MDMA-Dosis in Ecstasypillen kann stark schwanken

15.05.2019

Das Risiko liegt in der Ungewissheit. Nicht nur kann die Dosis MDMA stark schwanken, je nach Beschaffenheit der Pille kann der Ecstasy-Wirkstoff auch zeitlich verzögert freigesetzt werden. Ein britisches Forschungsteam hat Ecstasypillen analysiert, die zwischen 2001 und 2018 auf dem Markt waren.

Tänzer mit ausgestreckten Armen auf einer Party

Bild: designritter / photocase.de

Es gibt sie in weiß oder farbig, mit unterschiedlichen Logos und in verschiedenen Formen. Ecstasypillen gibt es in allen erdenklichen Ausführungen. Gemeinsam ist ihnen, dass ihr Äußeres keinen Rückschluss auf die Inhaltsstoffe liefert. Nicht nur können Verunreinigungen enthalten sein, auch ist unbekannt, wie hoch der Wirkstoff MDMA dosiert ist.

Früherer Studien haben bereits Hinweise dafür geliefert, dass die Dosis MDMA erheblich schwanken kann. Ein Forschungsteam des King’s College London hat Ecstasypillen untersucht, die zwischen 2001 und 2018 auf Festivals und in Clubs im Vereinigten Königreich eingesammelt wurden. Die Pillen wurden entweder bei der Eingangskontrolle beschlagnahmt oder den so genannten Amnesty Bins entnommen. Letzteres sind Behälter, die vor dem Eingang aufgestellt werden, damit die Besucherinnen und Besucher gegebenenfalls mitgebrachte Drogen straffrei entsorgen können.

Anstieg der MDMA-Konzentration seit 2010

Die Ergebnisse bestätigen frühere Zahlen der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht, EMCDDA, wonach der mittlere Wirkstoffgehalt sich über die Jahre verändert hat. Laut den aktuellen Analysen lag die mittlere Dosis MDMA 2001 noch bei 68 Milligramm (mg) und ist bis 2009 auf 19 mg abgesunken. Danach stieg der mittlere MDMA-Anteil bis 2018 auf 105 mg.

Was für Medikamente der Pharmaindustrie undenkbar wäre, scheint bei Ecstasypillen der Normalfall zu sein, denn der Wirkstoffgehalt schwankt enorm. 2018 lag der niedrigste Anteil MDMA je Pille bei 49 mg und der höchste bei 241 mg. Zwischen der äußeren Form und dem Inhalt gab es praktisch keinen Zusammenhang. Auch Pillen mit gleichem Logo konnten unterschiedliche Dosierungen enthalten. Beispielsweise untersuchte das Team zwei identisch aussehende Pillen mit dem Aufdruck „199,9 mg“. Tatsächlich enthielt die eine Pille 78,3 und die andere 90,0 mg MDMA.

Zwar war der Anteil MDMA in weißen Pillen in der Tendenz etwas geringer. Dieser Zusammenhang erklärt sich nach Einschätzung des Forschungsteam aber dadurch, dass Anfang der 2000er-Jahre vor allem weiße Pillen auf dem Markt waren und in diesem Zeitraum die MDMA-Konzentration generell niedriger war.

Große zeitliche Unterschiede bei der Freisetzung von MDMA

Neben der enthaltenen Menge an MDMA interessierten sich Studienleiter Lewis Couchman und sein Team auch dafür, wie schnell der Wirkstoff freigesetzt wird. In diesem Zusammenhang haben die Analysen eine große Schwankungsbreite offenbart. Manche Pillen haben schon nach 15 Minuten den meisten Wirkstoff freigesetzt, andere gaben das MDMA nur sehr langsam ab, so dass im Blut vermutlich erst nach Stunden die höchste Konzentration zu erwarten sei.

Das Forschungsteam warnt angesichts ihrer Ergebnisse, dass Konsumierende ein hohes Risiko für Überdosierungen eingehen. Nicht nur ist der Wirkstoffgehalt einzelner Pillen teils sehr hoch. Konsumierende können bei langsam wirkenden Ecstasypillen fälschlicherweise annehmen, dass diese nur wenig Wirkstoff enthalten. Wer dann eine weitere Pille „nachwirft“, um die vermeintlich niedrige Dosis auszugleichen, würde sich gefährlich überdosieren. So weist das Team darauf hin, dass 2017 in England und Wales 56 Todesfälle auf Ecstasy-Vergiftungen zurückgeführt wurden.

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