Mischkonsum von Alkohol und Ecstasy besonders schädlich

21.01.2011

Über die Auswirkungen von Ecstasy auf das Gehirn wird viel Forschung betrieben. Doch in der Realität ist der alleinige Konsum von Ecstasy eher die Ausnahme. Verkürzt gesagt: Wer Pillen einschmeißt, säuft und kifft auch gerne - und manchmal alles gleichzeitig. Der Mischkonsum aus Ecstasy und Alkohol ist einer tierexperimentellen Studie zufolge aber deutlich schädlicher, als beide Substanzen alleine.

Leere und halbleere Plastikbecher mit verschieden farbige Getränken nach einer Party

Bild: rowan / photocase.com

Knapp 3.000-mal wurde das Topthema „Wie schädlich ist Ecstasy?“ allein im Juli 2010 auf drugcom.de aufgerufen. Offenbar bewegt die Frage viele Gemüter. Auch die Wissenschaft produziert regelmäßig neue Studien hierzu. Doch erst in jüngster Zeit mehren sich Forschungsarbeiten, in denen auch der Mischkonsum genauer unter die Lupe genommen wird. Denn der alleinige Konsum von Ecstasy ist eine Rarität. Vor allem in der Partyszene ist meist auch Alkohol mit im Spiel. Mischkonsum somit eher die Regel als die Ausnahme.

Versuche an Ratten

Ein spanisches Forschungsteam hat sich des Themas angenommen und im Rahmen einer Studie die Auswirkungen des Mischkonsums von Ecstasy und Alkohol untersucht. Im Fokus standen Jugendliche, da sich ihr Gehirn noch entwickelt und es womöglich sensibler auf neurotoxische Substanzen reagiert als bei Erwachsenen. Da menschliche Versuchsobjekte sich aufgrund ethischer Bedenken verbieten, experimentierten Studienleiter Juan Canales und sein Team mit Ratten im Jugendalter. Den Tieren wurde entweder Alkohol, MDMA (Ecstasy) oder beides injiziert. Die Menge der verabreichten Drogen würden einer niedrigen bis mittleren Dosis bei einem Menschen entsprechen. Eine weitere Gruppe von Ratten bekam nur eine Kochsalzlösung gespritzt und diente als Kontrollgruppe.

Über drei Tage erhielten die jugendlichen Nager so ihre Drogen. Nach weiteren zehn Tagen durften sie sich in einem speziellen Käfig tummeln, von dessen Zentrum aus acht gleich lange Arme abgingen. In vier der Käfigarme wurden Futterpillen platziert. Das Forschungsteam konnte so anhand mehrerer Durchgänge ermitteln, wie gut sich die Tiere merken konnten, in welchen Bereichen des Käfigs das Futter liegt.

Mischkonsum zeigt signifikante Effekte

Es zeigte sich, dass weder Alkohol noch MDMA alleine zu messbaren Lerndefiziten führten. Ratten, die sowohl Alkohol als auch MDMA als Teenager bekamen, machten jedoch deutlich mehr Fehler beim Auffinden der Futterpillen und brauchten somit länger bis sie kapierten, wo es lang geht. Ratten, welche dem Mischkonsum ausgesetzt worden waren, zeigten also schlechtere kognitive Leistungen als Ratten, die zehn Tage vorher nur eine oder keine Droge bekommen hatten.

Untersuchungen der Rattenhirne wiesen zudem auf Nervenschäden im so genannten Hippocampus hin. Der Hippocampus ist eine wichtige Schaltstelle für das langfristige Abspeichern von Informationen.

Weder Alkohol noch MDMA alleine haben somit in niedrigen Dosen einen Effekt auf die Lernfähigkeit gehabt. Würden beide Substanzen jedoch zusammen konsumiert, was in der Partyszene sehr oft der Fall ist, so könnte dieser Mischkonsum langfristige Konsequenzen für die Lernfähigkeit ergeben, schreibt das Forschungsteam in seinem Fachartikel.

Es sei zudem nicht auszuschließen, dass hohe Einzeldosen MDMA ebenso neurotoxisch wirken wie die Kombination von Alkohol und MDMA. Denn Alkohol sei eine Art Verstärker für die neurotoxische Wirkung von MDMA. Dies könne aber erst durch weitere Forschung überprüft werden.

Quelle:
Hernandez-Rabaza, V., Navarro-Mora, G., Velazquez-Sanchez, C. et al. (2010). Neurotoxicity and persistent cognitive deficits induced by combined MDMA and alcohol exposure in adolescent rats. Addiction Biology, 15, 413-423. Zusammenfassung


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