Mixgetränke aus Energydrinks und Alkohol könnten Hirnchemie verändern

25.11.2016

Eine Studie mit Mäusen deutet darauf hin, dass der Mischkonsum von Energydrinks und Alkohol den Hirnstoffwechsel Jugendlicher nachhaltig verändert könnte. Die Veränderungen würden denen von Kokain ähneln. Eine erhöhte Suchtgefahr im Erwachsenalter könnte die Folge sein, warnt das Forschungsteam.

Leere und halbleere Plastikbecher mit verschieden farbige Getränken nach einer Party

Bild: rowan / photocase.com

Die Mischung macht‘s. Während Alkohol entspannt und die Stimmung hebt, sollen Energydrinks die ebenfalls durch Alkohol hervorgerufene Müdigkeit vertreiben. Als „hellwach betrunken“ wird der Zustand nach ausgiebigem Mischkonsum zuweilen bezeichnet. Doch der Konsum birgt gesundheitliche Gefahren. Studien weisen auf ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislaufprobleme als auch auf Einbußen der kognitiven Leistungsfähigkeit bei jungen Menschen hin.

Veränderungen im Hirnstoffwechsel wie bei Kokain

Ein Forschungsteam aus den USA hat nun im Tierversuch aufzeigen können, dass der Mischkonsum ähnliche Folgen im Gehirn nach sich ziehen kann, wie sie auch bei Kokain auftreten. Das Team hat dazu Mäusen im Jugendalter entweder nur Energydrinks, nur Alkohol oder eine Mischung von beidem verabreicht. Als die Tiere erwachsen waren wurden sowohl ihr Verhalten als auch ihr Hirnstoffwechsel untersucht.

Bei den ausgewachsenen Tieren, die Alkohol und Energydrinks bekommen hatten, konnte ein erhöhter Level eines Proteins namens Delta-FosB nachgewiesen werden. Das Protein gilt als Hinweis auf langjährige Veränderungen in der Hirnchemie, wie sie auch durch Kokainkonsum verursacht werden.

Gleichzeitig konnte das Team Auffälligkeiten im Verhalten der Mäuse beobachten. Wenn die Tiere die Möglichkeit hatten, Kokain zu konsumieren, nahmen sie mehr von der Droge auf als ihre Artgenossen der Kontrollgruppen. Das Forschungsteam nimmt an, dass die Versuchstiere weniger sensibel auf die Wirkung von Kokain reagieren und interpretiert diesen Effekt als eine Art Toleranzentwicklung: Um die gleiche Wirkung zu erzielen, müssen die Tiere mehr Kokain konsumieren.

„Es hat den Anschein, als wenn sich beide Substanzen zusammen genommen über die Schwelle heben, ab der Veränderungen im Verhalten und in der Neurochemie des Gehirns eintreten“, erklärt Studienleiter Richard van Rijn. „Wir sehen einen deutlichen Effekt des kombinierten Konsums, den wir nicht beobachten, wenn die eine oder die andere Substanz allein getrunken würde.“

Abgestumpfte Reaktion des Belohnungssystems

Generell schien die Mixtur aus Energydrinks und Alkohol in der Jugend zur Abstumpfung des Belohnungssystems zu führen. Dies konnte das Team mit einem weiteren Experiment belegen, in dem die Mäuse Zugang zu einem Süßstoff hatten, der ebenfalls das Belohnungssystem anspricht. Das Ergebnis: Die Tiere tranken mehr von dem Süßstoff als Tiere einer Kontrollgruppe.

Zwar wurden die Versuche nur an Mäusen durchgeführt, das Forschungsteam geht aber davon aus, dass sich die Ergebnisse auch auf den Menschen übertragen lassen. Frühere Studien hätten gezeigt, dass das Mäusegehirn ähnlich auf Drogen reagiert wie das von Menschen.

Auf den Menschen übertragen würden die Ergebnisse für ein erhöhtes Abhängigkeitsrisiko sprechen, erklärt das Forschungsteam. Denn eine abgestumpfte Belohnungsreaktion des Gehirns würde vermutlich durch Mehrkonsum ausgeglichen werden. Eine frühere Studie hat bereits Belege dafür erbracht, dass junge Menschen mit einer Vorliebe für Mixgetränke aus Energydrinks und Alkohol, ein erhöhtes Risiko für eine Alkoholabhängigkeit aufweisen.

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