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09.07.2025
Der Konsum von Ketamin zu Rauschzwecken kann irreparable Leberschäden zur Folge haben. Das legen die Ergebnisse einer aktuellen Forschungsarbeit aus den USA nahe.
Bild: magicmine / iStock.com
Ketamin ist ein Medikament, das ursprünglich als Narkosemittel entwickelt wurde. Es wird heute auch zur Behandlung von Schmerzen und bei schweren Depressionen eingesetzt. Wegen seiner halluzinogenen Nebenwirkungen wird Ketamin zuweilen als Freizeitdroge missbraucht. Eine aktuelle Studie zeigt jedoch auf, dass Ketamin bei häufigem Konsum die Leber schädigen kann.
Bislang war bekannt, dass der Freizeitgebrauch von Ketamin den Harntrakt schädigen kann. Betroffen sind die Blase und die Niere. Da Ketamin vor allem in der Leber abgebaut wird, stellt sich die Frage, ob die Substanz auch dieses Organ in Mitleidenschaft zieht.
Ein Forschungsteam aus den USA hat dazu die verfügbaren Studien recherchiert, in denen Leberschäden in Zusammenhang mit Ketamin dokumentiert sind. 17 Studien sind in die Analyse eingegangen. Die Forschenden verwendeten ein spezielles Bewertungssystem, mit dessen Hilfe die Wahrscheinlichkeit für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Gabe eines Medikaments und einer Lebererkrankung ermittelt werden kann. Dabei kam heraus, dass in mehreren Fällen die Lebererkrankung wahrscheinlich oder sogar sehr wahrscheinlich durch Ketamin verursacht wurde.
Bianca Thakkar und George Wu erläutern in ihrem Fachartikel, dass insbesondere bei längerer Ketamingabe erhöhte Leberwerte beobachtet wurden, was auf eine akute Belastung der Leber hindeutet. Dies sei beispielsweise bei Patientinnen und Patienten beobachtet worden, die Ketamin über einen längeren Zeitraum zur Schmerzbehandlung bekommen haben. Die gute Nachricht aber ist: Bislang sei kein akutes Leberversagen nach Ketamingabe in der Fachliteratur dokumentiert. Wenn Ketamin abgesetzt wurde, normalisierten sich die Leberwerte in der Regel wieder.
Wird Ketamin zu Freizeitzwecken konsumiert, sieht die Lage etwas anders aus. Ketamin werde dann meist häufiger und in höherer Dosierung eingenommen, als in der klinischen Anwendung, erläutern die Forschenden. Zudem kämen womöglich noch andere Substanzen wie Alkohol hinzu, die zusätzlich die Leber belasten. Studien hätten gezeigt, dass der langfristige Freizeitkonsum von Ketamin schwere Leberschäden nach sich ziehen kann, bis hin zur Leberzirrhose. Dabei wird die Leber irreparabel geschädigt.
Wie genau Ketamin die Leber schädigt, ist noch nicht vollständig geklärt. Eine Rolle spielen vermutlich Störungen in den Kraftwerken der Leberzellen, den Mitochondrien. Dabei wird ein Mechanismus in Gang gesetzt, der als programmierter Zelltod oder Apoptose bezeichnet wird. Auch gibt es Hinweise auf eine Überreaktion des Immunsystems, wodurch Leberzellen geschädigt werden.
Die Forschenden betonen, dass sich die Leber erholen kann, wenn die Anomalie frühzeitig erkannt und die Medikation abgesetzt oder der Konsum eingestellt wird. Entsprechende Leberwerte sind im Blutbild erkennbar. Freizeitkonsumierende ohne solches Monitoring riskieren allerdings, ihre Leber nachhaltig zu schädigen.
Den Konsumierenden empfehlen die Forschenden, sich beim Ausstieg aus dem Konsum gegebenenfalls professionell helfen zu lassen. Erste Anlaufstelle bei Suchtfragen ist die Suchtberatung. Diese kann kostenlos und anonym in einer Suchtberatungsstelle vor Ort oder auch online genutzt werden.
Quelle:
Thakkar, B. & Wu, G. Y. (2025). Ketamine Hepatotoxicity: An Underappreciated Cause of Liver Damage - Analysis by RUCAM. Journal of Clinical and Translational Hepatology, 13 (6), 524-531, https://doi.org/10.14218/JCTH.2024.00478.
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