte Narkosetiefe zu erreichen.

Als problematisch betrachtet das Forschungsteam die mit den Narkosemitteln verbundenen Nebenwirkungen. „Einige der Beruhigungsmittel haben dosisabhängige Nebenwirkungen, d. h. je höher die Dosis, desto größer die Wahrscheinlichkeit von Problemen“, erklärt Mark Twardowski. „Dies wird besonders dann gefährlich, wenn eine unterdrückte Atemfunktion eine bekannte Nebenwirkung ist.“

Warum Cannabiskonsumierende eine höhere Dosis an Narkosemitteln benötigen, ist noch nicht bekannt. Vermutet wird, dass der Cannabiswirkstoff THC die Funktion bestimmter Rezeptoren verändert, an denen Opioide und Benzodiazepine andocken. Die Studie sei daher nur ein erster Schritt erklärt Twardowski, zumal die Stichprobe der Cannabiskonsumierenden eher klein sei. In einer Folgestudie will das Forschungsteam mehr über die speziellen Anforderungen bei der Schmerzbehandlung und der Narkose von Cannabiskonsumierenden in Erfahrung bringen.

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