Kokainrückstände in italienischem Fluss

16.08.2005

In Norditalien wurden große Mengen von Kokainrückständen im Po, dem größten Fluss des Landes und einigen Abwässern nachgewiesen. Dies bedeutet, dass der wahre Kokainkonsum der Italiener deutlich über den bisherigen Schätzungen liegen muss.

Schätzungen über den Kokainkonsum der Bevölkerung werden üblicherweise mittels Umfragen und Polizeistatistiken ermittelt. Doch welchen Wahrheitsgehalt das Kreuz auf dem Fragebogen hat, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Und Statistiken über die Menge an beschlagnahmten Drogen geben vor allem Rückschluss darauf, wie intensiv die Polizei fahndet.

Italienische Forscherinnen und Forscher vom Instituto di Ricerche Farmacologiche Mario Negri in Mailand haben eine neue Methode getestet, um das wahre Ausmaß des Kokainkonsums ihrer Landsleute herauszufinden. Die Forschergruppe untersuchte Wasserproben des Po und aus Abwasserkanälen auf ihren Kokaingehalt und ihre Konzentration an Benzoylecgonin (BE). BE ist ein Stoffwechselprodukt des Körpers, das ausschließlich beim Abbau des konsumierten Kokains entsteht. Es kann im ausgeschiedenen Urin nachgewiesen werden, beispielsweise bei Doping-Tests.

Aus den vorliegenden Konzentrationen berechneten die Chemikerinnen und Chemiker, dass täglich die Rückstände von vier Kilogramm Kokain in den Po gelangen. Diese Menge entspricht 40.000 Einzeldosen (je 100 mg). Vorausgesetzt jeder tausendste Einwohner der Po-Region zwischen 15 und 34 Jahren konsumiert die Droge, müsste jeder von ihnen täglich 27 Portionen Kokain konsumieren.

Offizielle Schätzungen gingen bisher von 15.000 Portionen am Tag aus. „Dies ist ein bemerkenswertes Resultat - und das umso mehr, als unsere Methode und unsere Annahmen den Konsum nur unterschätzen können“, sagt Ettore Zuccato, der Leiter der Studie.

Die Resultate lassen sich übrigens auch nicht dadurch erklären, dass einige Dealer womöglich kurz vor der Entlarvung kalte Füße bekommen und den Stoff ins Klo gekippt haben. Denn dann hätte sehr viel mehr Kokain nachgewiesen werden müssen.

Quellen:

Environmental Health: Originalartikel (PDF, 267KB)
SPIEGEL Online
www.wissenschaft.de
www.scienceticker.info


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