Drogenlexikon

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Levamisol

Substanz

Levamisol ist ein Medikament, das in erster Linie in der Tiermedizin verwendet wird. Es hat sich als Mittel gegen Darmparasiten bei Paarhufern wie Pferden oder Schafen bewährt. Bis Ende der 1990er Jahre wurde Levamisol auch bei Menschen zur Behandlung von Darmkrebs eingesetzt. Aufgrund starker Nebenwirkungen wird es heute aber nicht mehr beim Menschen verwendet. In den USA wurden Präparate mit Levamisol deshalb vom Markt genommen.

Streckmittel in Kokain

Aus dem Jahr 2004 stammen erste Berichte aus den USA, dass Kokain mit Levamisol gestreckt wird. Analysen zufolge sind bis zu 80 Prozent des illegal hergestellten Kokains in den USA mit Levamisol verschnitten. Da ein Großteil der Streckmittel bereits in den südamerikanischen Produktionsländern zugesetzt wird, muss davon ausgegangen werden, dass in Europa erhältliches Kokain grundsätzlich die gleichen Streckmittel wie in den USA enthält. Studien aus Europa bestätigen diese Vermutung.

Anfang 2014 hatte ein Forschungsteam der Universität Wien in über 70 Prozent der analysierten Proben, die illegal als Kokain verkauft wurden, Levamisol entdeckt. Das Forschungsteam hat untersucht, wie das Wurmmittel Levamisol im Körper wirkt. Aus der Tiermedizin ist bekannt, dass Levamisol im Körper zu Aminorex umgewandelt wird, einem amphetaminähnlichen Wirkstoff. Das Phänomen wurde beispielsweise im Pferde-Rennsport beobachtet. Rennpferde, die zuvor wegen Darmparasiten mit Levamisol behandelt wurden, sind unerwartet positiv auf Dopingmittel getestet worden. Später wurde dieser Effekt auch beim Menschen nachgewiesen.

Verlängerte Wirkung

Das Wiener Forschungsteam konnte schließlich zeigen, dass Levamisol durch die Umwandlung zu Aminorex tatsächlich in ähnlicher Weise aktivierend wirkt wie Kokain. Das Besondere war der Zeitpunkt der Wirkung: Sie tritt nach Einnahme von Levamisol erst dann ein, wenn die Wirkung von Kokain bereits nachlässt.

Dies könnte ein Grund dafür sein, warum Levamisol sich so stark in illegal hergestelltem Kokain verbreitet hat. Es vergrößert nicht nur auf relativ billige Art und Weise das Volumen von Kokain und damit auch den Profit von Drogenhändlern, Levamisol scheint die Wirkung von Kokain auch noch zu verlängern. Konsumierende könnten in den Glauben verfallen, besonders lang wirkendes Kokain eingenommen zu haben.

Gesundheitliche Folgen des Konsums

Häufiger Konsum von mit Levamisol gestrecktem Kokain kann jedoch verheerende gesundheitliche Folgen haben. Am gefährlichsten ist die Agranulozytose. Dabei handelt es sich um eine Bluterkrankung, bei der die Granulozyten zerstört werden. Granulozyten sind eine Unterart der Leukozyten, die für das Immunsystem des Körpers eine wichtige Rolle spielen. Werden sie zerstört, können sich in der Folge bakterielle oder virale Infektionen schnell und ungehindert ausbreiten und so zum Tod führen.

Eine weitere durch Levamisol hervorgerufene mögliche Erkrankung ist die nekrotisierende Vaskulitis. Das ist eine Entzündung der Blutgefäße, die zur Zerstörung und zum Verschluss von Gefäßen führt. Das von dem Gefäß versorgte Gewebe wird anschließend nicht mehr ausreichend durchblutet und stirbt ab. Es bilden sich bläuliche bis schwarze Flecken. Es gibt Fallbeispiele, in denen Kokainkonsumierenden Teile der Ohren, Wangen, Lippen oder Nase abgestorben sind. Auch können große Bereiche an den Händen, Armen oder Beinen betroffen sein.

Der Wirkstoff Aminorex, der sich durch die Verstoffwechselung von Levamisol im Körper bildet, kann ebenfalls fatale Folgen haben. Aminorex wurde in den 1960er Jahren in Deutschland, Österreich und der Schweiz als Appetithemmer vermarktet. In der Folge verzehnfachte sich das Auftreten einer lebensbedrohlichen Lungenerkrankung, der pulmonaren Hypertonie. Der erhöhte Blutdruck im Kreislauf der Lunge hat zunächst einen Leistungsverlust der Lunge zur Folge und kann letztlich zum Herzversagen führen. Aufgrund der starken Nebenwirkungen musste Aminorex 1972 wieder vom Markt genommen werden.

Quellen:

 


Stand der Information: November 2015

 


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