Rauschtrinken verändert Hirnstruktur

31.12.2010

Jammer, mecker, heul … am Neujahrstag zahlt so Mancher die Zeche dafür, mal wieder zu tief ins Glas geschaut zu haben. Der „Kater“ als Konsequenz übermäßigen Alkoholkonsums wird aber immer noch gerne verharmlost. Doch gerade das Rauschtrinken ist schädlich für das Gehirn, besonders bei jungen Menschen. Ein US-amerikanisches Forschungsteam konnte mit Hilfe moderner bildgebender Verfahren sichtbar machen, dass Rauschtrinken bereits im Jugendalter nachweislich zu Veränderungen in der so genannten weißen Substanz führt.

Im Prinzip ist wohl den meisten Menschen bekannt, dass ein Vollrausch nicht gut für das Gehirn ist. Doch die Folgen werden immer wieder gerne verharmlost. Ein „Kater“ tut nicht nur weh, sondern hinterlässt auch Spuren im Gehirn. Denn Rauschtrinken, so das Fazit einer aktuellen Studie, schädigt die weiße Substanz. Als weiße Substanz werden die Leitungsbahnen bezeichnet, die unsere Hirnareale miteinander verbinden. Die Nervenbahnen sind von einer isolierenden Schicht, der Myelinscheide, umgeben, die von außen betrachtet weiß erscheint. Je besser die Nervenbahnen isoliert sind, umso besser werden elektrische Impulse übertragen.

Bei alkoholkranken Menschen, die meist über Jahre hohe Mengen Alkohol trinken, können große Bereiche des Gehirns geschädigt sein, einschließlich der weißen Substanz. Bislang ist aber noch nicht ausreichend erforscht, ab wann diese Schädigung einsetzt. Die US-amerikanische Forscherin Susan Tapert und ihr Team haben daher die Gehirne von 16- bis 19-jährigen Jugendlichen untersucht, die schon Erfahrung mit Rauschtrinken, aber noch kein Alkoholproblem entwickelt haben. Zum Vergleich wurden gleichaltrige Jugendliche herangezogen, die noch nie einen Alkoholrausch hatten, aber im Hinblick auf den Bildungsstand und anderen Faktoren vergleichbar waren.

Mit Hilfe eines speziellen bildgebenden Verfahrens, der Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI), wurden die insgesamt 28 Jugendlichen gründlich durchleuchtet, so dass sich auch kleinste Abweichungen in der Struktur der weißen Substanz nachweisen ließen.

Die Ergebnisse zeigen auf, das Jugendliche umso stärker ausgeprägte Veränderungen in der weißen Substanz aufweisen, je häufiger sie bereits einen „Kater“ infolge von Alkoholkonsum hatten. Hingegen konnte kein Zusammenhang mit der Trinkhäufigkeit und Dauer festgestellt werden. Das bedeutet, dass vor allem Alkoholräusche strukturelle Hirnveränderungen nach sich ziehen können.

Die Autorinnen und Autoren haben damit nach eigenen Aussagen erstmals Hirnveränderungen infolge von Alkoholräuschen bereits bei Jugendlichen nachweisen können. Da die Gehirne von Jugendlichen eine wichtige Umbauphase durchmachen, können strukturelle Veränderungen jedoch weitreichende Folgen für die kognitive Entwicklung haben. In Längsschnittstudien, die aktuell durchgeführt werden, wollen sie schließlich noch erkunden, welche konkreten Folgen dies für die Hirnentwicklung hat.

Quelle:
McQueeny, T., Schweinsburg, B., Schweinsburg, A. et al. (2009). Altered White Matter Integrety in Adolescent Binge Drinkers. Alcoholism Clinical & Experimental Research, 33 (7), 1278-1285. Artikel


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